PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
mit ihren Bemühungen Erfolg hat, endet das Große Solidar. Was dann kommt... Vielleicht hättest du als Psychosoziologin eine Antwort darauf geben können. Vieles ist ungewiss. Möglicherweise erhalten die Sternensucher deshalb seit einiger Zeit noch mehr Zulauf.«
Wieder schwieg Deshan eine Zeit lang und versuchte, seine Gedanken und Erinnerungen zu ordnen. »Der Feind existiert, daran besteht kein Zweifel mehr, Mira. Was auch immer die Erste behauptet: Ich weiß jetzt, dass Paronn recht hat. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was geschehen ist; daran kann noch so viel Rhetorik nichts ändern. Und ich habe gehört, wie Levian Paronn in der Sprache der Fremden sprach.«
Wind kam auf, und die Wellen wurden ein wenig höher, schaukelten das Boot nicht mehr ganz so sanft. Graue Wolken schoben sich über die Berge im Norden und kündigten ein Unwetter an, ungewöhnlich für die Jahreszeit.
»Er kennt den Feind bestimmt nicht nur aus Visionen«, fuhr Deshan fort. »Wie dem auch sei: In einer Woche bricht das erste Exodus-Schiff zu den Sternen auf, mit zwanzigtausend Menschen an Bord. Stell dir das vor, Mira. Zum ersten Mal werden Lemurer das Sonnensystem verlassen! Soweit ich weiß, wird die AKAN HATA in Richtung des galaktischen Zentrums fliegen - dort sind die Sterne dichter beieinander, und somit ist die Wahrscheinlichkeit größer, bewohnbare Welten zu finden.«
Die Wellen bekamen erste Schaumkronen, und Deshan fröstelte, als kühler Wind über den See strich. »Ich muss jetzt fort, Mira. Später erzähle ich dir vom Aufbruch der AKAN HATA.« Er seufzte und fügte leiser hinzu: »Wie sehr du mir fehlst... «
Er ließ die Ruder liegen, schaltete den Motor des kleinen Boots ein und kehrte zum Zentrum mnemonischer Beschaulichkeit zurück.
Deshan Apian liebte den Aufenthalt in der Mondstation der Ster-nensucher, denn die geringe Schwerkraft machte die Last des Alters leichter. Als er diesmal im Kuppelraum des Zwölften Heroen saß, brannten echte Kerzen um ihn herum - Levian Paronn hatte sie gerade angezündet.
»Gleich wird jemand eine riesengroße Überraschung erleben«, sagte er.
»Was hast du vor?«
Paronn ging an den Kerzen vorbei, und die bewegte Luft ließ ihre Flammen flackern. In der Mitte des nicht besonders großen Raums blieb er stehen und sah zur gewölbten, transparenten Decke empor. Sterne leuchteten am schwarzen Himmel, ruhig und gleichmäßig, ihr Licht nicht von einer Atmosphäre gestört. Nach einigen Sekunden senkte er den Blick, wandte sich der nahen Konsole zu und betätigte ein Schaltelement.
Die Tür öffnete sich, und eine Frau kam herein. Deshan Apian erkannte sie sofort, obwohl inzwischen zwei Jahre vergangen waren: die sanfte Amelga Dalianta.
Das kastanienbraune Haar trug sie jetzt etwas kürzer als damals, aber sie strahlte noch immer die gleiche Ruhe aus. Als sie die Kerzen bemerkte, bildeten sich dünne Verwunderungsfalten in ihrer Stirn.
»Hast du mich aus einem besonderen Grund hierher bestellt, Zwölfter?«
Seit dem Zwischenfall mit der Kugel waren viele Sternensucher dazu übergangen, Levian so anzusprechen. Zwölfter. Nicht das zwölfte Mitglied des Koordinierenden Konzils - es gab nur sieben -, sondern Zwölfter Heroe. Vehraato.
»Ja. Bitte komm hierher.«
Sie näherte sich Paronn, der ein weiteres Schaltelement berührte. Unter der durchsichtigen Kuppeldecke entstand die holografische Darstellung einer Hand, die sich nach draußen zu strecken schien, ins All, den Sternen entgegen.
»Das Symbol der Sternensucher«, sagte Levian Paronn feierlich. Er trug einen schwarzen Einteiler, sah in dieser Aufmachung fast so aus wie damals der Verkünder. »Die Hand, die nach den Sternen greift. Bald wird sie sie berühren, zum ersten Mal. In einer Woche startet die AKAN HATA mit zwanzigtausend Menschen an Bord, die jemanden brauchen, zu dem sie aufsehen können.« Er trat vor und heftete eine Art Brosche an Daliantas Jackenkragen. Sie zeigte nicht nur das Symbol der Sternensucher, sondern auch eine Darstellung des Exodus-Schiffes. »Hiermit ernenne ich dich zur Kommandantin der AKAN HATA.«
»Was?«, brachte Amelga Dalianta fassungslos hervor. »Mich?«
Deshan Apian war so überrascht, dass er sich nicht wie sonst mit der passiven Rolle des Beobachters zufriedengab - er applaudierte und stand auf, ohne seinen Gehstock zu benutzen. »Meiner Ansicht nach gibt es keine bessere Wahl.«
Paronn nickte. »In den vergangenen Jahren hast du die notwendige Kompetenz bewiesen«, sagte
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