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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auf, stützte sich mit dem Gehstock ab und verzog das Gesicht, als wieder Schmerz durch den Rücken zuckte. »Von wegen junger Mann.«
    Seite an Seite gingen sie am Kuratenfriedhof vorbei und folgten dem Verlauf des Weges zur alten Bastion. Dort blieb Deshan im Schatten stehen. »Wenn du nichts dagegen hast, Mira... Ich möchte noch ein wenig hierbleiben und meditieren.«
    Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Wir sehen uns in Marroar, nach deiner Rückkehr von oben.« Sie winkte noch einmal, drehte sich dann um und ging über den Pfad, der zum Parkplatz mit den Individualfahrzeugen weiter unten führte. Deshan sah ihr nach. In den letzten Jahren war Mira ein wenig voller geworden, und ihr einst langes, pechschwarzes Haar war jetzt kurz und grau. Aber sie blieb Mira, die Frau, mit der er sein Leben geteilt hatte, und jeder einzelne gemeinsam verbrachte Moment erfüllte ihn mit tiefer Zufriedenheit.
    Er schloss die Augen, atmete die Aura von Tuamar und dachte über Vergangenheit und Zukunft nach, wie es einem Chronisten gebührte.
    Der Astrolift war die neueste Errungenschaft des Projekts Exodus: ein Bündel aus Tausenden von Mikrofasern, das ausgehend von einer Plattform im Meer bis zu einer Orbitalbasis im stationären Orbit reichte, sechsunddreißigtausend Kilometer über Lemur. Er stand auch dem offiziellen Raumfahrtsolidar des Großen Solidars zur Verfügung, nicht nur eine Geste des guten Willens, sondern auch das Ergebnis der fortgesetzten Zusammenarbeit zwischen den Ster-nensuchern und Impetus - auch wenn die Kooperation nicht mehr auf dem gleichen Niveau stattfand wie zu jener Zeit, als Levian Paronn Impetus geleitet hatte. Es war eine reine Vernunftentscheidung: Nach Ansicht der Solidartamanen waren zu viele Ressourcen in die Zusammenarbeit mit Exodus investiert worden, um die wirtschaftlichen Beziehungen einfach zu beenden. Insbesondere Gephelos hatte sich für eine, wenn auch begrenzte, Fortsetzung der Kooperation eingesetzt, bis zu seinem Tod vor wenigen Jahren.
    Mehr als zwanzig Personen saßen in der geräumigen Kabine des Passagiermoduls, das aus dem Weltraum am Faserstrang des Astro-lifts emporgezogen wurde. Sie alle trugen aus Sicherheitsgründen Druckanzüge, allerdings noch ohne die Helme. Die meisten von ihnen waren Chronisten, die für die Medien ihrer Komitees Bericht erstatteten.
    Paronn deutete stolz aus den breiten Fenstern. »Der Astrolift führt zu einer drastischen Reduzierung der Kosten für Transport von Fracht in die Umlaufbahn«, sagte er. »Dadurch werden zukünftige Raumstationen erheblich billiger.«
    »Stimmt es, dass das Raumfahrtsolidar den Astrolift bereits genutzt hat, um Bauteile für die Raumschiffe in den Orbit zu transportieren, die in diesem Jahr zu den äußeren Planeten aufbrechen sollen?«, fragte eine junge Chronistin und richtete einen respektvollen, fast ehrfürchtigen Blick auf Paronn.
    »Ja. Der Lift wird auch die nächste Phase des Projekts Exodus erheblich vereinfachen. Ich erläutere euch alles, wenn wir oben sind. Genießt unterdessen die Aussicht.«
    Und die war tatsächlich phänomenal. Mit einer Geschwindigkeit von etwa hundert Kilometern pro Stunde glitt das Transportmodul nach oben, und es dauerte nicht lange, bis erste Wolkenfetzen unter ihnen zurückblieben. Der große Kontinent Lemuria erstreckte sich unter dem Lift, mit Marroar an der Küste und anderen Städten weiter landeinwärts. Deshan sah wie alle anderen aus dem Fenster und glaubte, tief unter dem Modul einige Flugzeuge zu erkennen - sie wirkten wie winzige silberne Insekten.
    Zwei Personen, bemerkte Deshan, hielten sich die ganze Zeit über im Hintergrund und erweckten den Eindruck, mit diesem oder jenem beschäftigt zu sein. Paronns Leibwächter. Die beiden Anschläge machten Sicherheitsmaßnahmen unumgänglich.
    Schließlich war der Himmel nicht mehr blau, sondern schwarz, und Lemur nicht mehr flach, sondern eine Kugel, deren Details unter dem Astrolift stationär blieben - verankert in einer synchronen Umlaufbahn drehte er sich mit dem Planeten, wodurch die relative laterale Geschwindigkeit null betrug.
    Nach drei Stunden Fahrt, in einer Höhe von etwa dreihundert Kilometern, verharrte das Passagiermodul an einem der Verankerungspunkte. Sie befanden sich jetzt im Weltraum, dicht über der Atmosphäre von Lemur, und Deshan Apian empfand es als seltsam, dass keineswegs Schwerelosigkeit herrschte - er fühlte sich nur ein wenig leichter als sonst. Levian Paronn gab seinen

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