PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
Tisch erweckte den Eindruck, auf einem Stuhl zu sitzen, der immer heißer wurde.
Jemand kam durch die Tür und betrat das Studio, nicht Levian Paronn, sondern...
... eine Gestalt in Schwarz, das Gesicht hinter einer Zeremonienmaske verborgen. Der Verkünder.
»Dies ist die Stunde der Wahrheit«, erklang eine verzerrte Stimme und wiederholte Paronns Worte. »Lassen wir die Maske fallen.«
Der Verkünder der Sternensucher hob die Hände und nahm seine Maske ab. Was darunter zum Vorschein kam, ließ Deshan Apian verblüfft nach Luft schnappen.
Levian Paronns Gesicht.
»Das ist unmöglich.« Der Chronist stand auf und trat nach vorn, ins Licht der Scheinwerfer. Eine Kamera schwenkte zu ihm herum. »Ich habe das wahre Gesicht des Verkünders gesehen, vor vielen Jahren.«
Paronn lächelte. »Meinst du dies?« Er holte etwas aus einer Tasche seines Mantels hervor, bückte sich, hob beide Hände zum Kopf...
Einige lange Sekunden verstrichen, während sich die Hände be-wegten, etwas zurechtrückten und glatt strichen.
Als sich der Mann in Schwarz wieder aufrichtete, war sein Gesicht blass und die linke Wange zernarbt. Er berührte etwas unter dem Kinn, und die Züge erschlafften. Eine Hand löste eine dünne Membran vom Gesicht darunter, das Levian Paronn gehörte.
»Seht mich an. Während der letzten vierzig Jahre bin ich nicht älter geworden. Dafür gibt es einen guten Grund.« Levian Paronn holte tief Luft. »Ich bin unsterblich. Ich bin der zurückgekehrte Zwölfte Heroe Vehraato. Ich bin gekommen, um Lemurs Kinder zu retten.«
Denetree
Denetree wandelte durch eine finstere Welt, in der nur gelegentlich Licht glühte. Dichte Schatten dominierten in diesem Teil der Station, der älter zu sein schien als die weiter oben gelegenen Bereiche und in dem offenbar nur noch wenig funktionierte. Hier und dort glühten Leuchtstreifen in den langen Korridoren und schufen in der Dunkelheit Oasen aus Licht, in denen Denetree manchmal verharrte. Alle Versuche, eine Funkverbindung mit Coho, Solina und den anderen herzustellen, waren gescheitert. Die Furcht, die bisher tief in ihr auf der Lauer gelegen hatte, kroch empor und breitete sich aus. Denetree versuchte, sie unter Kontrolle zu halten, aber je mehr Zeit verging, desto öfter fragte sie sich, was aus ihr werden sollte, wenn sie nicht zurückfand zu den anderen.
Wie dumm von ihr, darauf bestanden zu haben, an dieser Mission teilzunehmen! Den Grund dafür kannte sie inzwischen: Sie hatte sich ablenken wollen, um nicht an ihren toten Bruder Venron zu denken. Doch jetzt drohte ihr selbst der Tod.
In der Ferne sah sie das matte Licht eines weiteren Leuchtstreifens und ging schneller, um der Finsternis zu entkommen. Kurz darauf erreichte sie einen Raum mit mehreren Konsolen; nur an einer von ihnen leuchteten einige Kontrollen. Das Licht des Streifens in der Decke erreichte ein großes Fenster in der gegenüberliegenden Wand, und Denetree trat näher, blickte in die Dunkelheit jenseits der Scheibe und versuchte, etwas in ihr zu erkennen. Eine Halle erstreckte sich hinter dem Fenster, und die junge Lemurerin sah die Umrisse von zwei kugelförmigen Raumschiffen, die dem ähnelten, das Sharita Coho als Haluter-Schiff identifiziert hatte. Das eine war halb demontiert, und vom anderen existierte nur noch das Rumpfgerüst.
Ein Kreischen hallte durch die Finsternis, ein dämonisches Heulen, und Denetree zuckte heftig zusammen, duckte sich aus einem Reflex heraus hinter eine der Konsolen. Besorgt blickte sie zum Leucht-streifen empor, und tatsächlich: Das Licht verschwand, und die Dunkelheit stürzte zurück in den Bereich, aus dem sie vertrieben worden war.
Denetree wartete und trachtete danach, nicht der Furcht zu erliegen, die immer stärker an ihren Gefühlen und Gedanken zerrte. Sie hatte das Kreischen nicht zum ersten Mal gehört, und auch diesmal kehrte das Licht nach wenigen Sekunden zurück - der Leuchtstreifen an der Decke begann wieder zu glühen, ebenso die Kontrollen an der einen Konsole.
Und dann kam das Flüstern.
Denetree verstand die Worte, die dem Lemurischen ähnelten, und die anderen übersetzte ihr Translator.
»Leben ist kostbar und muss geschützt werden«, wisperte eine Stimme.
»Der Feind ist da!«, raunte die zweite Stimme, die entschlossener und strenger klang. »Ich bin beauftragt, ihn zu vernichten!«
Denetree richtete sich auf, und während sie noch festzustellen versuchte, woher die Stimmen kamen, vernahm sie etwas anderes: ein dumpfes Summen
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