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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ähnlichen Overall und dicke Bordstiefel wie Nydele. An mehr als fünf Stellen war sein sonnengelbes Kleidungsstück blutgetränkt, das Blut war seit langer Zeit eingetrocknet. Der Brustsaum war geöffnet worden. An einer dünnen Kette aus goldenem Metall hing ein Schmuckstück, das einem bizarren Tierchen glich, das man an einem Korallenriff finden mochte, oder einer exotischen Blüte. Es blinkte rot in rasendem Takt, vielleicht fast fünfzehnmal in der Sekunde.
    »Ich kann nichts feststellen, Perry, wobei wir helfen könnten«, sagte der Mediker ruhig. Aus seiner Stimme klang keine Verzweiflung; er betrachtete den Tod auch an dieser ungewöhnlichen Stelle als unabänderlich. Seine Aufzählung klang sachlich. »Innere Verletzungen, starke Blutungen, einige schwere Brüche. Der Syntron reagiert irritiert.«
    Rhodan nickte ihm zu und betrachtete, den Kopf in kleinen Rucken drehend, die Akonen, Denetree, Shimon und Mahal und zuletzt Nydele. Sie war hinreißend, etwa fünfunddreißig irdische Jahre alt, reif, schlank und mit einem perfekten lemurisch-akonisch-terranischen Körper ausgezeichnet; ihm fiel keine bessere Charakterisierung ein. Ihren samtbraunen Schädel furchten drei zierliche Hautkämme, deren Schuppen wie manche Schlangenhaut bei jeder Bewegung andere Farben zeigten. Unter Brauen, gleichmäßig gekrümmt wie Schmetterlingsfühler, sahen ihn große, goldfarben-blaue Augen an. Der Blick drückte aus, dass Nydele unendlich viel mehr gesehen hatte als andere.
    »Er stirbt. Naahk Atubur Nutai, der Sternsucher, stirbt«, wiederholte sie mit einer Stimme, die Rhodans Zwerchfell in Schwingungen versetzte. Rhodan unterdrückte den spontanen Impuls, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Sie lächelte verloren. »Endlich stirbt er. Ich habe ihn auf meinen Schultern herausgetragen und hier gebettet. Auf fremdem Sand.«
    »Wir können nichts tun, Perry«, wiederholte der Mediker. »Ich kann nur erkennen, dass er keine Schmerzen mehr spürt.«
    Rhodan stoppte ihn mit einer Handbewegung und wechselte einen langen Blick mit Solina. Eine Bewegung Doktor Mahals zeigte, dass es keine Hoffnung gab.
    »Chibis-Nydele«, sagte Rhodan leise durch das Sirren der Sandkörner im Mittagswind von irgendwoher, »lassen wir ihn sterben. In Würde und im Sand dieses Planeten Mentack Nutai. Auch Unsterbliche haben ein Recht darauf, in die Ewigkeit einzugehen. Ich sehe es an jedem deiner Blicke - du hast ihn geliebt.«
    »Ich habe nur ihn geliebt, keinen anderen, und nichts anderes und niemanden mehr als ihn«, sagte sie in einer leisen Explosion von Vertrauen, die nur ihm galt. Er griff nach ihrer Hand; die schmalen Finger waren kühl und weder weich noch hart. Denetree an Shimons Schulter und Solina weinten still. Das dekorative Amulett leuchtete in rasend schnellem Blinken, gab ein fast unhörbares Summen ab und verlosch.
    Etwa ein Zellaktivator?, dachte Rhodan in einem Anflug von Hell-sichtigkeit. Der Kommandant der NETHACK ACHTON hat einen besessen. Aber wer hat vor über 50.000 Jähren in Lemuria einen Aktivator ausgeteilt? Ich wünschte, ich wusste es.
    Er ließ Nydeles Hand los. »Begraben wir ihn«, sagte er weich. »Später wird uns Chibis-Nydele berichten, wie es zu diesem furchtbaren Absturz kam. In der Jet sollten Spaten oder Schaufeln zu finden sein.«
    »Ich gehe und hole sie«, sagte Ameda Fayard, die bisher alles in schweigender Ergriffenheit mit angesehen und angehört hatte.
    Die achtfüßigen Tierchen hatten sich zu einer langen Reihe formiert und krochen mit ihrer Beute auf den Einschnitt zwischen zwei Sandhaufen zu. Dort war ein Loch, in dem sie verschwanden.
    Chibis-Nydele bückte sich und strich beinahe zärtlich über das erloschene, eigroße Schmuckstück. »Nutai war ein Mann voller Widersprüche. Unerbittlich hart und unendlich zärtlich. Und manchmal wie ein Kind. Diese Kette. er hat sie niemals abgelegt, nicht einmal im Schlaf.«
    »Hat er gesagt, wieso?«, fragte Rhodan.
    »Sie war eine Erinnerung an seine Kindheit, die so lange zurückliegt.« Sie blickte zu Rhodan auf. »Deine Augen. du hast so viel erlebt wie er, nicht wahr?«
    »Atubur Nutai war mehr als fünf Jahrhunderte alt«, antwortete er leise. Auch wenn die Arche 50.000 Jahre lang unterwegs gewesen war
    - sie mussten die Zeitdilation berücksichtigen. Seine Stimme war heiser. »Es ist so, wie du sagst: Ich bin älter und habe mehr erlebt.«
    »Du bist vielleicht auch ein Unsterblicher, wie er«, sagte Nydele. »Aber du lebst, und er ist

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