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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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habe dir geholfen?«, fragte Tolot. Er sah auf Denetree hinab.
    »Auf Mentack Nutai«, sagte die junge Frau. »In der Station unter dem Eis. Hast du das vergessen?«, fügte sie verwundert hinzu.
    Ein Energiestrahl kochte über sie hinweg, bohrte sich in einen Geräteschrank weiter hinten und ließ ihn explodieren.

Deshan Apian Lemuria 4562 dT (51838 v. Chr.)
     
    Die Wellen des türkisfarbenen Sees schaukelten das Boot nur sanft, als wüssten sie, dass es Rücksicht zu nehmen galt. Deshan Apian neigte den Oberkörper ein wenig zur Seite, um den Rücken zu entlasten - weder die lemurische Medizin noch der Zellaktivator konnten etwas gegen den Schmerz ausrichten, der dort immer wieder stach.
    Dies war die Stelle, an der er vor sieben Jahren Miras Asche ausgestreut hatte, mitten im See des Tals der Stille. Eine andere Art von Schmerz gesellte sich dem im Rücken hinzu, nicht mehr so stark wie damals, aber immer präsent, der Schmerz einer Leere, die nie mit etwas gefüllt werden konnte.
    Deshan blickte zu den Gebäuden des Zentrums mnemonischer Beschaulichkeit. Nicht allzu weit davon entfernt erhob sich der graue Granit der Bastion Tuamar, wo er oft mit Mira gewandert war, vor vielen Jahren. Frieden herrschte in diesem Tal, und ein gewisser Frieden wohnte auch in Deshan. In den vergangenen Jahren hatte er zu einem neuen inneren Gleichgewicht gefunden, so empfindlich es manchmal auch sein mochte. Vielleicht war es ein weiteres Geschenk des Zellaktivators, abgesehen von relativer Unsterblichkeit und Schutz vor Krankheit.
    »Ich bin schon einige Monate nicht mehr hier gewesen, Mira, und das tut mir leid«, sprach er zum See. »Viel ist geschehen, und viel geschieht. Auch unsere Kinder werden älter. Immer wieder kommen Enkel und Urenkel zur Welt. Wie groß unser Haus geworden ist! Du wärest sehr stolz darauf.« Eine Zeit lang erzählte er von Tamaha, Milissa, Erron und all den anderen, in denen ein Teil von Mira weiterlebte, von den vielen Enkeln und Urenkeln, von den Jüngsten, und was sie anstellten. Er schilderte die beruflichen Erfolge ihrer Töchter und Söhne, ihr Leben, in dem die Mutter, Oma und
    Uroma fehlte. Seine Worte schienen dabei immer schwerer zu werden, und schließlich verstummte er, als er das Gefühl bekam, an ihnen zu ersticken. Fast eine Minute lang schwieg er und versuchte, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    »Wie oft habe ich gerade in letzter Zeit an unser Gespräch über die Veränderungen in der lemurischen Gesellschaft gedacht«, begann er erneut. »Weißt du noch? Damals waren wir auf dem Weg zur Gedenkstätte Hedros, um dem Verkünder zuzuhören.«
    Wie lange lag das zurück? Deshan hob den Kopf vom türkisfarbe-nen Wasser und ließ den Blick über die Berge streichen, die das Tal säumten. Dreiundfünfzig Jahre, dachte er. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen. In diesem Jahr hielt sich der Schnee länger auf den Gipfeln als sonst, und ihm fielen die letzten Berichte der geografischen Chronisten ein. Sie wiesen darauf hin, dass Lemurs Zwischeneiszeit allmählich zu Ende ging. Angeblich stand eine neue Eiszeit bevor; die Gletscher hatten schon wieder zu wachsen begonnen. Deshan versuchte sich vorzustellen, wie selbst hier alles unter Schnee begraben wurde.
    »Es kam zu dem Bruch, den du vorhergesehen hast, Mira. Und jetzt kündigt sich ein zweiter an, ein politischer. Seit der Sache mit dem Kugelschiff - erinnerst du dich? - nehmen die Auseinandersetzungen im Koordinierenden Konzil immer mehr zu. Es droht ein Auseinanderbrechen des Großen Solidars. Die Erste versucht, ein Verbot der Sternensucher durchzusetzen. Der Vierte und Fünfte sind nicht nur dagegen, sondern sprechen sich nach dem Zwischenfall vor zwei Jahren sogar für eine stärkere Förderung des Exodus-Projekts aus.«
    Deshan schüttelte den Kopf, blickte ins Wasser und sah dort sein Spiegelbild: ein alter Mann, dürr und wie ausgemergelt, aber unsterblich. Unter diesem Bild glaubte etwas in ihm, große braune Augen und ein sanftes Lächeln zu erkennen.
    »Die Erste behauptet noch immer, dass es ihr schließlich gelungen wäre, einen friedlichen Kontakt mit den Fremden herzustellen. Ihre Versuche, gegen Paronn vorzugehen, weil er ihr Startverbot missachtete, sind gescheitert - als Zwölfter Heroe genießt er zu hohes Ansehen und außerdem die Unterstützung von mindestens zwei Solidartamanen. Ach, wenn du es doch nur erleben könntest, Mira.
    Die Erste bemüht sich um mehr Einfluss und Macht, und wenn sie

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