PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten
schwirrte heran und kreiste dicht über Rhodan und dessen Zeichenversuch.
Rhodan malte eine Wolke, aus der leicht erkennbar Regen fiel. Wo die Tropfen auftrafen, wuchs ein Schössling, den er zu einem Baum anwachsen ließ. Ein Humanoide pflückte eine Frucht, die in der Baumkrone gewachsen war, und dann zeichnete er eine Gestalt, die eine große Blüte zum Schwarm hinaufhob. Als der Energiepack sich zu leeren begann, gehorchte er einer plötzlichen Idee und zeichnete eines jener runden, ohrenlosen und grinsenden Gesichter. Dann zuckte er mit den Schultern und heftete die heiß geschossene Waffe an das Gürtellager. Langsam schwebte er zum Shift zurück und federte in den weichen Untergrund.
»Das war's«, sagte er. »Ob sie viel Zeit zum Überlegen brauchen?« Er entledigte sich des Antigravgeräts und verstaute den Tornister. Der Meine Schwarm wirbelte vor der Wand umher, auf der seine Zeichnungen eingebrannt blieben. Die Sonne hatte ihre Form verändert und wirkte wie platt gedrückt, als sie den Horizont berührte. Das Wrack wurde in blutig rotes Licht getaucht. Als Rhodan den Shift erreicht hatte, schien es, als hebe sich die Riesenwolke der Menttia langsam; einige Minuten später bewies auch die schwindende Helligkeit, die Millionen der Spindelwesen verströmten, dass es sich so verhielt.
»Sie denken und warten«, sagte Denetree und flocht das Ende ihres Zopfes fester, ohne die Augen von den Menttia zu lassen. Rhodan setzte sich und sah in den Gesichtern der Crew die gleiche Skepsis, die auch ihn erfüllte. Er rechnete nicht mit einem schnellen Erfolg; die Basis der Verständigung war so klein, dass Irrtümer wahrscheinlich blieben. Aber vielleicht äußerten sich die Menttia auf ähnliche Weise, wie sie es auf dem Hang der Düne getan hatten.
»Wollen wir hier übernachten?«, erkundigte sich Solina. »Oder riskieren wir den Flug zur LAS-TOOR?«
»Oder besser zur PALENQUE?«, fragte Kealil laut. »Beide Kommandanten werden schon lange beunruhigt sein und uns erwarten.«
Mit dem Kriecher war Hyman Mahal zur PALENQUE zurückgeflogen, sodass Sharita Coho und die Besatzung mehr Informationen über die zurückliegenden Vorgänge besaßen als Maphan Jere von Baloy. Im schwindenden Licht kamen drei Lemurer auf den Shift zu. Solina und Rhodan erkannten die beiden Fährenpiloten und die Freundin Kalymels.
»Nun, Kalymel«, begrüßte ihn Solina, »die neue Heimat erschreckt euch. Diese Wesen werden Menttia genannt und sind die wahren Planetarier. Ihr müsst euch mit ihnen vertragen.«
Kalymel und Rasturi wussten nicht, wie ernst die Historikerin ihre Bemerkung meinte. Ihre Blicke gingen zwischen den Menttia und dem Wrack hin und her. »Woher wisst ihr das? Habt ihr mit ihnen geredet?«, fragte Kalymel dann.
»Wir haben uralte Aufzeichnungen gefunden, in denen ihr Name steht.« Ameda deutete auf die Fähren. »Es war richtig, alle Lemurer hier zu versammeln. Mit den Fähren könnt ihr den besten Platz für eure endgültige Siedlung suchen. Wie oft könnt ihr sie noch starten?«
»Fünf, sechs Mal«, antwortete Ascelin, der Pilot der PIXAL. »Wenn uns nicht vorher die. Menttia umbringen.«
»Wenn es euch gelingt, mit ihnen Botschaften auszutauschen, werden sie Frieden halten«, sagte Rhodan. »Ist im Wrack ein Datenspeicher gefunden worden?«
Kalymel schüttelte den Kopf. Rhodan zog ihn 20 Schritte zur Seite, legte ihm die Hand auf die Schulter und überlegte, ob der Lemurer die Wahrheit ertragen konnte. Früher oder später würde er sie sowieso erfahren. »Ich sage es nur dir«, flüsterte er. »Verwende dieses Wissen, wie du es für richtig und angemessen hältst. Euer Naahk, der Sternsucher Atubur Nutai, ist tot. Wir haben ihn begraben.«
Er sah in Kalymels Gesicht das lähmende Entsetzen, das diese Mitteilung hervorrief. »Sein Grab in den Dünen ist neben der Kommandozentrale, in der seine Gefährtin Chibis-Nydele lebt«, fuhr er dennoch fort. »Sie will zu euch gebracht werden, wenn ihr einen endgültigen Platz für eure Siedlung gefunden habt. Es tut mir Leid, eine solch schmerzliche Nachricht zu überbringen.«
Kalymel nickte langsam. Dann drehte er sich herum und starrte blicklos das Wrack an. Schließlich legte er die Finger auf Rhodans Hand. »Danke, fremder Terraner. Ich. habe keine Worte. Es ist furchtbar. für uns alle.« Wieder nickte er, dann ging er zu den Le-murern, die, insgesamt vielleicht 20 Dutzend, ihm entgegenblickten. Sie saßen und lagen in Weinen Gruppen zwischen den Feuern und
Weitere Kostenlose Bücher