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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Raumes flirrten in lemurisch-altertümlichen Rahmen defekte Hologramme, die vermutlich den Kommandanten in jüngeren Jahren zeigten. Die Gestalt strahlte trotz der lückenhaften zweidimensionalen Darstellung Überzeugungskraft und Willensstärke aus. Der Sternensucher war augenscheinlich die richtige Persönlichkeit für das Amt des Kommandanten gewesen. Deutlich war auf seiner Brust das Aktivator-Schmuckstück zu erkennen.
    Chibis-Nydele bemerkte Rhodans Blick. »Ich kann es hier noch lange aushalten, Terraner Rhodan. Macht euch keine Sorgen um mich.«
    Rhodan nahm ein Funkgerät aus der Anzugtasche, stellte einen Kanal ein und schaltete das Gerät auf Standby. Er nickte; es wurde eine Verbeugung daraus. »Du erreichst uns mit diesem Funkgerät. Rufe uns, wenn wir dich abholen sollen.«
    »Ich danke dir, fremder Terraner. Auch in seinem Namen.« Sie zeigte auf das Bild. Rhodan versenkte einen langen Blick in Nydeles große Augen, dann folgte er Denetree, die über die Rampe zur Jet lief. Die schlangenartigen Ranken in den aufgerissenen Dünen hatten sich hellgrau verfärbt und waren erstarrt. Aus Öffnungen ihrer Unterseiten kamen winzige Käfer und krabbelten auf die Reste der Metallschirme zu.
    Vor einer kleinen Ewigkeit hatte sich eine ständig wachsende Schar der Menttia an den ätherischen Ausscheidungen jener Pflanzen ergötzt, die in der Zone des Brackwassers wuchsen, in der sich die Wasser des Ozeans mit denen des Stroms vermengten. Die Menttia der Mündungsblüten, denen Fauna und Flora ihrer Welt zwar nichts Substanzielles bedeuteten, waren standortorientiert; zweimal im Jähr tanzten sie ihre lautlosen Paarungstänze über dem weiten Delta des Stroms. Als sie, in einem mächtigen Schwarm vom Meer einfliegend, über dem Delta kreiselten, sahen sie das kleine Luftgefährt starten, das einem Wesen aus der Tiefsee glich, wie es manchmal leblos am Strand angeschwemmt wurde.
    - Die Fremden haben unsere Welt untersucht! -
    - So hat es damals auch angefangen, als... -
    Lautlose, aufgeregte Kommunikation. Das Gefährt stieg im steilen Winkel den Wolken entgegen und gewann an Geschwindigkeit. Die Menttia der Mündungsblüten schätzten die geringe Größe und die geringe Gefährlichkeit ab und verglichen sie mit derjenigen der unbeholfenen kleinen Vettern, den zwitschernden oder kreischenden Wesen der Luft.
    - Sie kehren zurück in ihr großes Schiff. Wir sollten sie nicht zurückkommen lassen. -
    - Dafür sorgen wir. Lasst sie fliegen - wir müssen sie nicht abstürzen lassen und ihre Leben auslöschen... -
    - Wir haben die Kontrolle und können warten. -
    Sonne und Staub, Duftmoleküle verschiedener Arten, Monde und Stürme waren unverzichtbare Anteile des Universums und blieben ebenso unverzichtbar für die Menttia. Die vielen Hunderttausend Spindeln aus intelligenter Energie sahen ihren Paarungsplatz nicht angetastet. Die Fremden hatten keine Spuren hinterlassen. Ein Teil des Schwarms verfolgte sie hinaus in den Weltraum, wo sie sich einem der zwei großen Schiffe näherten und darin verschwanden.
    Die Space-Jet und der Shift starteten fast gleichzeitig und ohne Schwierigkeiten. Rhodan beobachtete misstrauisch sämtliche Energiekontrollen, aber es gab keine Anzeichen dafür, dass die unsichtbare Macht abermals zuschlug.
    »Der Kommandant trug einen Zellaktivator, wie der Naahk der NETHACK ACHTON, nicht wahr?«, sagte Denetree unvermittelt.
    Rhodan nickte.
    Sie sahen, dass der Shift sie überholt hatte und vor ihnen in geringerer Höhe zum angemessenen Ziel davonjagte. Die Landschaft zog grün und braun unter dem fast senkrechten Licht dahin; ausgedehnte Wälder, kleine Savannen, sanft gerundete Hügel und ein altes, zu vielen dreieckigen Schuttkegeln erodiertes Gebirge. Einige längst erloschene Vulkane tauchten auf. Seen breiteten sich in einigen Cal-deren aus, von denen die meisten völlig zugewachsen waren.
    »Wieso hast du ihm den Aktivator gelassen? Er war tot, er konnte nichts mehr mit ihm anfangen.«
    »Angeblich ein Unsterblicher«, warf Mahal ein. »Zum Schluss sterblich wie wir alle. Fast alle. Entschuldigung.« Rhodans Geste ließ ihn die Stirn runzeln.
    Rhodan schien darüber nachzudenken, ob er eine Erklärung abgeben sollte. Er entschied sich dafür. »Es hätte Chibis-Nydele das Herz gebrochen«, sagte er, ohne die Augen von den Instrumenten zu lassen. »Sein Tod war bereits ein schlimmer Schlag. Ihrem Geliebten im Augenblick des Todes das Liebste abzunehmen, hätte sie womöglich gebrochen.

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