PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
hielten ihre Frisur in ständiger, schlangenähnlicher Bewegung. Sie verbeugte sich, öffnete den Mund und bewegte lautlos die Lippen.
Der Syntron des Drunken Sailor erfasste ihre Bewegungen und setzte sie in Gesang um. Alemaheyu hörte »Watchtower«, wie er es noch nie gehört hatte: in einem wunderbar vollen, rauen Gesang. Überwältigend weiblich. Überwältigend leidenschaftlich.
Das akonische Publikum hielt es keinen Augenblick länger auf den Stühlen. Männer und Frauen sprangen auf, feuerten Eniva an, riefen immer lauter: »Plejbek! Plejbek! Plejbek!«
Frenetischer Beifall ergoss sich über Alemaheyu und Eniva. Die Terraner klatschten und johlten, die Akonen stampften und johlten.
»Zugabe! Zugabe! Zugabe!«, kam von allen Seiten, als ihr erstes Stück endete.
Es war eine unnötige Aufforderung. Alemaheyu und Eniva dachten nicht im Traum ans Aufhören. Jetzt nicht mehr. Abwechselnd spielten sie akonische und terranische Stücke, ließen sie schließlich immer mehr ineinander fließen.
Niemand im Drunken Sailor hielt es mehr auf den Stühlen. Akonen und Terraner tanzten überall: im Saal, auf den Tischen auf der Bar und ein paar, die Antigravs mitgebracht hatten, an der Decke.
Nur ein Bereich blieb verschont: der Mittelgang, die Grenze zwischen den beiden Mannschaften. Niemand wagte es, dort zu tanzen, geschweige denn, ihn zu überqueren.
Alemaheyu, der sich nach über einem Dutzend Stücken vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnte, glaubte bereits, dass es dabei bleiben würde, als etwas geschah, was ihn mehr verwunderte, als es das Auftauchen einer ganzen Flotte lemurischer Generationenschiffe getan hätte: Sharita stand auf, knöpfte ihre Uniformjacke auf und hängte sie akribisch gerade über den Stuhl. Sie ging einige Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang auf die Bühne, auf den Lippen einen Schrei, den Alemaheyu nicht so recht einordnen konnte: »Karaoke!«
Alemaheyu sollte an diesem Abend, der zur längsten Nacht wurde, seine Bedeutung kennen lernen. Er und die Besatzungen der PALENQUE und LAS-TOOR, die im Morgengrauen zu ihren Schiffen zurückwankten, in gemischten Gruppen von fünfen, vieren, dreien oder auch zweien. laut grölend oder mit anderem, Stillerem beschäftigt.
Der Funker war der Letzte, der an Bord der PALENQUE zurückkehrte. So erschöpft, aber auch so gelöst wie noch nie in seinem Leben, nicht zuletzt wegen des Kusses, den ihm Eniva auf die Lippen gehaucht hatte, bevor sie in ihrer Kabine auf der PALENQUE verschwunden war. Alemaheyu nahm ihn als ein Versprechen auf eine höchst erfreuliche Zukunft.
Als er durch den Hangar der PALENQUE wankte, zwickte er sich in den Arm, wie um sicherzugehen, dass er die vergangenen Stunden nicht geträumt hatte - und knallte mit dem Kopf gegen eine Metallwand.
Der Funker taumelte zurück.
»Alemaheyu, pass auf, das Ding ist härter als dein Kopf!«, kam eine Stimme von der Seite. Der Funker verdrehte den Kopf und glaubte Hayden Norwell zu erkennen, der freiwillig auf der PALENQUE zurückgeblieben war.
»Was. welches Ding?«
Und dann, als seine Sicht wieder an Schärfe gewann, sah er sie: Im
Hangar der PALENQUE ruhte eine nagelneue Space-Jet, das Beiboot, auf dass sie seit Jahren vergeblich gewartet hatten.
»Das. das. ist. «
». eine Space Jet«, half ihm Norwell aus.
»Wie kommt sie hierher?«
»Oh, ich dachte, wir können sie bestimmt gut gebrauchen. Also habe ich Kontakt zu den Schiffseignern aufgenommen, mit ihnen vernünftig geredet und. den Rest siehst du ja.«
Alemaheyu nickte. »Ja, sehe ich.«
Ein Schiff voller Lemurer; die Aussicht auf weitere Funde, die sie alle reich machen würden; Menschen, die ihm zujubelten; Akonen, die gar nicht so übel drauf waren, in einem Fall sogar überhaupt gar nicht; Sharita, die sich gehen ließ; Perry Rhodan, der ihn wie einen alten Kumpel behandelte - und jetzt noch eine Space-Jet für die PALENQUE, spendiert von den knauserigen Eignern.
Nichts war mehr unmöglich.
Alemaheyu fragte sich, was für eine Überraschung sie als Nächstes erwarten würde.
E N D E
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