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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Ganerc-Callibsos schroffe Reaktion verriet ihm, dass er ungewollt an dem Geheimnis gerührt hatte, das den Zeitlosen ebenso wie die Puppen umgab. »Ich frage mich, warum du den alternden Puppenkörper nicht verlässt und für dein Über-Ich eine angenehmere Bleibe suchst.«
    »Das ist meine Angelegenheit!«, herrschte der Mächtige ihn an. »Zerbrich dir nicht meinen Kopf!«
    »Du bleibst in dem Körper, obwohl er eines Tages sterben wird«, beharrte der Maskenträger. »Das ist, als würde sich jemand weigern, ein sinkendes Schiff zu verlassen.«
    »Wer sagt dir, dass ich diese Möglichkeit habe?« Ganerc-Callibsos Stimme klang kaum noch verständlich.
    Wortlos verließ der Zeitlose die Lichtzelle. Alaska folgte ihm zum Fluss. Es herrschte Winter, doch schien die Temperatur vergleichsweise mild zu sein. Eisschollen trieben auf dem Wasser vorbei.
    Ganerc-Callibso ging zu einem der Boote. Eine tote Puppe hing quer über den Bootsrand, ihre eine Hand schien angefroren zu sein, der Kopf baumelte nach unten. Sie ist leblos, berichtigte sich der Transmittergeschädigte. Tot ist etwas anderes. Das Cappin-Fragment begann zu zucken, als der Zeitlose die Puppe zu bergen versuchte.
    »Ich möchte wissen, was sie umgebracht hat«, hörte Alaska Callibso murmeln. »Mag sein, dass sie ertrunken oder erfroren ist und sich mit letzter Kraft ins Boot gezogen hat.« Der Zwerg löste die steife Kleidung von dem reglosen Körper. »Sie weist keine Verletzungen auf.«
    »Trotzdem wirkt sie auf mich bösartig.«
    »Du siehst das so. Es liegt daran, dass diese Puppen nur ein Halbleben führen. Es ist meine Schuld; sie sind nicht so lebendig, wie sie sein sollten.«
    »Ich verstehe nicht ... «
    Der Zeitlose hatte offenbar genug gesehen. Er stieß die Puppe in den Fluss zurück, wo sie von der Strömung davongetragen wurde. »Also gut, suchen wir den Schlüssel.«
    Der hangaufwärts führende Pfad, näher an der Stadt als am Fluss gelegen, war kaum mehr zu erkennen. Langsam stiegen sie den zeitweise eisglatten Hang hinauf. Nach einer Weile begann der ehemalige Mächtige zu reden.
    »Als ich mir diesen armseligen Körper holte, fand ich überall nur leblose Puppen. Es war ein schrecklicher Anblick. Ich habe sie geschaffen, als mir noch die Möglichkeiten eines Mächtigen offen standen, und seither fühle ich mich für sie verantwortlich. Vor Mitleid ist es dann geschehen ... «
    »Was ist geschehen?«, drängte Saedelaere, als Callibso erneut in betretenes Schweigen verfiel.
    Der Zwerg wandte ruckartig den Kopf. »Ich gab einen Teil meines Über-Ich ab, um die Puppen wieder in Gang zu setzen. Sie wirklich zu beseelen, reichte meine Kraft nicht aus. Aber sie bekamen von mir so viel Energie, dass sie auf eine seelenlose Art wieder zu funktionieren begannen.«
    »Die Puppen und dein Geist ... ? Das heißt, alle sind ein Teil von dir?«
    »Die Kraft des Geistes ist stärker als jede andere. Der Geist hat die Materie erzeugt und nicht umgekehrt, wenn er stark genug ist, beherrscht er die Materie. Ohne diese Kraft hätte ich die Puppen nicht erschaffen können.«
    »Warum hast du sie wiedererweckt? Obwohl du wusstest, dass sie nur eine Meute seelenloser Kreaturen bleiben würden? Und hast du wirklich so viel Kraft geopfert, dass du deinen jetzigen Körper nicht mehr verlassen kannst und vielleicht sogar die Unsterblichkeit verlierst? Wofür willst du dich bestrafen, Ganerc-Callibso? Dafür, dass du einst die anderen Mächtigen verlassen hast? Oder hat dich das Leiden Bardiocs betroffen gemacht?«
    Alaska erwartete keine Antwort. Was ihm wirklich zusetzte, war das Wissen, dass nicht einmal die Mächtigen aus dem Verbund der Zeitlosen, die mit ihren Sporenschiffen das Leben im Universum ausgesät hatten, fehlerfrei waren. Ihre Macht hatte sich auf eine hochgezüchtete Technik gestützt, aber eines Tages würden auch die Menschen über solche Mittel verfügen. Nur durften sie nicht der Versuchung anheim fallen, dann Gott spielen zu wollen.
    Alaska Saedelaere führte den Gedanken lieber nicht zu Ende. Eine verständliche Scheu hinderte ihn daran, an Dingen zu rühren, die besser im Verborgenen blieben. Er suchte nach einem Vergleich kosmokratischer Technik zur terranischen. Das Einzige, was ihm in den Sinn kam, war ein Steinzeitwesen, das eben erst begonnen hatte, Feuerstein zu einem Faustkeil zu schlagen, und das sich plötzlich all den Wundern gegenübersah, die an Bord eines Raumschiffs längst alltäglich waren.
     
     
    Der Zeitbrunnen

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