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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Stimmen flüsterten noch immer, aber sie kamen jetzt aus fernen Lautsprechern, und Denetree konnte keine einzelnen Worte verstehen. Sie wandte sich von dem Toten ab, ging langsam durchs Laboratorium und fragte sich, was hier geschehen war vor... wie langer Zeit? Vor Jahren, Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten? Wer oder was hatte den Haluter getötet?
    Ein Summen weckte ihre Aufmerksamkeit, und einige Sekunden lang befürchtete sie, dass ihr wieder eine Konfrontation mit einem Roboter bevorstand. Doch dann sah sie weiter vorn mehr Licht und erreichte einen weitgehend unbeschädigten Teil der Laboratoriumsanlage, mit Geräteblöcken, deren Energieversorgung zu funktionieren schien. Das Summen stammte von zwei großen, tankartigen Gefäßen, die mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt waren. Im ersten Tank sah Denetree Knochen, und als sie näher trat, erkannte sie ein Skelett, das nur von einem Haluter stammten konnte. Das zweite Gefäß enthielt lange, faserige Gebilde, und die junge Lemurerin begriff erst, worum es sich handelte, als sie einen Blick auf die Displays der nahen Konsole warf.
    Haluter-Gewebe. Einige der über die Bildschirme wandernden Worte verstand Denetree, andere nicht. Offenbar enthielt der zweite Tank eine Nährflüssigkeit, in der Haluter-Gewebe wuchs. Und bei den Untersuchungen, die hier stattgefunden hatten, war es um »Verwundbarkeit« gegangen.
    Denetree überlegte, ihre Gedanken begleitet von Unbehagen und Kummer. Die frühen Akonen hatten in dieser Station Hüter-Wesen festgehalten und an ihnen Untersuchungen vorgenommen, offenbar mit dem Ziel, schwache Stellen bei den vierarmigen Riesen zu finden. Gab es einen Zusammenhang mit dem schrecklichen Krieg vor über fünfzigtausend Jahren? Hatte die Station vielleicht dazu gedient, Waffen gegen Haluter zu entwickeln?
    Die junge Frau ging an den Tanks vorbei und näherte sich einer Tür mit sonderbaren, ihr fremden Symbolen. Davor zögerte sie kurz, denn ein Teil der Symbolik erinnerte sie an lemurische Warnzeichen. Sie sah sich um. Einen anderen Ausgang schien es nicht zu geben, und es widerstrebte ihr, in die Richtung zurückzukehren, aus der sie kam.
    Sie streckte die Hand nach dem Sensorfeld aus, und als sie es berührte, glitt die Tür beiseite.
    Dahinter erwartete sie ein kleiner Raum, der an einem blauen, undurchsichtigen Energievorhang endete. Die beiden Seitenwände wiesen keine Schaltflächen auf.
    Denetree näherte sich dem blauen Wabern, streckte neugierig die Hand danach aus...
    »Nein, so dumm bin ich nicht«, sagte sie leise, löste einen kleinen Sensorstab vom Gürtel ihres Raumanzugs und streckte ihn dem Energiefeld entgegen.
    Es knisterte, und die blaue energetische Barriere löste sich auf.
    »Achtung«, ertönte eine Stimme, die ganz anders klang als das
    Flüstern und Raunen. »Fehlfunktion. Achtung, Fehlfunktion. Destabilisierung des Stasisfelds.«
    Denetree trat vor und sah eine zweite Laboratoriumsanlage, ebenso groß wie die erste und größtenteils unversehrt. Hier beschränkte sich die Verwüstung auf einen kleinen Bereich unmittelbar vor der jungen Frau.
    Und dort, gefangen in einem Stasisfeld, stand ein Haluter, zu Reglosigkeit erstarrt bei dem Versuch, eine Konsole zu zertrümmern: Zwei der vier Arme waren erhoben, die großen sechsfingrigen Hände zu Fäusten geballt, der Mund mit den spitzen Zähnen zu einem lautlosen Schrei geöffnet.
    Das Stasisfeld flackerte wie das Licht der defekten Leuchtstreifen, und die dreieinhalb Meter große Gestalt in seinem Innern... begann sich zu bewegen.
    Das Kraftfeld dehnte sich aus, schrumpfte, flackerte ein letztes Mal - und verschwand.
    Die gehobenen Fäuste des Haluters schmetterten auf die Konsole herab, und ein ohrenbetäubender Schrei hallte durchs große Laboratorium, untermalt vom Krachen des zerberstenden Schaltpults. Der dunkle Riese sprang vor, schwang seine vier Arme und zerstörte, was in seine Reichweite geriet: Tische mit seltsamen Werkzeugen, Displaystationen, mobile Bildschirme, gläserne Werkzeugschränke und andere Dinge. Er begann zu laufen, wurde immer schneller und hinterließ eine Schneise der Verheerung. Einige Dutzend Meter entfernt prallte er mit lautem Donnern an die Rückwand des Laboratoriums, wirbelte dort herum und lief erneut, diesmal in die entgegengesetzte Richtung. Denetree entgegen.
    Die junge Lemurerin wich zu der Tür zurück, durch die sie eingetreten war, aber sie öffnete sich nicht.
    »Sicherheitsalarm«, ertönte es in der Nähe.

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