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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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unbedingten Zuverlässigkeit zweifelte.
    Auf einem Tischchen, zwischen Glaskolben, einem Krug, Erdproben, Kunststoffbechern und verschiedenen Pilzkulturen flackerte ein Flämmchen. Aus einer Schale mit braunem Pflanzenfett ragte ein Docht aus ölgetränktem Jakulentenmark. Wenige offene Flammen, die Sauerstoff verbrannten, waren während dieses Zyklus erlaubt; die Anzeigen sämtlicher Sauerstofftanks standen auf »voll«. Fahlweiße Humuskäfer krochen im Bereich der Helligkeit umher. Rasturi griff nach einem Ast und zog sich in die Höhe, dann entledigte sie sich mit raschen Bewegungen ihrer Kleidung. Das dünne Gewebe ringelte sich um ihre nackten Füße.
    Kalymel starrte ihren schlanken Körper an. Obwohl er und Rasturi vor drei Jahren wegen des Risikos, ein krankes oder absonderlich mutiertes Kind in die Welt aus Metall zu setzen, Langzeit-Verhütungsmittel implantiert hatten und er jede Handbreit ihrer Haut kannte, strahlten seine Blicke unverhohlene Bewunderung aus. Seine Gedanken setzten plötzlich aus, und danach kreisten sie nicht mehr um die Angst vor der Zukunft.
    Die linke Hälfte des haarlosen Kopfes bis zum Kinn bestand aus goldbraunem Chitin. Daumengroße Schuppen bedeckten die Schulter und den linken Oberarm; Finger- und Fußnägel schimmerten weiß, auch sie bestanden aus dieser exotischen Substanz. Winzige Silberpartikel funkelten in der Haut der vollen Brüste. Rasturi und Kalymel waren gesunde Mutationen, und wie viele andere ihrer Art verstanden sie sich als Positivmuties. Ihre Gruppe umfasste etwa ein Drittel aller Überlebenden. Die Wahrscheinlichkeit, negative Mutanten zur Welt zu bringen, lag beängstigend hoch.
    Kalymel streifte die Hose über die Knie und nahm die Hand seiner Gefährtin. In den Decks oberhalb und unterhalb der Oase breitete sich dumpfer Lärm aus; die Abdeckungen der Bremsabsorber schoben sich zur Seite und rasteten endlich ein.
    »Komm, Schönste«, sagte er. Der zuckende Widerschein der Fettflamme ließ die Schlangenschuppenhaut seiner Ellbogen, der Knie und des Brustschildes in mehreren Farben schillern. Sie hätten sich in ihren Kabinen lieben können, schätzten bisweilen aber die romantische Variante. Strahlende Bilder aus dem Historiegespinst tauchen vor seinen geschlossenen Augen auf. »Wir stellen uns wieder vor, dass wir uns unter freiem Himmel lieben, an einem Strand aus gelbem Sand, im kühlen Schaum der Brandung.«
    Sie streckte sich neben ihm aus und wartete auf seine Berührungen. Während sie in einen langen, tiefen Kuss. versanken und einander zu streicheln begannen, träumten sie sich aus der gewohnten Umgebung hinaus in eine Welt, die sie nur aus Beschreibungen und Bildern kannten. Die Wirklichkeit würde fremder sein - und schöner? -, als ihre Phantasie es zuließ.
    »Mach mich glücklich«, flüsterte Rasturi und hielt ihn an den Schultern fest. Ihre Fingernägel fuhren über die Schuppen seiner Schlangenhaut. »Wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt.«
    Kalymel bemühte sich, Rasturis Lust zu steigern. Er war froh, dass die Erregung ihn die Umwelt vergessen ließ. Ein Humming summte über ihn hinweg, eine leuchtende Blüte fiel lautlos ins Moos.
    Die Körper Kalymels und Rasturis verschmolzen. Aus der braunen Haut, zwischen den Schuppen und unter dem Chitin sickerte der süße Schweiß der Lust. Das Keuchen und das leidenschaftliche Stöhnen und schließlich Rasturis leise, spitze Schreie vergingen im Zwielicht der Oase. Einige Blütenranken begannen zu schaukeln, als die Hummings zwitschernd aufflogen. Blütenstaub rieselte auf feuchte Blätter.
    Als Kalymel sich zurücksinken ließ, glitt sein Blick vom Schimmer der Flamme auf Rasturis Hals und ihren Brüsten zum winzigen Licht. Für einen langen Moment glaubte er den Stern zu sehen, um den der Zielplanet Atubur Nutais kreiste.
    Er lehnte sich müde gegen das Sauerstoffmoos am Stamm. »Viele Dutzende Generationen kannten und kennen nur die Schiffswelt«, sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu Rasturi. »Jene Planeten und wir - wir haben nur atembare Luft und Schwerkraft gemeinsam. In der LEMCHA OVIR ist Sicherheit.«
    Rasturi füllte schweigend die Becher mit schwarzem Beerenwein. Sie gab Kalymel ein Trinkgefäß und blickte in seine Augen. In ihrem Blick las er Zweifel und ungewisse Furcht, die gleiche, die er in der letzten Stunde vor ihr verborgen hatte.
    »Du wirst deine Fähre nicht auf einem unsicheren Planeten landen, Kalymel.«
    »Wenn wir zum ersten Mal unseren stählernen Kokon

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