PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten
geh behutsam mit diesem Wissen um. Die Überlebenden sind fünfzig Jahrtausende von ihren Ahnen entfernt. Sprich vorläufig nicht mit Denetree darüber - sie ist noch zu jung und würde unter dieser Erkenntnis vielleicht zusammenbrechen.«
Vom Zelt her näherten sich die anderen Raumfahrer.
Nydele legte die Finger weich, aber bestimmend um Rhodans Handgelenk. »Ich werde mit diesem Wissen behutsam umgehen. Lass mir Zeit - von Atubur habe ich viel gelernt. Abwarten, nachdenken, das Mögliche gegen das Wünschenswerte abwägen. Sag mir eines: Werden wir diesen Planeten je verlassen können?«
Rhodan überlegte zehn Atemzüge lang. »Nein«, entgegnete er dann. »Ich sehe keine Möglichkeit.«
»Auch nicht mit eurer Hilfe?«
»Vielleicht. Aber. wohin? Es ist eine Welt, auf der ihr siedeln und euch vermehren könnt. Die Feuerspindeln scheinen mit euch Frieden geschlossen zu haben. Eure OVIR ist zerstört und wird nie wieder starten können.«
»Bevor deine Freunde hören, worüber wir reden und falsch verstehen. ich muss darüber nachdenken. Wissen es die Lemcharoys schon, dass wir hier siedeln müssen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Rhodan. »Aber sie werden es herausfinden. Einige, die Entschlossenen und Klugen unter ihnen, haben sich bestimmt schon damit abgefunden.«
Nydele senkte den Kopf und schien zu überlegen, ob irgendeine Kraft ihr stählernes Heim in die Nähe einer zukünftigen Siedlung transportieren konnte. Sie warf einen zweifelnden Blick auf die in den Sand geschmolzenen Zeichen. »Du hast nach Aufzeichnungen gefragt. Ich suche planmäßig nach Atubur Nutais Logbüchern und Aufzeichnungen. Aber ich habe noch nichts gefunden.«
Sie gingen auf die Raumfahrer zu. »Der Kriecher müsste mittlerweile die PALENQUE erreicht haben«, sagte Isaias.
»Und die Luftfische müssten mittlerweile erkannt haben, wie wichtig ungestörte Kommunikation für uns ist«, fügte Kealil wütend hinzu. »Wollten wir nicht zu den Notgelandeten fliegen? In drei Stunden ist es stockdunkel.«
»Einverstanden«, antwortete Rhodan. »Du willst weiter deine Ein-samkeit genießen, Chibis-Nydele?«
»Ich war lange Zeit einsam.« Nydele begleitete die Raumfahrer zum Shift und setzte sich auf die Abdeckung der Raupenketten. »Jetzt versuche ich, mit dem Alleinsein zurechtzukommen.«
Solina bückte sich in die Schleuse, hielt das halbwegs getrocknete Folienbündel ins Sonnenlicht und blätterte in den ersten, losgelösten Seiten. Nach einiger Zeit hob sie den Kopf und hielt Ameda Fayard die bleichen Folien entgegen. »Ich fasse den Text der ersten Seite zusammen. Darauf hat tatsächlich ein Kind geschrieben, dass die »brennenden Spindeln« am Himmel zweimal im Jahr an einen bestimmten Platz kommen, um sich zu paaren und fortzupflanzen. Der Platz ist ein Heiligtum, und er liegt in einem großen Felsental im Norden.«
»Nördliches Felsental«, sagte Rhodan, ohne große Überraschung zu zeigen. »Der Text entspricht dem Standort dieser Siedlung, die wir mit knapper Mühe verlassen konnten.«
Die Archäologin hatte mitgelesen. »Hier steht auch, dass der junge Akone die Wesen beobachtet hat. Er nennt sie »Menittia, Menthian oder Menttia«. Das sind keine akonischen Begriffe. Ich habe auch kein Datum gefunden. Aber er schreibt, dass der Talkessel voller wunderlicher Gewächse ist, die während der Paarung blühen und einen zauberhaften Geruch verströmen.«
»Das war vor vielen Jahrtausenden, ehe Schnee und Eis die aufgegebene Anlage in Besitz nahmen«, meinte Isaias Shimon. »Was habt ihr noch gefunden?«
»Später werden die Wesen nur noch >Menttia< genannt. Es dürfte sich wohl tatsächlich um unsere sonnenleuchtenden Luftfische handeln.«
»Davon bin ich überzeugt.« Arsis Tachim kletterte in die Schleuse und hantierte am Pilotenpult.
Rhodan hörte konzentriert zu, was Solina und Ameda mit erheblichem intellektuellem Aufwand aus dem Text interpretierten. Der Bericht oder die Erzählung in Kinderschrift, womöglich von einem Greis geschrieben, war für ihn fast so gut wie ein Beweis. Dass die Akonen die Menttia von einem »heiligen« Versammlungsplatz vertrieben und in der Folgezeit gegen sie gekämpft hatten, schien indes durchaus glaubwürdig. Aber diese Ereignisse lagen Jahrzehntausende zurück; die Station existierte, sie hatten es erlebt, noch heute, inzwischen zerstört und halb ausgebrannt.
»Zu viele angebliche Wahrscheinlichkeiten«, sagte er zu Chibis-Nydele. »Wenn die Menttia sich über eine so lange
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