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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ihre Farben wechselten, wurden länger; schließlich blieben die Bilder vor dem schwarzen Hintergrund stabil und aussagekräftig.
    Um Ichest, »Zwischenhalt«, so hatte der Naahk die große Sonne genannt, kreisten elf Planeten. Die Bahnen der vierten, fünften und sechsten Welt verliefen innerhalb eines Abstands vom Zentralgestirn, der als »Ökosphäre« ermittelt worden war. Die Daten vermittelten, dass zwei Welten, nämlich der fünfte und der sechste Trabant, über sauerstoffreiche Atmosphären verfügten. Die Zusammensetzung entsprach bis auf zu vernachlässigbare Winzigkeiten der Atemluft, die innerhalb der Arche zirkulierte.
    Zwischen dem siebenten und dem achten Planeten war ein dichter Asteroidengürtel zu erkennen, dessen Außenzonen weit über und unter die Ekliptik reichten. Mentack Nutai drehte sich auf eine Position zu, die auf dem neuen Kursvektor der OVIR lag. Größe und Dichte waren ermittelt worden: Die Schwerkraft betrug etwas mehr als eine alte lemurische Einheit. Drei atmosphärelose Monde unterschiedlicher Größe umkreisten Mentack.
    Das Schiff würde sich also nicht mehr länger verstecken und wurde schutzlos.
    Kalymel und Rasturi betrachteten das noch unvollständige Schaubild des Sonnensystems, dann verließen sie die Viereckige Oase, gingen an den Kohlendioxid-Abscheidern und deren Drucktanks vorbei, ließen das Schott zugleiten und spürten unter ihren nackten Sohlen das vertraute Kitzeln des kühlen Grases, als sie zu ihren Kabinen zurückgingen.
    Kalymel fürchtete seit etwa fünf Jahren, sich lächerlich zu machen und für seine Neugier bestraft zu werden. Deshalb hatte er mit niemandem darüber gesprochen und nur selten, gedankliche und positronische Umwege benutzend, zunächst im Gespinst nachgeforscht. Das Netzwerk der Arche war unergiebig, was das Geheimnis betraf. Ein weiteres Geheimnis der OVIR, ein Tabu, an das niemand zu rühren wagte. Weder die Alten der letzten Generation, noch das Gespinst oder die wenigen schriftlichen Aufzeichnungen - die schulische Ausbildung der wenigen Kinder war während des letzten Jahrhunderts straffer und gründlicher geworden; weniger Kinder, mehr Lehrer! -, konnten und wollten die Frage auch nur annähernd zufrieden stellend beantworten: Was befand sich im geöffneten Laderaum des äußersten Decks?
    Seit fünf Jahren versuchte Kalymel als Einziger, zu diesem seltsamen Fremdkörper vorzustoßen. Er war überzeugt, dass jenes Gebilde im Hauptladeraum kein bautechnisch bedingter Teil der Arche war. Die Schwierigkeiten, in die Nähe des »Fremdlings« zu gelangen, waren beträchtlich gewesen. In wenigen Stunden bot sich ihm die nächste Gelegenheit.
    Im Bildschirm von Kalymels Kabine baute sich eine flackernde Darstellung auf. Der Summer arbeitete durchdringend. Kalymel drückte die Antworttaste. Einige Atemzüge später zeichneten sich Kopf und Schulter Ascelins ab, eines Kebroiden und Fährenpiloten aus dem Quadranten West-Blau, etwa tausend Meter von Kalymel entfernt. Kalymel hob grüßend die Hand.
    »Ascelin. Alles klar? Ist etwas mit deiner Fähre?«
    Ascelin grüßte lachend zurück. »Ich bin's tatsächlich, alter Fährenpilot. Hast du lange und oft genug die Trockenstarts geübt?«
    Kalymel zuckte mit den Schultern und blickte zunächst schweigend auf Ascelins phosphoreszierend rußschwarz gestreifte Haut; seine Antwort fiel knapp aus. Er kannte Ascelin aus gemeinsamen Übungen im Fährensimulator.
    »Morgen fange ich mit den Checks an. Und du, Ascelin?«
    »Genauso. Wir haben vier Planetenfähren. Mit den anderen Piloten hab ich schon gesprochen. Wenn alle den Atem anhalten und die
    Arme anlegen, können wir etwa fünfundsiebzig Lemcharoys zum Planeten hinunterbringen.«
    »Weiß ich. Du hast dich also mit der Landung abgefunden. Also etwa dreihundert Lemcharoys beim ersten Flug. Und die übrigen?«
    »Sie warten im Schiff auf den zweiten Flug und vertrauen dem Kommandanten.«
    »Ja, gut. Uns bleiben noch mehr als fünfundvierzig Tageswechsel. Wir werden es schaffen.«
    Kalymel nickte. Auch er vertraute dem Naahk, der Verzögerung, Kursänderungen, Landeanflug und alles Übrige in ruhigen Bahnen würde verlaufen lassen. Vor ihm hatten Generationen jenem Mann mit geheimnisvollen Eigenschaften vertraut, der nach der Überlieferung beim Start der LEMCHA OVIR im mittleren Alter gewesen war. Jeweils nach zwei Jahrzehnten, berichteten die Älteren des Rates, verschwand er für einige Tage und erschien tatsächlich verjüngt, dynamisch, voller

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