PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
geworden, und unsere Zusammenarbeit mit Impetus trägt erste Früchte. Ins All! Zu anderen Planeten! Zu den Sternen!«
Begeisterter Applaus erklang.
»Überleben!«, rief der Verkünder. Seine Stimme donnerte durch Stadien und Säle. »Wir Sternensucher werden gewährleisten, dass die Menschheit überlebt. Wir bringen Lemurs Kinder zu anderen Welten!«
Lemurs Kinder... Erinnerungen erwachten in Deshan. So hatte sich Levian Paronn ausgedrückt, vor mehr als zwanzig Jahren. Werde mein Chronist und berichte darüber, wie ich Lemurs Kinder zu den Sternen bringe. Das waren seine Worte gewesen. Überleben. Auch davon hatte Paronn gesprochen.
Er spürte, wie sich alter Argwohn in ihm regte, und seine rechte Hand tastet wie von allein nach der speziellen Autorisierungskarte, die er an diesem Abend bei sich trug. Sie sollte ihm ein Gespräch ermöglichen, von dem er sich in einem wichtigen Punkt Aufschluss erhoffte. Entweder wurde sein Verdacht bestätigt oder ausgeräumt -Deshan war entschlossen, Gewissheit zu erlangen.
Der Verkünder, der immer wieder Gefahren aus dem All beschwor, um seine Zuhörer zu mobilisieren, der nicht müde wurde zu betonen, dass die Menschheit zu den Sternen musste, wenn sie überleben wollte. Und Levian Paronn, der immer enger mit den Sternensuchern zusammenarbeitete und schon vor vielen Jahren kilometerlange, wie Röhren aussehende Raumschiffe konzipiert hatte, die Platz für Zehntausende von Menschen boten. Überleben. Darum ging es auch ihm. War diese Übereinstimmung ein Zufall? Oder steckte mehr dahinter?
Um dem Trubel zu entgehen, stand Deshan Apian auf, noch bevor der Verkünder seine Ansprache beendet hatte. In den Fluren und Korridoren des Proklamats begegnete er nur wenigen Personen, und es dauerte nicht lange, bis er die Sektion erreichte, die normalerweise den Akteuren vorbehalten blieb: meistens Schauspielern, Musikern und Sportlern, diesmal dem Verkünder und seinen engsten
Vertrauten. Vor dem Zugang traf Deshan auf einen Mann und eine Frau, beide in mittleren Jahren. Sie sahen ihn freundlich an.
»Ich bin Chronist Deshan Apian.« Er holte die Autorisierungskarte hervor. »Ich habe einen Gesprächstermin mit dem Verkünder vereinbart.«
Die Frau nahm die Karte entgegen, ließ sie von einem kleinen Zephalon prüfen und gab sie zurück. »Alles in Ordnung«, sagte sie und lächelte. »Ich bin Zefira. Bitte begleite mich.«
Zefira führte Deshan durch einen weiteren Gang, und unterwegs begegneten sie anderen Sternensuchern. Sie alle waren völlig normal gekleidet, und Deshan kannte auch den Grund dafür: Die Sternen-sucher wollten sich nicht durch äußere Auffälligkeiten vom Rest der lemurischen Gesellschaft abgrenzen, sondern ein Teil von ihr bleiben. Nur kleine Ornate wiesen darauf hin, dass sie zu der vom Verkünder ins Leben gerufenen Bewegung zählten: Anstecknadeln, Broschen, Agraffen und Spangen mit dem Symbol der Sternsucher: einer Hand, die von Lemur ausging und sich den Sternen entgegenstreckte.
In einem Zimmer, das eine Kombination aus Garderobe und Büro zu sein schien, deutete Zefira auf einen Sessel. »Bitte warte hier. Der Verkünder kehrt nach seiner Ansprache hierher zurück.«
Deshan nickte, ohne Platz zu nehmen. Als die Frau gegangen war, begann er mit einer langsamen Wanderung durch den Raum und sah sich aufmerksam um. Natürlich rührte er nichts an - das Prinzip der Privatsphäre verbot so etwas ausdrücklich -, suchte jedoch nach mehr oder wenigen offenen Hinweisen auf den Mann, der diesen Raum derzeit benutzte. Er bemerkte mehrere mobile Zephalone, ausgeschaltet, einen Kalender mit Terminnotizen, Kleidungsstücke, mehrere Koffer und Taschen. Nach persönlichen Gegenständen hielt er vergeblich Ausschau; er entdeckte nichts, was Auskunft gab über das Denken und Fühlen des Mannes, der sich hinter der Zeremonienmaske verbarg.
Deshan Apian kehrte zu dem Sessel zurück, setzte sich und wartete.
Nach einigen Minuten hörte er lang anhaltenden Applaus und vermutete, dass die Ansprache des Verkünders gerade zu Ende gegangen war. Kurze Zeit später erklangen Stimmen im Flur, und zwei Männer betraten den Raum, der eine eher klein und um die siebzig, der andere hochgewachsen und ganz in Schwarz gekleidet -der Verkünder.
Deshan stand auf.
»Du bist...?«, begann der kleine, ältere Mann.
Der Maskierte hob die Hand. »Schon gut«, sagte er, und auch diesmal war seine Stimme ein wenig verzerrt. »Das ist der Chronist, mit dem ich verabredet bin. Deshan
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