Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Neben dem Amphitheater, das Teil der Gedenkstätte von Hedros war, ragte das Konos-Monument empor: eine ineinander verschlungene Ansammlung monströser Wesen - jenen albtraumhaften Geschöpfen wäre es vor einigen Jahrtausenden fast gelungen, die Lemurer auszurotten. An diesem Ort hatten die Lemurer der Festung Hedros erbitterten Widerstand geleistet, bis schließlich der letzte von ihnen gestorben war. Einige Ruinen erinnerten an die Befestigungsanlage auf der anderen Seite des Mahnmals, von Scheinwerfern angestrahlt. Alter, vergangene Tragödie und eine Mahnung für die Gegenwart, für die Lebenden, bestimmten die Atmosphäre dieses Ortes. Und davon sprachen auch die Männer und Frauen auf dem Podium. Einer der Redner, ein hochgewachsener und ganz in Schwarz gekleideter Mann - er schien zu verschwinden, wenn er aus dem Licht in die Schatten trat -, zeigte bemerkenswertes rhetorisches Geschick, und es gelang ihm, seine vielen Zuhörer in den Bann zu ziehen. Deshan spürte, wie die Worte auch auf ihn selbst wirkten, obwohl er versuchte, einen gewissen Abstand zu wahren und alles mit den kritischen Ohren eines Chronisten zu hören.
    Überleben. So hieß das Grundkonzept. Die »Sternensucher«, wie sich diese Leute nannten, griffen auf das Konos-Trauma der Lemu-rer zurück. Nie wieder, so betonten sie, durfte die Menschheit in Gefahr geraten, ausgelöscht zu werden. Nie wieder. Doch sie war viel zu verletzlich, solange sie auf einen Planeten beschränkt blieb, eigentlich sogar nur auf einen Kontinent dieses einen Planeten, denn weite Teile Lemurs lagen unter Schnee und Eis. Der Mensch musste die Stätte seiner Geburt verlassen, und zwar so schnell wie möglich, andere Welten erreichen und sich auf ihnen ausbreiten.
    Auf den Welten anderer Sonnen.
    Zu den Sternen...
    »Die Planeten unseres Sonnensystems genügen nicht«, sagte der Mann in Schwarz auf dem Podium. Seine Stimme klang ein wenig seltsam, wie verzerrt, was ihr zusammen mit dem Charisma des Redners eine fast hypnotische Wirkung gab. »Sie sind zu nahe. Wir müssen weiter hinaus ins All, wenn wir überleben wollen, viel weiter...«
    Überleben. Die Lemurer mussten überleben. Diesem Ziel war alles andere unterzuordnen.
    Deshan Apian beobachtete den Mann abwechselnd auf dem Podium und den Bildschirmen, hörte die Stimme und versuchte, sich das Gesicht hinter der Zeremonienmaske vorzustellen. Solche Masken hatten früher besonders verdienstvolle Krieger getragen.
    Der zwölfte Heroe Vehraato... Deshan kannte die Legende natürlich. Im Jahr 1 dha-Tamar war Vehraato als Lichtgestalt aus der Sonne gekommen, hatte die Menschheit vor fürchterlich wütenden Bestien gerettet, Anhänger um sich geschart und war nach der Ankündigung, in größter Not neu zu erscheinen, ins Licht zurückgekehrt. Als Chronist wusste Deshan, dass Legenden voller Metaphern steckten und außerdem vom jeweiligen Zeitgeist geprägt waren. Deshalb zweifelte er daran, dass der Mann in Schwarz tatsächlich der zwölfte Heroe war, und eins musste man ihm lassen: Er stellte sich auch nicht als Vehraato vor nannte sich nur »Verkünder«.
    »Wenn wir auf Lemur bleiben«, sagte der Mann auf dem Podium, und seine Summe klang dabei sehr ernst, »sind wir zum Untergang verurteilt. Dort draußen im Weltraum wimmelt es von Leben, und irgendwann werden wir Besuch erhalten, von Geschöpfen, die noch schlimmer sind als die Konos.«
    Der Mann in Schwarz legte eine Pause ein, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Es war still im Amphitheater, so still, dass Deshan das eigene Atmen als laut empfand.
    »Wenn sie kommen, um uns alle zu töten, müssen wir die Sterne erreicht haben, denn sonst wird es keine Menschen mehr geben. Um zu überleben, müssen wir heute handeln. Das offizielle Raumfahrtprogramm des Großen Solidars reicht nicht aus, denn damit kommen wir viel zu langsam voran. Es gilt, das Programm mit zusätzlichen Projekten zu erweitern, und dafür brauchen wir eure Unterstützung. Werdet selbst zu Sternensuchern. Helft uns! Gemeinsam finden wir einen Weg zu den Sternen. Gemeinsam bauen wir Schiffe, mit denen Tausende zu neuen Welten aufbrechen können. Gemeinsam lassen wir die Menschheit wachsen, auf dass sie nie ausgelöscht werden kann!«
    Der Mann in Schwarz wich zurück, und andere Personen erklärten die ersten konkreten Projekte der Sternensucher. Deshan Apian hörte weiterhin zu, achtete aber nicht auf die technischen Details. Erneut konzentrierte er sich auf die Atmosphäre und fühlte so

Weitere Kostenlose Bücher