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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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ihre Schürze achtlos auf die Bank fallen und stürmte aus dem Verschlag. Die Tür knallte hinter ihr zu, ließ die gesamte Konstruktion wanken.
    Venron starrte einige Augenblicke lang auf den Zugang, legte dann seine Schürze sorgfältig zusammen und schob sie und die Handschuhe in die dafür vorgesehenen Fächer. Dann ging er zu Melendas achtlos hingeworfener Schürze und wiederholte den Vorgang.
    Er tat es wider besseres Wissen. Niemand würde den Materialraum vor der nächsten Schicht betreten, und die begann erst am Morgen. Doch Venron brachte es nicht fertig, über seinen Schatten zu springen. »Verschwendung ist unser Untergang!«, hatte man ihm von Kindesbeinen an gelehrt. »Unsere Ressourcen sind endlich - und knapp!« Du gibst einen schönen Verräter ab!, dachte er. Räumst vorher noch mal auf?
    Venron verließ den Verschlag. Es dämmerte bereits. An einen Pfosten in der Nähe lehnte ein Fahrrad. Er tippte auf das Lenkerdisplay und bekam ein Freizeichen. Gut. Auf diese Weise würde es schneller gehen. Venron fuhr los, kreuzte mit der Vertrautheit langer Jahre durch das Gewirr der Wege, das sich durch die Felder und Gärten des Außendecks zog. Er genoss den Fahrtwind, der ihm über die Haut und durch die Haare strich. Auf dem Rad war es einfach, die hohe Schwerkraft zu vergessen, die ihn zu Boden ziehen wollte.
    Die Schwerkraft ließ die Glieder bei der Arbeit rasch ermüden. Ab Mittag dachten die meisten Metach nur noch daran, Luft zu schöpfen, und an das Mitteldeck, auf das sie nach ihrer Schicht zurückkehren durften.
    Venron begegnete in langen Abständen anderen Metach. Um diese Zeit waren nur wenige unterwegs, man saß beim ausgedehnten Abendessen im Kreis des Metach'ton. Wieso die Zeit auf dem Außendeck verschwenden, wo es nur Schweiß und harte Arbeit gab? Er winkte den Passanten grüßend zu. Venrons Puls schlug hart, beruhigte sich erst wieder, als er um eine Biegung fuhr und der Ruf »Halt, was treibst du da eigentlich?« ausblieb.
    Und er unterblieb nicht nur einmal, sondern mehrmals. Man nahm ihm ab, was zu sein er vorgab: ein etwas versponnener Metach, der sich nach seiner Schicht die Zeit mit einer Spritztour vertrieb. Schlimmstenfalls eine harmlose Laune.
    Niemand sah in ihm den Verräter.
    Venron bemerkte in der Ferne den Umriss einer jungen Frau auf einem Rad. Sie hatte den Oberkörper weit nach vorn gebeugt, um einen geringeren Luftwiderstand zu bieten.
    Er riss auf der Stelle den Lenker herum und schoss auf dem bockenden Rad zwischen die Reihen der Sträucher, die zu seiner Linken standen. Er glitt aus dem Sattel, drehte sich so, dass er den Weg sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden, und rührte sich nicht mehr, bis die Frau ihn passiert hatte.
    Es war Denetree. Sie hatte ihr Haar zu einem Knoten zusammengebunden, wie üblich, wenn sie ihre Runden drehte. Ihre Beine hoben und senkten sich in schnellem Rhythmus. Sie fuhr einen hohen Gang, um den Muskelaufbau zu fördern, aber auch um jederzeit ruckartig beschleunigen zu können.
    Venron wartete beinahe eine halbe Stunde, bis er sich wieder aus den Sträuchern wagte. Er hätte es nicht geschafft, seiner Schwester gegenüberzutreten. Sie hätte seinen Plan erraten, ihn aus seinem Gesicht abgelesen, aus seiner Körpersprache. Und hätte darauf bestanden, ihn zu begleiten...
    Doch das war unmöglich. Venron wusste nicht, was ihn erwartete. Er würde Denetree später aufsuchen. Und sich bei ihr dafür entschuldigen, dass er sich nicht verabschiedet hatte.
    Ich habe für sie getan, was ich konnte, versuchte er sich zu trösten. Er würde gehen, aber sein Fortgang würde nicht spurlos bleiben, dafür hatte er gesorgt.
    Venron setzte seinen Weg fort, machte schließlich an einem Unterstand Halt. Es war eine simple Plastikkonstruktion; ein Dach, das auf vier dünnen, ungefähr mannshohen Pfosten stand. Selbst ein leichter Sturm hätte den Unterstand davon gerissen, aber Stürme waren unbekannt. Der Unterstand musste vor dem künstlichen Regen schützen, das genügte.
    Venron lehnte das Rad gegen einen der Pfosten, schaltete es frei, damit jemand anders, der zufällig vorbeikam, es benutzen konnte, und ging in die Knie. Eine dünne Schicht aus vermoderndem Gras und anderen Pflanzenhalmen bedeckte den Boden des Unterstands. Venron strich sie zur Seite und entblößte das nackte Metall. Nahe der Mitte der Fläche fand er, wonach er suchte: ein zerkratztes Display. Selbst in der inzwischen hereingebrochenen Nacht genügte seine Leuchtkraft,

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