PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
ungewöhnlichen Schicksal erzählt. Ab und zu konnte ich deshalb nach dir sehen, weil ich wissen wollte, was mit dir geschieht. Du bist unglücklich geworden, mein Freund. Früher glaubtest du nur, unglücklich zu sein, aber heute bist du es wirklich.«
Er nickte schwer. »Ich habe einen einzigen Wunsch, Kytoma. Kannst du das Fragment in mein Gesicht zurückholen?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
»Dann kann mir niemand mehr helfen«, stöhnte Alaska.
»Wir könnten dich zu uns holen. Mein Volk wäre einverstanden.«
Er entsann sich der Stadt — Xanadu hatte er sie genannt, doch das war nicht ihr wirklicher Name —, die ihn fast nicht mehr freigegeben hätte. Er empfand nicht das geringste Bedürfnis danach, erneut in die Nähe einer solchen Siedlung zu geraten.
»Die Stadt war einsam«, sagte Kytoma, als wisse sie um jeden seiner Gedanken. »Sie war so furchtsam wie du und deshalb ebenso aggressiv. Leider habe ich das nicht sofort erkannt. Aber mein Volk befindet sich längst an einem anderen Ort.«
»Könnt ihr mich zu dem Menschen machen, der ich früher war?«
»Ich weiß es nicht, und das wäre wohl ein Schritt zurück. Aber wir können dir helfen, deinen Zustand zu überwinden.«
»Was für ein Traum«, murmelte Ygaph. Sein Blick pendelte unaufhörlich zwischen Kytoma und dem Terraner hin und her.
»Werde ich jemals zurückkehren können?«, fragte Alaska.
»Auch das weiß ich nicht«, antwortete Kytoma wahrheitsgemäß.
»Ich kann nicht einfach gehen.« Oder doch? Was hielt ihn zurück? Alaska erschrak über den eigenen Zwiespalt. Er hatte immer schon die Menschen verlassen wollen, es aber nie fertig gebracht. Und jetzt, da sich ihm wirklich die Chance bot, zögerte er. Warum? Er wusste es nicht. Es ging nicht um sein Leben; er war auch nicht so vermessen, zu glauben, dass die Menschheit ihn brauchte. Andere, fähiger als er, würden seinen Platz einnehmen. Es war ein Hauch von Wehmut, der ihn zögern ließ. Schlicht und einfach die eigenen Gefühle standen ihm im Weg.
»Wie stellst du dir deine Zukunft vor?«, wollte Kytoma wissen. »Wenn du bleibst, wirst du früher oder später wirklich den Verstand verlieren. Und wenn das Cappin-Fragment dich nicht zerstört, wirst du das selbst besorgen.«
Was sie sagte, war richtig. Er wusste es. Aber er kannte ihr Volk nicht. Er wusste nicht einmal, wer Kytoma wirklich war. Stets hatte er sie nur als hageres Mädchen gesehen, barfüßig und mit langem Haar, weiblich, doch zugleich auf seltsame Weise geschlechtslos. Ihr Volk hatte vor undenklich langer Zeit einen Sternenschwarm gebaut, und sie war als Wächterin zurückgeblieben. Wieso war sie für ihn überhaupt ein Mädchen? Kytoma musste uralt sein.
»Komm zu uns!«, forderte sie ihn auf. »Du kannst in deiner Welt nicht bleiben, schon gar nicht in deinem momentanen Zustand.«
»Wenn ich mit dir gehe, wäre das auch eine Art von Selbstmord.« Kytoma schwieg. »Und wie stellst du dir das vor?«, fuhr er in einem plötzlichen Anfall von Euphorie fort. »Hast du ein Raumschiff für mich?«
Kytoma lachte leise. »Ich bin selbst nicht einmal körperlich erschienen. Der Loolandre ist für mein Volk nur sehr schwer erreichbar. Aber du übersiehst, dass das Fragment in dir mehr als ein Organklumpen ist. Es ist die Energie eines Cappins, die zu einem Pedotransfer anregt. Es wird uns helfen, dich zu holen.«
»Ihr seid nicht sicher?«, rief der Transmittergeschädigte fassungslos. »Es muss einen anderen Weg geben.«
Lärm brandete auf, bevor Kytoma antworten konnte. Mehrere der Fremden schleppten eine Gestalt im SERUN heran, die Alaska sofort erkannte. Sie hatten Carfesch ebenfalls gefangen.
Zum ersten Mal seit langem schien sich das Fragment wieder ruhig zu verhalten. Nachdem sie gegenseitig berichtet und die Plegick-Trofen, wie sich Ygaphs Volk nannte, wissbegierig zugehört hatten, erklärte Alaska, dass Kytomas Nähe einen beruhigenden Einfluss auf den Organklumpen ausübte. Carfeschs Frage nach Kytoma überging er mit der Bemerkung, später alles erklären zu wollen. Später? Dabei wusste Alaska selbst nicht, ob es ein »Später« jemals geben würde.
Carfesch erklärte, dass die Plegick-Trofen sie für Eindringlinge hielten und vielleicht töten würden.
»Bist du eine Projektion und trotzdem verletzlich?«, platzte Saedelaere heraus.
»Du bist verletzlich, mein Freund«, antwortete der Sorgore.
»Die Welt wird ohne mich weiter existieren.«
»Heißt das, dir ist egal, was
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