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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nicht mehr weiter.
    »Wir halten die Geschwindigkeit!«, hörte er sich sagen, ohne darüber nachgedacht zu haben. Das war Routine. »Spezielles Augenmerk auf Energieortung und Funk! Ich will wissen, wo der Sender steht.«
    Träge flossen die Minuten dahin, während die Dunkelwelt größer wurde. Nach einer Viertelstunde stand sie formatfüllend im Pano-ramaholo, aber nur eine schmale Sichel war im Widerstreit von Licht und Schatten als zerklüftete Felswüste zu erkennen. Die schmutzig grauen Ablagerungen in den tieferen Regionen waren entweder Schnee oder Eis, oder sie zeugten von einer Atmosphäre, die sich längst niedergeschlagen hatte.
    Die Schwerkraft lag bei knapp einem Gravo und war damit überraschend hoch.
    »Wenn das kein Anzeichen für Vorkommen schwerer Elemente ist...« Brouk wandte sich an den Orter. »Lässt sich schon erkennen, ob wir den Hauptgewinn gezogen haben?«
    Ein flüchtiges Grinsen huschte über Cavins Gesicht. »Das frage ich mich ebenfalls. Die Massetaster zeigen Hinweise auf flözartige Verdichtungen. Sie scheinen sich in mehreren hundert Metern Tiefe um den halben Planeten zu ziehen.«
    Nicht einmal mehr vierzig Millionen Kilometer...
    Kein Funkspruch forderte die GOLDEN GOOSE zum Stoppen auf und erklärte das Territorium für Terraner tabu.
    Achtundzwanzig Millionen Kilometer...
    Brouk ruckte jäh vor. Da war eine Einblendung, ein roter, pulsierender Kreis über der Äquatorzone der Dunkelwelt...
    »Ortung!«, rief Cavins. »Wir erfassen Streuimpulse eines Raumschiffstriebwerks!«
    Ein zweiter blinkender Kreis erschien. Beide lagen im Bereich einer ausgedehnten Kraterkette.
    »Streuimpulse entfernen sich von der Oberfläche! Zweihundert Sekundenkilometer, anwachsend!«
    Startende Raumschiffe! Nichts anderes bedeutete die Ortung. Der Kapitän zerbiss eine Verwünschung. Er hatte sich verleiten lassen, der vermeintlichen Einsamkeit zu trauen. Nun wurde ihm die Quittung dafür präsentiert.
    »Beschleunigung bei vierhundert!«
    Die Leuchtmarkierungen entfernten sich voneinander. Das bedeutete, dass die Raumer unterschiedliche Kursvektoren eingeschlagen hatten.
    Die aberwitzige Hoffnung, dass die GOLDEN GOOSE unentdeckt geblieben sein könnte, wurde von Cavins' nächster Meldung zunichte gemacht: »Eindeutig ein Abfangmanöver. Ein Schiff liegt auf Abfangkurs, Zusammentreffen in knapp fünf Minuten, gleich bleibende Beschleunigung vorausgesetzt. Das zweite Schiff fliegt entgegengesetzt an.«
    »Haben wir schon die Identifikation?«
    »Kein Funkverkehr«, antwortete Janna Pagneil.
    Brouk nickte zögernd. »Dann schicken wir unsere Kennung, normal lichtschnell und Hyperfunk.«
    »Werden die beiden angreifen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Kapitän, »Aber wer schießt schon auf einen nahezu unbewaffneten Frachter?«
    Die GOLDEN GOOSE verfügte in der Tat nur über zwei Thermo-geschütze sowie einen schwachen Desintegrator, alle drei für die Asteroidenabwehr gedacht, der Desintegrator zudem für großflächigen Bodenabtrag. Das war nichts, mit dem sich ein Gegner hätte beeindrucken lassen. »Zum Sterben zu viel, aber zum Überleben zu wenig«, hatte ein Besatzungsmitglied kurz vor dem Start behauptet und war dafür von Brouk unter vier Augen zurechtgewiesen wor-den. Seltsam, dass ausgerechnet jetzt dieser Satz in ihm nachklang.
    Auf Fluchtkurs gehen!, hämmerte es unter seiner Schädeldecke. Mit einem Notmanöver können wir noch in den Hyperraum entkommen. Falls die Triebwerke das durchstehen. Doch er zögerte, weil ihm jedes Abweichen vom Kurs wie ein Schuldeingeständnis erschienen wäre.
    »Weiterhin ohne Kontakt?«
    »Keine Reaktion auf unsere Kennung.«
    »Das sind ebenfalls Kugelraumer!«, stellte Cavins fest. »Beide nicht größer als unser Schiff. Möglicherweise ein abgeflachter Pol.«
    »Akonen?«
    Wir hätten es schlechter treffen können, dachte Brouk. Die Akonen waren eine der ältesten Kulturen in der Milchstraße, allerdings schon immer etwas halsstarrig und wohl aus demselben Grund auch überheblich. Ihre weitgehend auf Isolation bedachte Politik hatten sie trotz mehrerer Anläufe nie wirklich aufgegeben, zumal die Macht in ihrer Gesellschaft auf einer festgefahrenen Aristokratie basierte und Akon sich in einem Standesdünkel allen anderen Kulturen überlegen fühlte.
    Brouk hatte nie einem Akonen gegenübergestanden, sein Wissen bezog er aus unterschiedlich tendenziösen Trivid-Berichten. Dass die Akonen zu den Mitbegründern des Forums Raglund zählten, das

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