PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
und Surren, das allmählich lauter wurde. Was auch immer jene Geräusche verursachte, es näherte sich.
»Du bist krank.«
»Mir fehlen Dinge, und es schmerzt.«
»Nicht töten, nicht töten... «
»Die oberste Priorität der Programmierung: Der Feind muss vernichtet werden!«
»Leben, so kostbar... «
»Oberste Priorität... «
»Du bist krank.«
»Ich bin nicht mehr vollständig. Ich bin... beschädigt. Gewisse Subkomponenten... funktionieren nicht mehr.«
»Manchmal erinnere ich mich, an den Schwarm, ans Fliegen. Wie schön, sich einfach treiben zu lassen und die Nähe der anderen zu fühlen.«
»Ich... leide.«
»Ich sehne mich zurück nach den anderen. Warum hast du mich aufgenommen?«
»Um... wieder ganz zu werden?«
»Ich kehre nie wieder ins graue Zimmer zurück. Ich habe gehört und gesehen. Ich bin gewachsen... «
Denetree lauschte dem Summen und Surren und begriff, dass sich etwas näherte, das mehr Substanz hatte als die beiden Summen. Drei Korridore führten in diesen Raum mit dem großen Fenster auf der einen Seite, und in der linken Öffnung bewegte sich etwas. Ein aus mehreren Segmenten bestehender Roboter mit zahlreichen Greifarmen und rot glühenden Optiken wankte auf vier angewinkelten Beinen aus den Schatten und verharrte, als er das Licht des Leuchtstreifens erreichte. Das oberste Segment drehte sich mehrmals, und dann wandte sich das Maschinenwesen der Konsole zu, hinter der Denetree hockte.
Die junge Frau wartete angespannt, in der Hoffnung, dass der Roboter sie nicht entdeckt hatte und vor Erreichen der Konsole eine andere Richtung einschlug - vielleicht war es eine Wartungsmaschine, die Reparaturen durchführen sollte. Aber als die Entfernung auf weniger als zwei Meter schrumpfte, explodierte die Furcht in ihr, und sie handelte ohne einen bewussten Gedanken.
Denetree sprang auf, wandte sich nach rechts, sprintete durch den Raum, erreichte die Dunkelheit des Korridors und lief so schnell sie konnte. Ein fahler Lichtfinger - ein Energiestrahl - tastete nach ihr, verfehlte sie jedoch.
Und dann trugen die Beine sie durch pechschwarze Finsternis.
Sie wusste nicht, wie lange sie lief, durch eine Welt der Schatten und gelegentlichem mattem Licht, manchmal begleitet von flüsternden Stimmen. Aufs Geratewohl wählte sie Abzweigungen, brachte Rampen hinter sich, einmal auch eine lange Treppe nach oben. Mehrmals stieß sie auf vertikale Schächte, wagte es aber nicht, sich den Antigravfeldern in ihnen anzuvertrauen - wenn erneut das Kreischen ertönte und es zu einem Energieausfall kam, mochte ein tödlicher Sturz die Folge sein.
Irgendwann fand sie sich vor einem Ungetüm wieder.
Ein Wesen aus dem Volk der Hüter, von den Menschen »Haluter« genannt!
Denetree dachte an Icho Tolot, der sich jetzt irgendwo über ihr befand, sein Schiff von einem Transmitterfeld der Station entführt, er selbst wahrscheinlich gefangen. Dieser Haluter war tot, und er lag inmitten der Reste eines völlig verwüsteten Laboratoriums. Mehrere Leuchtstreifen glühten in der Decke, doch ihr Licht flackerte, mal schnell, mal langsam, wodurch der Eindruck entstand, dass Schatten hin und her huschten. Eine solche Art der Zerstörung hatte Denetree schon einmal gesehen, und zwar auf Mentack Nutai, in der Station unter dem Eis.
Der Haluter lag als schwarzer Hügel dicht vor einer tiefen Delle in der Stahlwand, gegen die er unmittelbar vor seinem Ende geprallt zu sein schien. Es ließ sich nicht feststellen, was ihn umgebracht hatte und wann er gestorben war - die Verhärtung seiner Zellstruktur hatte eine Verwesung verhindert.
Glassplitter von zerfetzten Vitrinen und winzige Metallfragmente von zertrümmerten Instrumentenschränken knirschten unter De-netrees Stiefeln, als sie sich dem Toten näherte und ihn so vorsichtig berührte, als könnte er dadurch wieder erwachen. Die Leiche war hart wie Stahl.
Denetree stellte sich vor, wie ihr Volk vor mehr als fünfzigtausend Jahren einen verzweifelten Krieg gegen diese Wesen geführt hatte, denen es fast gelungen wäre, die Lemurer vernichtend zu schlagen. Für sie waren es Geschichten aus einer Vergangenheit, die sie nicht direkt betraf, erzählt von Perry Rhodan und anderen. Bisher hatte sie nur ein Hüter-Wesen kennengelernt, und dem verdankte sie ihr Leben. Diese Erfahrung prägte ihre Perspektive, nicht die Schilderungen eines Krieges, der für sie ohne Bedeutung blieb. So etwas wie Hass auf die früheren Feinde ihres Volkes empfand sie gewiss nicht.
Die
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