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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Vorgänge reagiert. Der Sturz durch den Frostrubin mag diese ungewöhnliche Starre ausgelöst haben. Deine Finger bohren sich in die Augen- und Mundöffnungen der Maske und heben sie hoch. Nur einen flüchtigen Moment lang zögerst du, bevor du dir die Kunststoffschale wieder aufs Gesicht drückst. Das ist schon ein Ritual nach jeder Schlafperiode, an das du keinen Gedanken mehr verschwendest. Du ziehst die dehnbaren Schleifen nach hinten über die Ohren und rutschst die Maske noch einmal prüfend zurecht. Sie ist zugleich dein Schutz vor allzu zwischenmenschlichen Beziehungen. Früher haben sich die Menschen in Rüstungen gezwängt, das war eine Zeit, in der du gerne gelebt hättest. Deine Rüstung ist dieses gebogene Stück Kunststoff. Es liegt heute allerdings lose auf.
    Mit der Maske vor dem Gesicht ist alles wie immer. Du schwingst dich aus dem Bett, bewegst die Arme, um den Kreislauf auf Trab zu bringen, und gehst in die Nasszelle. Mit einer knappen Geste schaltest du diesmal aber die Ultraschalldusche ab.
    »Spiegelfunktion!« Deine Stimme klingt belegt. Oder bewirkt das nur der Hall in der vergleichsweise engen Zelle? Sonst schweigst du nämlich immer.
    Das Abbild eines Traumstrandes ringsum verblasst. Du hast nie danach gefragt, welche Welten das Standardprogramm zeigt. Heute ist es ein endlos anmutender türkisfarbener Sandstrand im Schein zweier blauer Sonnen. Die exotischen Bäume werfen geteilte, unterschiedlich stark ausgeprägte Schatten.
    Der Spiegel stabilisiert sich ohne blendende Lichteffekte. Alles ist wie immer; durch die Augenschlitze der Maske ein wenig im Blickwinkel eingeschränkt, siehst du die hagere, in letzter Zeit beinahe dürr gewordene Zwei-Meter-Gestalt. Die starre Maske grinst dich an. Sie ist lediglich ein wenig nach unten verrutscht und gibt mehr von deinem Haaransatz frei, als wünschenswert ist.
    Zögernd greifst du zu, willst eines der Bänder abhaken. In dem Moment fährst du zusammen. In deinem Körper hat sich etwas bewegt. Sekundenlang stehst du wie erstarrt und lauschst in dich hinein, aber die Bewegung wiederholt sich nicht. Du reagierst überreizt, und das ist kein Wunder. Willst du nun wissen, was geschehen ist, oder nicht?
    Du öffnest den Verschluss, klappst die Plastikschale langsam nach vorne. Das Fragment ist nicht mehr da! Du ziehst die Hand abrupt zurück, die Maske pendelt zur Seite, löst sich auch vom anderen Ohr und fällt zu Boden. Ein dumpfes, hallendes Geräusch begleitet den Aufprall. Du achtest kaum darauf, denn in dem Moment siehst du ein Gesicht, das du zuletzt im Jahr 3428 alter Zeitrechnung gesehen hast.
     
     
    Die BASIS war ein gewaltiges Schiff, neben der SOL das bedeutendste Fernraumschiff, dass Menschen je gebaut hatten. Allein der diskusförmige Grundkörper durchmaß neun Kilometer bei einer größten Höhe von drei Kilometern. Der umlaufende Ringwulst war mit seiner Dicke von eintausendfünfhundert Metern auch nicht gerade klein zu nennen. usammen mit dem Bugsegment und dem entgegengesetzt angeflanschten Triebwerkssektor brachte es die BASIS auf eine beachtliche Gesamtlänge von vierzehn Kilometern.
    Das Schiff, bereits während der Aphilie geplant und in Auftrag gegeben, war seit dem Jahr 3586 in Dienst. Mit den neuen und vor allem schnellen Metagrav-Triebwerken ausgestattet, hatte die BASIS als Flaggschiff die Galaktische Flotte zum Frostrubin geführt.
    12.260 Besatzungsmitglieder lebten und arbeiteten an Bord, und jeder, fürchtete Alaska Saedelaere, würde ihn anstarren wie das sprichwörtliche Wesen vom anderen Stern. Er wusste schließlich selbst, dass er übel aussah.
    Nach mehr als einem halben Jahrtausend hatte seine Gesichtshaut jede Struktur verloren. Sie war weiß und zäh wie Kerzenwachs geworden, als hätten sich die Zellen umstrukturiert. Zudem wirkte die Haut glatt, beinahe wie poliert. Falten oder feine Äderchen hatte Saedelaere vergeblich gesucht, ja selbst Poren waren kaum zu erkennen.
    Ob seine Nase wirklich immer schon so flach und schmalrückig gewesen war, vermochte er nicht zu sagen. Irgendwie passte sie nicht zu ihm, er mochte sie nicht, diese Nase, die zudem wie aufgeklebt wirkte.
    Auch die Lippen hatten sich zurückgebildet, waren nur noch schmal und ebenso blutleer wie alles andere.
    Im ersten Erschrecken hatte Alaska die Wangen heftig massiert und die Finger in diese Porzellanhaut hineingekrallt. Jetzt tobte sein Gesicht, aber es war nach wie vor nicht durchblutet.
    Für den Weg zur Zentrale hatte er die Maske

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