PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
er auf etwas Wichtiges gestoßen war, und er drängte auf eine Fortsetzung des Gesprächs. »Wenn ich dich einladen darf... Hiermit biete ich dir die Gastfreundschaft des Hauses Apian an.«
Levian Paronn sah ihn an, und in seinen Augen lag eine unausgesprochene Botschaft, die Deshan nicht entziffern konnte. »Ich danke dir, aber...« Er winkte einen Gruß. »Wohlergehen dir, Deshan. Wir
sehen uns wieder.«
Und bevor Deshan Apian antworten konnte, verschwand Levian Paronn zwischen den anderen Fußgängern.
DeshanApian - Lemuria 4502 dT(51898 v. Chr.)
Erhabene Ruhe herrschte an diesem Ort, die Ruhe friedlicher Seelen. Langsam schritt Deshan Apian durch die Katakomben der Bastion Tuamar am Rande des Zentrums mnemonischer Beschaulichkeit. Sie stammte aus der Konos-Zeit und war in eine Aura ehrwürdigen Alters gehüllt, die Botschaften zu flüstern schien: Besinne dich auf das, was gewesen ist. Vergiss nie. Trage die Vergangenheit mit dir in die Zukunft.
Lichter in der Form kleiner Fackeln glühten hier und dort in Ecken, und ein ungleichmäßiger Schein ging von ihnen aus, ließ viel Platz für Schatten. Sie gehörte dazu, die Dunkelheit, die alles bedeckte, letztendlich alles für sich beanspruchte.
Deshan blieb vor einer Wand stehen und deutete auf die vielen Tafeln, jede von ihnen mit einem Namen versehen. »Hier ruhen die alten Maximalen«, sagte er leise. »Jene von uns, die vor Jahrtausenden die größten Verdienste errangen. Jeder Chronist lernt ihre Namen auswendig.«
Die neben ihm stehende Mira Lemroth sah sich erstaunt um. »Es sind Tausende.«
»Ja.« Deshan lächelte sanft. »Kein Problem für die richtige Mnemotechnik.«
»Es ist mir noch immer ein Rätsel, wie ihr Chronisten so viel behalten könnt. Und warum ihr euch überhaupt die Mühe macht. Es gibt leistungsstarke Zephalone mit genug Datenspeichervolumen.«
Deshan hob die Hand und strich ihr über die Wange. Am rechten Handgelenk trugen sie beide das Siegel des Versprechens, das auf ihren bevorstehenden Partnerschaftsbund hinwies - die Zeit der Diskretion lag hinter ihnen. Das Licht einer nahen Fackellampe glitt über Miras schwarzes Haar und spiegelte sich in ihren großen braunen Augen wider. Sie war groß, fast so groß wie er, und der hellbraune Hosenanzug, den sie trug, ließ die geschmeidige Schönheit ihres Körpers erahnen. An der Schulter trug Mira das Zeichen des Zephalonadepten.
Seine Finger berührten kurz ihre Lippen, eine sehr intime Geste, und dann ließ Deshan die Hand sinken.
»Wissen ist zu kostbar, als dass es allein Maschinen und totem Material anvertraut werden darf. Es bleibt nur dann lebendig, wenn sich Menschen erinnern. Deshalb müssen die wichtigsten Dinge in uns bleiben.«
Sie setzten den Weg fort, durch kühles, stilles Halbdunkel, vorbei an Wänden, in denen die Vergangenheit schlief. Nur wenige andere Wanderer waren in diesen dunklen Gewölben unterwegs, und wenn sie sprachen, dann nur leise, aus Ehrfurcht und Respekt vor den Toten und der Zeit. Nach einer Weile nahm Deshan Miras Hand, und ein Lächeln huschte hin und her, bevor sie den Weg fortsetzten. Eine steile Treppe führte sie nach unten, noch tiefer hinein ins Urgestein des Berges, in ein Labyrinth aus natürlichen Höhlen und in den Fels gehauenen Alkoven. Dies war der älteste Teil von Tuamar, das Letzte Refugium, wie es die Kuraten nannten. Vor Jahrtausenden hatten hier Menschen Zuflucht gesucht vor den Konos und vielleicht gebetet, in der Hoffnung auf Hilfe, fluoreszierende Zeichen an den Wänden und Fackellampen wiesen dem jungen Paar den Weg, und schließlich blieben Deshan und Mira vor einer Wand mit Malereien stehen. Mischwesen aus Pferden und Menschen dominierten die Darstellung; sie jagten viel kleinere, gewöhnliche Menschen.
Deshan spürte, wie Mira an seiner Seite schauderte.
»Damals standen wir am Rand des Untergangs«, sagte der Chronist leise. »So etwas darf nie wieder geschehen.« Er lauschte dem Klang der eigenen Worte und glaubte, ein Echo zu hören, das aus seiner eigenen Vergangenheit stammte, aber dieser Eindruck verflog sofort wieder. Er wandte sich Mira zu. »Wir Lemurer sind das, was wir waren. Und heute schaffen wir das Fundament dafür, was wir in Zukunft sein werden.«
Sie verstand ihn. Mira brauchte gar nicht mit Worten darauf hinzuweisen. Ihr Blick genügte.
»Und das ist die Aufgabe von uns Chronisten: Wir bewahren die
Vergangenheit, um sie durch die Gegenwart in die Zukunft zu tragen.«
»Du bist stolz
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