PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
langer Zeit in der Milchstraße Experimente vornahm. Was sie taten, gefällt dir nicht, das spürst du instinktiv. Aber er ist auf der Suche nach noch älteren Relikten, nach Artefakten, die sogar die Lebensspanne von Sonnen überdauern.
Du glaubst plötzlich, dass du phantasierst. Sauerstoffmangel lässt deine Gehirnzellen absterben. Allmählich gerätst du in Panik.
Du schreist, beginnst um dich zu schlagen und verkrallst dich in dem anderen. Inzwischen fragst du dich verzweifelt, wo du bist. Ist die Schwärze ringsum wirklich lichtlos? Endlich erkennst du, dass dir alle Bezugspunkte fehlen, die irgendwann einmal etwas bedeutet haben.
Hattest du dir bis eben noch einen Rest von Selbstherrschung bewahrt, so ist es nun endgültig um dich geschehen. Kraftlos lässt du dich treiben. Du bist am Ende, resignierst, willst nur noch sterben.
Mit einem Mal ist alles anders. Dein böser Traum verweht, denn du spürst wieder Boden unter den Füßen. Dennoch musst du dich überwinden, die Augen zu öffnen, die du voll Panik geschlossen hast. Du hast immer noch Angst. Nackte, kreatürliche Angst.
Endlich überwindest du dich. Vor allem, weil dir der Fremde unerträglich nahe ist.
Was du siehst, raubt dir den Atem. Es ist gigantisch, imposant ... Du hast das Paradies erreicht, glaubst du, und das kindliche Staunen noch nicht verlernt. Rings um dich breitet sich die Schöpfung aus. Du fühlst dich mit ihr im Einklang. Als würdest du mit jedem Atemzug die Unendlichkeit und den Sternenstaub in dich aufnehmen.
Die samtene Schwärze ist fühlbar. Myriaden Lichter in sie eingebettet wie ein filigranes Gespinst, hier dichter zusammengeballt, dort mit größeren Abständen. Sobald du näher hinsiehst, erkennst du in jedem dieser Lichter eine spiralartige Struktur. Viele siehst du genau von oben, und du erkennst ihren dichten, hell strahlenden Kern. Manchezeigen dir nur ihre staubverhüllte Seite. Die Vielfalt bleibt indes unüberschaubar.
Galaxien!, erkennst du die Wahrheit. Wie klein und unbedeutend erscheint dir angesichts dieses Sternenmeeres jedes menschliche Dasein.
Du genießt diesen Anblick. Und du glaubst, ordnende Strömungen zu spüren. Alles scheint zu leben und zu atmen wie ein überdimensionaler Organismus ...
... dabei kann dies nur ein Teil des Universums sein. Deines Universums wohlgemerkt. Du erinnerst dich an wissenschaftlich-technische Arbeiten über die Theorien eines Multiversums. Als bodenständiger Techniker hast du solche Vermutungen immer in den Bereich der Metaphysik abgewälzt: Universen wie Schaumblasen. Tausende, die einander an unterschiedlichen Punkten berühren, von denen viele wachsen und sich ausdehnen, während andere schon wieder im Schrumpfungsprozess begriffen sind. Wie Seifenblasen durchdringen sich manche sogar, werden eins miteinander und festigen ihre gemeinsame Hülle.
Unbewusst hast du soeben einen Fuß nach vorne gesetzt. Schon machst du den nächsten Schritt — als steuere ein anderer deinen Körper.
Der Fremde? Überrascht starrst du auf deine Füße, die sich materialisiert haben. Du siehst die wadenhohen Stiefel mit der dicken Profilsohle. Die Stiefelschäfte schließen nahtlos mit deiner Hose ab. Endlich ist der Transmittersprung beendet.
Dein Ziel hast du dennoch nicht erreicht.
Du trägst keinen Raumanzug. Instinktiv hältst du den Atem an. Aber falls wirklich ein Vakuum herrschen würde, könntest du diesen Gedanken nicht mehr fassen. Dann würde dein Blut schon in den Adern kochen und dich töten.
Sekunden später kannst du nicht mehr anders, als keuchend einzuatmen. Die Luft hat einen eigenartigen Beigeschmack. Technisch, glaubst du, und irgendwie metallisch. In den Maschinenräumen großer Raumschiffe riecht es ähnlich, sobald Energieemissionen Luftmoleküle ionisieren.
Während du den nächsten Schritt gehst, gewinnst du den Eindruck, dass ein hauchzarter Schleier über den Galaxien liegt. Was du als Dunst zu erkennen glaubst, muss die schwache Lichtbrechung eines Energiefeldes sein, das dich in einiger Distanz umgibt. Es hindert die Atemluft am Entweichen.
Auch der Widerstand unter deinen Füßen bekommt Kontur, als schreitest du über einen rau zugehauenen Boden. Holz, ist dein erster Eindruck, aber der ist so lachhaft, dass du gar nicht anders kannst, als in die Knie zu gehen und mit der Hand über das Material zu streichen.
Eine lautlose Stimme in dir schreit eine Warnung. Du schrickst zusammen und verlierst fast den Halt. Im letzten Moment kannst
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