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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Beweis für den Erfolg. Aber seit sich das Gebrest ausgebreitet und begonnen hatte, die Mannschaft dahinzuraffen, seit der Kommandant und die Räte die Hoffnungslosigkeit des Unternehmens eingesehen hatten, tauchte in der Bahn des Schiffs ein Hindernis auf, ein gedanklicher Wall, eine unüberwindliche Sperre: Der Punkt, an dem Weiterfliegen und versteckt bleiben sinnlos, ja tödlich wurden.
    Atubur Nutai hatte so unendlich viel erlebt. Zu viel, um sich an alles erinnern zu können, aber genug, um zu wissen, wann es zu spät war. Sein Entschluss stand ebenso fest wie das Ziel, die Ereignisse waren nicht mehr aufzuhalten.
    Die Zeit bis dahin würde entsetzlich sein. Am wenigsten für ihn. Er kannte fast jede Form des Entsetzens. Er öffnete die Augen und starrte in die Sterne, die in falschen Farben strahlten.
    ». gefunden werden können!« Der Nachhall der Stimme verlor sich in der metallenen Weite der Viereckigen Oase, unter den abgeschalteten Sonnenlampen. Langsam drehten sich die Flügel der doppelt mannsgroßen Ventilatoren. Jedes einzelne Blatt an jedem Baum verwandelte Kohlendioxid in Sauerstoff, und nachtaktive Insekten, deren Nester an den wuchtigen grauen Deckenträgern klebten, be-stäubten bleiche Blüten, die sich duftend im Licht der Kunstmonde geöffnet hatten.
    »Der Unsterbliche hat also das Bremsmanöver eingeleitet. Naahk Nutai weiß, dass die OVIR nichts anderes als gutes Sonnenlicht, reine Luft und eine lange Pause braucht. So wie wir alle.« Kalymel misstraute seinen eigenen Worten. Seine Fingerspitzen strichen über Rasturis glänzende Wange. Die dünne Hornschicht lebte warm und glatt unter der Berührung, aber die aufkommende Lust konnte die Panik Kalymels nur für flüchtige Augenblicke mindern; tief in seinem Inneren hoffte er, die Leidenschaft würde die Furcht verdrängen. »Der Entschluss zur Landung war richtig.«
    »Es herrscht schon lange darüber Einstimmigkeit«, antwortete Rasturi und lauschte dem summenden Flügelschlag der Hummings. »Du bist Pilot der Planetenfähre. Es gibt also Arbeit für dich.«
    »Ich fange beim Tageswechsel damit an, jede größere Schraube der OVIR EDANA zu überprüfen.«
    Sie lagen auf dem Moos zwischen den Wurzeln der niedrigen Bäume. Alle Pflanzen atmeten Sauerstoff aus; vor einer Stunde war in diesem Teil der Hydroponik der Sprühregen niedergegangen. Es roch nach feuchtem Wald und den Blüten, die im Halbdunkel leuchteten wie die Haut der Kebroids-Mutationen. Stählerne Wände und Deckenhimmel hüllten die Gewächse und die Lemurer ein.
    »Glaubst du, dass alle Fähren einsatzbereit sind?«
    »In zwei, drei Tagen weiß ich es ganz genau.«
    Kalymels und Rasturis Kabinen lagen im südlich grünen Quadranten des Schiffs. Fast jede zweite Kabine war längst unbewohnt und diente als Abstellraum oder zusätzlicher Schlafraum. Viele waren seit langem, manche seit Jahrzehnten, von der Luft-, Wasser-, Abwasser- und Nachrichtenverbindung abgetrennt und versiegelt worden, sodass sich die Menge der ständig renaturierten Atemluft nur auf die rund tausend Bewohner verteilte.
    Kalymel, Wartungstechnon, Pilot und Tenoy - seine Stellung als Wächter bot kaum Vorteile und wenig Anerkennung - und seine Gefährtin waren für das fein ausgewogene Gleichgewicht der Oase verantwortlich, ebenso für die Tröge, in denen Beeren, Pilze und Bodengemüse wuchsen, und den Rasen, der den Boden der Korridore und Kreuzungsplätze bedeckte. Kalymel versteckte sein Er-schrecken ebenso wie seine Obsession - es gab ein Geheimnis, von dem nur er wusste - hinter seiner Tüchtigkeit, die niemand anzweifelte. Er liebte Rasturi, und daher hatte er sie weder an seiner tiefen, unausrottbaren Furcht noch an den Schwierigkeiten seiner Suche nach der Wahrheit teilhaben lassen. Er versenkte lächelnd seinen Blick in ihre großen, feuchten Augen.
    »Du bist so schön«, flüsterte er. »Hier sind wir in sicherer Umgebung. Was wird der fremde Planet mit uns anstellen?«
    »Sorge dich nicht, Liebster.« Ihre Stimme strahlte unbedingtes Vertrauen zu ihm und der Geborgenheit der Arche aus. »Alles wird schöner, freier und leichter sein.«
    »Beim Hüter«, murmelte er. »Hoffentlich behältst du Recht.«
    Bevor sie mit dem Liebesspiel angefangen hatten, waren sämtliche Uhren, Instrumente und Indikatoren abgelesen, miteinander verglichen und die Werte festgehalten worden - alles war, wie es sein musste. Wie seit vielen Generationen. Kalymel war stolz darauf, dass buchstäblich niemand an seiner

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