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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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durch das für sie unbegreifliche Medium des übergeordneten Hyperraums ans Ziel geschickt zu werden. Seit ein Boulevard-Medium vor Jahren mit der Behauptung für Furore sorgte, jeder Transmitterdurchgang sei ein freiwilliger Suizid und die im Empfangsbogen ankommende Kreatur lediglich eine schlechte Kopie, sehen manche Leute technische Errungenschaften plötzlich mit gemischten Gefühlen. Dabei waren ausschließlich handfeste wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für diese unverantwortliche Berichterstattung. Ethische oder biologische Probleme gibt es in Wahrheit nicht.
    Natürlich können schlecht gewartete Transmitter gefährlich sein. Aber das trifft ebenso auf jeden Antigravschacht zu, auf Gleiter im Personenverkehr und alle sonstigen Dinge, die seit Jahrhunderten aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken sind. Auch der Einfluss von Hyperstürmen und anderen kosmischen Faktoren ist bekannt; dafür gibt es die permanente Überwachung. Energetische Sturmfronten im Bereich einer Transmitterstrecke bewirken deren sofortige Stilllegung. Die Gesetzgebung des Solaren Imperiums lässt in solchen Fällen keinerlei Ermessensspielraum, denn die Sicherheit des Individuums steht an erster Stelle.
    Du durchschreitest das Energiefeld wie einen hauchdünnen Vorhang. Es gibt keine andere Empfindung dabei als die eines flüchtigen kühlen Lufthauchs. Personen, die sich verkrampfen oder noch nie einen Transmittersprung erlebt haben, können durchaus Orientierungsschwierigkeiten bis hin zum vorübergehenden Bewusstseinsverlust erleben. Aber das ist für dich längst Routine. Ein einziger Schritt lässt dich Hunderte Lichtjahre überwinden und in der Transmitterhalle von Peruwall materialisieren.
    Doch diesmal ist etwas anders.
    Du spürst einen Schlag. So heftig wie den Aufprall auf eine massive Wand. Allein das ist schon unmöglich.
    Außerdem bleibt es dunkel um dich her. Obwohl du längst wieder in der Helligkeit stehen solltest.
    Dir wird schnell bewusst, dass du ein Problem hast.
    Was ist geschehen?
    Du träumst. Das ist das Erste, was dir dazu einfällt. Ausgerechnet heute hält dich ein Albtraum im Bann. Aufstehen, Alaska! Die Weckautomatik deiner Unterkunft hat versagt. Wenn du nicht rechtzeitig auf Peruwall ankommst ...
    Siedend heiß fällt dir ein, dass du seit Mitternacht Standardzeit nicht mehr im Dienst bist. Es ist völlig egal, wann du die Heimreise antrittst. Du hast jetzt Zeit, Alaska, einige Monate, in denen dich keine Termine antreiben.
    Unsinn. Du bist längst wach und auf dem Weg — derart reale Träume gibt es nicht. Du hast den Transmitter betreten, wurdest entstofflicht und bist am Ziel angekommen. Andernfalls gäbe es diese Gedanken nicht: Geh vorwärts, Alaska! Nicht im Bereich des Materialisationsfeldes stehen bleiben!
    Worauf wartest du?
    Du reagierst verwirrt. Und ungläubig zugleich. Du stehst da wie angewurzelt, und alles Mögliche rast dir durch den Sinn.
    In deiner Verwirrung beginnst du zu zählen. Also verstreicht Zeit. Oder ist auch diese Empfindung so relativ wie dein Gefühl, nicht vollständig materialisiert zu sein?
    Du versuchst, einen Arm zu bewegen, und glaubst auch, dass du es schaffst. Doch als du mit der anderen Hand zugreifen willst, gleiten deine Finger ins Leere. Das ist der Moment, in dem Panik in dir aufsteigt.
    Alles Mögliche rast dir durch den Sinn. Sende- und Empfangsbereitschaft standen auf Grün. An der Technik kann es nicht liegen, dass du hier ...
    ... zeitlos ... ?
    ... körperlos ... ?
    ... existierst. — Was auch geschehen sein mag, du bist zum Warten verurteilt. Etwas anderes kannst du nicht tun. Du glaubst an einen unbekannten Einfluss, der den zeitlosen Transportvorgang verändert. Soweit du dich entsinnst, hat die Literatur etliche Phänomene parat, deren Erklärungsversuche im Laufe von Jahrzehnten präzise geworden sind. Da ist von Novae, Supernovae und Gravitationsstürmen die Rede. Zum Teil gehen die Fakten noch auf alte Erkenntnisse der Akonen zurück. Arkonidisches Material hingegen ist selten, immerhin waren im Bereich ihres Imperiums Transmitter über lange Zeit hinweg verpönt.
    Du wartest.
    Und die Ungewissheit nagt an dir. Sie kriecht in dir empor und vergiftet dich mit ihren Zweifeln.
    Plötzlich frierst du. Es ist die Kälte der Unendlichkeit, die dich lähmt.
    Lange hältst du diesen Zustand nicht mehr aus. Du schreist, tobst, willst um dich schlagen, aber du kannst es nicht. Deine Gehirnströme verklingen im Nichts. Was bist du noch, Alaska

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