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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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versiegelten Abteilungen war strengstens verboten. In jedem Viertel des Ringschiffs lebten und arbeiteten ungefähr 250 Lemcharoy-Lemurer.
    Nutai richtete sich auf; ein Teil der Rücklehne kippte leise summend nach vorn. Nach einem tiefen Atemzug redete er weiter.
    »Der Rat hat mich gebeten, alle Vorgänge einzuleiten, die zu einer Landung führen. Vor uns liegt ein Sonnensystem mit elf Planeten. Dort wird unser Schiff einen vorübergehenden Rastplatz finden, einen stabilen Orbit. Wir alle hoffen, dass es ein hilfreicher Aufenthalt in einer gesunden Umwelt werden wird. Ich habe soeben das Bremsmanöver eingeleitet.«
    Mühsam stand er auf und strich, als müsse er wohl gekleidet vor die Besatzung treten, den weißen Bordanzug glatt. Der federleichte Stoff schlackerte und knitterte um seinen Körper. Das Mikrophon löste sich von der Halterung und schwebte vor seinem Kopf her, bis er die Huccar-Maschine erreicht und sein Getränk ausgewählt hatte.
    »Unsere Absorber ermöglichen ein Bremsmanöver, das etwa fünfundvierzig Bordtage dauern wird«, sagte der Sternensucher. Er hatte die Wahl zwischen dem Versuch -nutzloser - Hektik und gemessener Aktivität, die keine zusätzlichen Schäden anrichtete. Dies hatte er in seinem langen Leben gelernt. »Um jeden Bewohner so gründlich wie möglich zu schützen, bitte ich die Kommandanten und Besatzungen der Planetenfähren, die Beiboote startfertig zu machen und alle Sicherheitseinrichtungen zu aktivieren; wegen jeder Einzelheit haben wir jahrelang diskutiert. Jeder von uns weiß ganz genau, was zu tun ist.«
    Überdies waren die entsprechenden Programme in den Webknoten des Gespinsts gespeichert und konnten dezentral abgerufen werden. Aus drei Mundstücken fauchte und sprudelte heiße Flüssigkeit, angereichert mit stärkenden, süßenden und mineralhaltigen Zusätzen, in den großen Becher. Atubur Nutai nahm einen tiefen Schluck, spannte seine Muskeln und lauschte in die Stille der Kommandoröhre hinein. Seine nächsten Worte wählte er mit noch größerer Vorsicht.
    »Während des langen Flugs unseres Sternenschiffs und durch das rätselhafte Gebrest, ebenso durch die Mutationen, die uns verändert haben, ist unsere Fähigkeit der Paragabe überaus stark eingeschränkt. Wir werden also mit der Stabilisierung des Prallschirms einige Schwierigkeiten bekommen; den Ortungsschutz müssen wir daher für die Dauer des Zielanflugs vernachlässigen. Die Schutzplatten vor der Außenhaut unserer Stirnfläche werden uns weiterhin vor Partikeln jeder Größe schützen.«
    Durch die zehn Decks des Schiffs, durch die großen Hallen und sämtliche Kabinen, durch luftgeflutete Hangars und Maschinenhallen mit verschiedenfarbigen Wänden, Trägern, Säulen und Decken dröhnte die Stimme des Naahks. Jeder Besatzungsangehörige würde den Worten eine Bedeutung beimessen, die mehr mit unbedingtem Glauben als mit erklärbaren Tatsachen zu tun hatte.
    Nutai fühlte, wie die Moleküle des Aufbaugetränks sich in seinem Körper ausbreiteten; ein kurzer und flüchtiger Energiestrom, der sich bis in die kleinste Zelle verzweigte. Er schloss mit einem Satz, dessen Fragwürdigkeit ihm voll bewusst war.
    »Nach der Landung mit den Planetenfähren, nach einer Phase der Erholung für uns alle, werden wir mit den technischen Möglichkeiten, die uns zweifellos bleiben, wieder starten. Vergesst eure gehei-men und offenen Ängste! Erinnert euch an eure Planetenträume! Ich, Naahk Nutai, sorge für alles. Auch wenn im Lauf der Zeit ein Teil unseres Wissens verloren gegangen ist, unterstelle ich, dass wir unsichtbar bleiben werden und nicht gefunden werden können.«
    Er bewegte zwei Finger in einer achtlosen Geste. Das Mikrophon schaltete sich ab und schwebte zur alten Position zurück. Nutai ließ sich schwer in den Sessel fallen und spürte Erschöpfung in allen Gelenken und Schwäche in allen Muskeln. Er war zu alt und fühlte tief in sich das Nagen einer Krankheit, die niemand behandeln konnte. Auch nicht Meärovir, das Wunderovaloid, das sich für ihn zuletzt vor 18 Jahren geöffnet hatte. Vielleicht überlebte er, wenn man ihn und Chibis-Nydele auf die Planetenober-fläche hinunterbrachte. Aber der Zellaktivator würde ihn nicht sterben lassen; nicht, bevor sein Schiff in einem sicheren Orbit um Mentack Nutai kreiste.
    Der Unsterbliche schloss die Augen und atmete schwer. Alle Geheimnisse und Besonderheiten des Schiffs hatte er viele Generationen lang gehütet und geschützt. Er selbst war ein lebender

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