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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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innerbetrieblichen Projekten betrifft.«
    »Im Rahmen des allgemeinen Entwicklungsprogramms!«, warf der Zweite ein.
    Paronn nickte, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Ich habe alle Mittel nach bestem Wissen und Gewissen verwendet.«
    »Nach deinem Gutdünken!«, ereiferte sich der Zweite. »Und das ist unerhört. Du verletzt das Prinzip der solidaren Gemeinschaft. Das Wohl aller steht an erster Stelle. Du aber gibst deinen eigenen Ambitionen den Vorrang.«
    »Genau darum geht es mir, um das Wohl von uns allen.«
    »Missachtest du deshalb die Vorgaben des Großen Solidars?«, fragte ein anderer Solidartaman und machte deutlich, wie es um die Stimmung im Koordinierenden Konzil stand. Allein der alte Gephelos schien Paronn mit Wohlwollen zu begegnen.
    »Ich treffe Entscheidungen, die getroffen werden müssen«, sagte Levian mit der Gelassenheit eines Mannes, der überhaupt nichts zu befürchten hatte.
    Mira beugte sich zu Deshan. »Das ist keine geeignete Verteidigung«, flüsterte sie. »Warum vertritt er seinen Standpunkt nicht mit besseren Argumenten? Er ist doch sonst ein guter Rhetoriker.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Deshan ebenso leise. Paronns Verhalten erstaunte auch ihn.
    »Und über die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, entscheidest du, nicht wahr?«, fragte der Zweite mit unüberhörbarem Spott. Er deutete auf den Bildschirm seines Platzes. »Über siebzig Prozent der Ressourcen von Impetus - das sind siebenundzwan-zig Prozent des gesamten Ressourcenpotenzials des Raumfahrt-solidars - stehen inzwischen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit dem absurden Projekt Exodus der Sternensucher!«
    »Das Projekt Exodus ist nicht absurd«, sagte Paronn.
    Deshan beobachtete, wie Darhan Gephelos den Blick senkte und andeutungsweise den Kopf schüttelte.
    »Hältst du es vielleicht für vernünftig, enorm viel Zeit, Arbeit und wirtschaftliche Mittel in etwas zu investieren, das erklärtermaßen nur einem winzigen Teil der solidaren Gemeinschaft zugutekommt, nämlich jenen Menschen, die irgendwann zu den Sternen aufbrechen sollen? Was für eine Vergeudung! Es wird geplant, entwickelt und gebaut, und nichts davon mehrt den Wohlstand des Großen Solidars, nichts davon erleichtert das Leben der Menschen, für die wir Verantwortung tragen.«
    Paronn räusperte sich. »Du machst den Fehler, nicht über Lemuria und Lemur hinauszublicken. Es geht hier nicht darum, die Wirtschaftskraft des Großen Solidars zu erhöhen, auf dass alle Menschen der solidaren Gemeinschaft ein leichteres, komfortableres Leben führen können. Es geht um das Überleben der ganzen Menschheit.«
    »Machst du dir die Thesen des sogenannten Verkünders zu eigen?«, fragte der Zweite scharf. »Glaubst du ebenfalls an den Unsinn von irgendwelchen bösen Wesen im All, die es auf uns abgesehen haben?«
    »Ich glaube, dass sich die Menschheit auf anderen Welten ausbreiten muss, wenn sie als Spezies überleben will.«
    »Ich schlage vor, dass wir die emotionalen Aspekte bei dieser Diskussion ausklammern und uns allein auf die rationalen konzentrieren«, sagte die Fünfte. Sie war kahlköpfig, und in ihren großen Augen leuchtete kühle Klugheit. »Uns liegen ausführliche Wirtschaftsberichte über die letzten beiden Jahrzehnte vor, und die Schlüsse, die daraus zu ziehen sind, liegen meiner Ansicht nach auf der Hand. Levian Paronn, Dirigent von Impetus, ist bei seinen Entscheidungen weit über den zulässigen Ermessensspielraum hinausgegangen. Es gilt, den wirtschaftlichen Kurs zu korrigieren und Maßnahmen zu ergreifen, die verhindern, dass sich solche... Deviationen wiederholen. Hiermit beantrage ich eine Abstimmung.«
    Paronn stand noch immer, steif und gerade, still und stumm. Er schien einfach nur zu warten, und das passte gar nicht zu seiner dynamischen Natur.
    »Paronn, Mepha...« Gephelos seufzte, und es klang nicht nur müde, sondern auch kummervoll. »Bitte wartet mit euren Begleitern in der Arkade, während wir uns beraten.«
    Levian Paronn deutete eine Verneigung an, half Mepha Hatan beim Aufstehen und verließ mit ihm den Saal, gefolgt von Deshan, Mira und den Sekretären. Hinter ihnen schloss sich die große, schwere Bronzetür.
    In der Arkade ruhte die Luft heiß und schwer, und einige Sekunden lang sehnte sich Deshan nach Torhad zurück. Dann glitt sein Blick zu Paronn, der ein leises Gespräch mit Mepha begann, und er staunte einmal mehr.
    »Ein Verlierer sieht anders aus«, sagte Mira und fächelte sich mit

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