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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nicht aus Rhodans Erinnerung stammten, sondern aus den Erlebnissen eines fremden Ichs. Das schwebende Selbst fühlte ein sanftes Zerren, das es in Bewegung setzte, und es begriff, dass der zeitlose Moment zu Ende ging. Die Türen und Fenster seines Gedächtnisses schlossen sich wieder, ohne verriegelt zu sein, und die Aufmerksamkeit richtete sich nach vorn. Rhodan spürte etwas Externes, das seine Wahrnehmungen beeinflusste, aber er fühlte keine Gefahr und verzichtete darauf, Widerstand zu leisten.
    Das langsame geistige Dahingleiten wurde schneller, zu einem Flug und dann einem jähen Sturz, der Perry Rhodan zu einer anderen geistigen Welt brachte, voller fremder Bilder. Eine Verbindung entstand, geschaffen von mentalen Projektoren in Datenmodulen, die aus einer fernen Vergangenheit stammten. Rhodans Selbst öffnete sich über fünfzigtausend Jahre alten Erinnerungen...
    DeshanApian

Lemuria 4500 dha-Tamar (51900 v. Chr.)
    Der Tag für das große Ereignis hätte nicht besser sein können: klar, nicht zu kühl und nicht zu warm, der Himmel wolkenlos. Apsu leuchtete über den Bergen im Südosten, und auf den jungen Deshan Apian wirkte das Licht der Sonne wohlwollend und freundlich. An diesem Tag hätte nichts negativ auf ihn wirken können, denn nach seinem langen Studium hatte er endlich den Chronistenschlüssel erhalten, mit dem er den Turm der Wahrheit ganz allein durchstreifen und all seine Möglichkeiten nutzen konnte. Er trug ihn an einer Halskette, deutlich sichtbar neben dem Verdienstsymbol, das ihm den Aufenthalt auf dieser Observationsplattform erlaubte. Trotzdem hielt er sich zurück und wahrte einen respektvollen Abstand zu den anderen Honoratioren, die sich an diesem besonderen Tag auf der Plattform eingefunden hatten - ihre Verdienste waren weitaus größer als seine eigenen. Deshan wagte es nicht einmal, sich Mira aus dem Hause Lemroth zu nähern, zumindest nicht hier. Sie kannten sich schon seit einer ganzen Weile, und sogar ziemlich gut, aber dies war nicht der geeignete Ort, um andere auf bestimmte Dinge hinzuweisen. Was zwischen ihnen existierte, gehörte - noch - allein ihnen.
    Er stand an einem seitlichen Geländer der Plattform und blickte aus einer Höhe von etwa zweihundert Metern über die Stadt Marroar, die fast so groß wie Pataah im Westen war. Sie gehörte zum Sechsten Solidaren Komitee, in dem die Wissenschaften eine besonders wichtige Rolle spielten und heute einen neuerlichen Triumph erleben sollten. Der etwa zwanzig Kilometer entfernte Startbereich lag ein ganzes Stück außerhalb der Stadt und war von der Plattform gut zu sehen. Ein weißer Zylinder ragte dort auf, dazu bereit, drei Lemurer zum Mond zu bringen. Zum ersten Mal sollte eines Menschen Fuß die Oberfläche eines anderen Himmelskörpers berühren.
    Deshan Apian spürte, wie seine Aufregung weiter zunahm. Er verdankte dieses Hochgefühl nicht allein der Ernennung zum Chronisten und der Einladung, sich zu den Verdienstvollen auf der Observationsplattform zu gesellen. Zwar war er kein Mitarbeiter des Raumfahrtprogramms, gehörte aber zu dem Volk, das diesen großen Erfolg erzielt hatte und sich anschickte, nach den Sternen zu greifen. Dies war das Verdienst aller neunundvierzig Solidaren Komitees, aller Lemurer des Großen Solidars. Sie alle hatten zusammengearbeitet, damit dieser erste große Schritt in den Weltraum möglich war, gemäß dem Motto des Solidars: »Nur gemeinsam gehört uns die Zukunft.«
    Deshan drehte den Kopf und sah zu den anderen Beobachtern: Dutzende von Männern und Frauen, unter ihnen die Primären Solidaren einiger Komitees, Wissenschaftler, Konflikträte, Mediziner der Fruchtbarkeitsinstitute, besonders kreative Innovatoren, soziale und administrative Assistenten, kulturelle und industrielle Mäzene, Kuraten, Arbeiter, die besondere Leistungen vollbracht hatten - ein Querschnitt der Gesellschaft des Sechsten Komitees im Allgemeinen und der Stadt Marroar im Besonderen.
    Zwei große nussbraune Augen glänzten in Apsus Licht, und Deshan begegnete ihrem Blick. Mira Lemroth stand neben ihrem Vater Thanh, und das Lächeln der jungen Frau versprach mehr als Verdienst, Anerkennung und beruflichen Erfolg.
    Ein dumpfes Grollen erklang, wie von einem fernen Unwetter, und Deshan Apian blickte wieder zum Startbereich. Weiße Dampfwolken wogten - verdampftes Wasser, mit dem die Triebwerke gekühlt wurden, wusste der Chronist -, und der Zylinder stieg mit fast quälender Langsamkeit auf, ein träger Riese, der sich

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