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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Spannkraft und flirrenden Ideen wieder.
    Sternensucher Atubur Nutai war sakrosankt; niemand an Bord zweifelte seine Kommandogewalt und seine Weisungsberechtigung an. Niemand! Allein seine sonore Stimme und die Gewissheit, dass er die LEMCHA OVIR seit dem Start sicher und unentdeckt auf dem Weg durch die Sterne gelenkt hatte, verbreiteten Vertrauen und Zuversicht.
    »Morgen vor dem Lichtwechsel werden wir die Fähren zum ersten Mal überprüfen«, erklärte Ascelin. »Meldest du dich bei mir, Tenoy? Ich rede mit den anderen. Denk dran, Waffen und entsprechende Wildnisausrüstung zu laden.« Quer über Ascelins Gesicht zogen sich vier schwarze und weiße, irreguläre Streifen.
    Kalymel hob die Hand. »Selbstverständlich«, antwortete er halb im Scherz und halb durchaus ernst. »Vertrauen wir dem Kommandanten mit dem unzweifelhaften Nimbus der begründeten Anbetung.«
    »Und unseren Rechner-Gespinstknoten!«
    »Aber nicht nur dem Gespinst. Gruß an deine Kopilotin. Melis, nicht wahr?«
    »So heißt sie. Geht's deiner Rasturi gut?«
    »So gut wie jedem von uns.«
    Rasturi hatte Dienst in jenem Teil der Quartiere, in denen die Kranken untergebracht waren. Auch das Gebrest zählte zu den selt-samen Umständen, die das Bordleben erschwerten und zur schwer zu definierenden Unsicherheit beitrugen. Kalymel war alles andere als sicher, dass die Lebensumstände außerhalb des Schiffs das Leiden beenden würden, aber er wünschte es sich inständig. Daher begann er, halb gegen seine Überzeugung, daran zu glauben.
    Er nickte dem Kebroid-Mutie zu, trennte die Verbindung und rief den Bauplan »seines« Quadranten auf den Schirm. Er vergewisserte sich, dass er sich trotz der notwendigen Umwege perfekt an den Weg zum Fährenhangar und zur Grenze von Ost-Rot erinnerte. Der Naahk hatte Kabinen, leere Vorratsräume und Korridore schon vor zwölf Jahren sperren lassen - es gab keine Bewohner mehr, die diese Räume brauchten. Dieser Umstand half ihm, abermals in die Nähe des Laderaums mit dem geheimnisvollen Inhalt vorzudringen.

Vergebliche Flucht
    Kalymel bemühte sich, die Vorgänge klug und logisch zu beurteilen. Er war seit langer Zeit voll widerstrebender Gedanken und Empfindungen. Seit er vor 30 Jahren als Zehnjähriger das erste Mal die Sterne seitlich der Kursachse an der Arche entlang wandern gesehen hatte, beschäftigten ihn drei Überlegungen: Wer hatte die Schiffe bauen lassen und auf den langen Flug geschickt? Erst später fragte er sich: Was bedeutete der Fremdkörper im Hauptladeraum des Quadranten Ost-Rot? Warum konnte seit Jahrzehnten niemand etwas gegen das Gebrest unternehmen? Jetzt kam die Angst um das eigene Überleben und die Unversehrtheit des Schiffes hinzu, dem stählernen Lebensraum.
    Er lud die Daten der Pilotenroutine aus dem Gespinst auf einen Chip. Die Liste war frei von Datenräude. Kalymel steckte dicke Arbeitshandschuhe in den Gürtel und warf einen Blick auf das Chronometer und einen zweiten auf den Atemluft-Indikator: Alle Anzeichen standen auf korrekt.
    Das Kabinenschott schloss sich. Kalymel zog die Schuhe an, trat auf die runde Verkehrsfläche hinaus und schwenkte in den hellbraunen Korridor ein, der in die Richtung der Außenwand führte. Schwer-kraftabwärts hatte es in seiner Jugend geheißen. Das nächste Schott öffnete und schloss sich summend, denn Kalymel hatte in regelmäßigen Abständen alle beweglichen Teile geölt. Nach ungefähr 50 Schritten kam er in die Kammer, in der die Schutzanzüge hingen.
    Die Luft war kälter geworden, aber einwandfrei geblieben. Wie jeder Bewohner der Arche wusste er, dass Gründlichkeit und Vorsicht lebenswichtig waren. Er legte den Anzug an, überzeugte sich vom ausreichenden Luftvorrat, schlüpfte wieder in die Schuhe und streifte die Handschuhe über.
    Ein neues Druckschott, ein Stück Korridor, eine Treppe, vorbei an der nuklearen Zentrale, eine steile Rampe hinauf und schließlich die
    Luftschleuse zum Fährenhangar. Sämtliche Dichtungen waren dick eingefettet. Er betätigte den schweren Schalter und spähte durch den Sehschlitz; die Leuchtelemente sprangen nacheinander an und überschütteten die Fähre mit Helligkeit; die gelb-blau geäderten Wandflächen tauchten die Szenerie in einen geheimnisvollen Schimmer. Das Shuttle, das drei zum Oval zusammengedrückten Rohren mit unterschiedlichen Durchmessern glich, trug noch die mittlerweile stumpf gewordene Originallackierung und sah ungebraucht aus.
    Tatsächlich war es wie die drei anderen noch nie

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