PR Lemuria 06 - Die längste Nacht
LAS-TOOR«, sagte Rhodan. »Mit meinem Armbandgerät registriere ich eine stärker werdende Störfront. Wahrscheinlich reicht der Helmfunk nicht weit genug in den Raum.«
Norwell riss plötzlich seine Waffe hoch und feuerte in die Luft. Dazu stieß er eine schrille Warnung aus. Tolot schoss ebenfalls. Fauchend entlud sich sein schwerer Strahler, doch die Glutbahn schien von den herabsinkenden Nebelschleiern gierig aufgesogen zu werden. Deutlich war zu erkennen, dass sich die Erscheinung rings um die Energiestrahlen verdichtete. Zuckende Pseudopodien formten sich und tasteten in die Richtung, aus der die Strahlschüsse kamen.
»Feuer einstellen!«, warnte Rhodan.
Norwell reagierte zu spät; fast gleichzeitig zuckte ein hauchdünner Nebelstreif auf ihn zu. Ein irrlichterndes Glühen umfloss seinen Strahler. Der Prospektor wurde von einer unsichtbaren Faust zurückgeschleudert und überschlug sich. Die Waffe hatte er verloren. Noch ehe sie den Boden berührte, reagierte das Energiemagazin in einer grellen Explosion. Sekundenlang schien sich ringsum eine schwer zu beschreibende Gestalt zu verdichten.
Shimon, der das Geschehen aus gut zwanzig Metern Distanz verfolgte, behauptete, er hätte gerade noch ein unglaublich vielgliedri-ges Etwas erkannt, eine Art Knäuel aus zahlreichen meterlangen, fingerdicken Tentakeln. Sie hätten sich in unaufhörlich zuckender Bewegung befunden - aber das war nicht mehr als eine flüchtige Momentaufnahme, für Sekundenbruchteile in die Netzhaut eingebrannt, weil die Helmfilter auf die jähe Lichtflut mit geringer Verzögerung reagiert hatten.
»Wir müssen hier weg!« Tolot riss Shimon und Solina einfach ein Stück weit mit sich. Rhodan und Norwell folgten dem Haluter, nur van Küspert war etwas langsamer. Der Physiker konnte sich schwer von dem Anblick des Containers und des akonischen Transmitters lösen, die unter dem Nebel in sich zusammensanken wie Wachsskulpturen in der Hitze eines Tiefstrahlers.
Solina Tormas streckte einen Arm aus und deutete auf die paralysierte Bestie. Ein Dunststreif kroch auf den Koloss zu. »Wir müssen hel...«
»Der Bestie helfen?«, sagte Norwell ungläubig. »Das ist eine Kampfmaschine, nichts weiter. Die reißt dich zum Dank in Stücke.«
»Tolot tut das auch nicht.«
»Mein Gott.« Der Prospektor schüttelte den Kopf. »Bist du Akonin oder gehörst du zur Sternenmission? Als Historikerin solltest du etwas mehr Wissen aufbringen.«
»Ich weiß, dass die Haluter Nachkommen der Bestien sind ... «
»Und das da ist eine verdammte Bestie. Aus der Vergangenheit, Solina, begreif das endlich. Das ist kein Kuschelhaluter.«
Tolot lachte dröhnend. Ohne die Lautstärkeregulierung im Helmfunk wären allen die Trommelfelle geplatzt. Aber auch so verzogen sie noch schmerzerfüllt die Gesichter.
Die ersten Nebeltentakel hatten die Bestie erreicht, die Metalleinschlüsse an ihrem Kampfanzug glühten auf.
»Diese Erscheinung blockiert den Funk extrem«, stellte Rhodan fest.
Zunehmend dichter quoll der Nebel heran. Der Eindruck, es mit einem lebenden Wesen zu tun zu haben, ließ sich nicht mehr leugnen.
»Wo bleiben unsere Schiffe?«
»Die kommen nicht mehr«, behauptete Norwell. »Und Boryk kann uns diesmal auch nicht helfen.« Suchend blickte er um sich. »Ich habe verdammt noch mal keine Lust, hier zu sterben. Perry, bring uns hier raus! Unsere Space-Jet steht irgendwo dort drüben.« Er starrte in die Richtung, in der das Beiboot der PALENQUE stand. Tolot war mit der Space-Jet gelandet, aber zu sehen war von dem Diskus nichts mehr. Der Nebel wogte zwischen den Überresten des Zeittransmitters und des Containers so dicht, dass es kein Durchkommen geben konnte.
»Der Nebel ist für uns undurchdringlich«, widersprach Rhodan.
Norwell starrte ihn zornig an.
»Wir verschwinden«, fuhr Rhodan fort. »Aber nach unten.«
»Zu den...« Norwell schaute zu dem schwarzhäutigen Koloss zurück, der mittlerweile völlig unter dem Dunst verborgen war. »...Bestien?«
»Vom Regen in die Traufe«, dröhnte Tolot. »So sagt man doch bei euch, oder?«
Ein letzter suchender Blick.
Keine Raumschiffe.
Sogar die Sonne verwischte allmählich im Dunst. Dieses Sonnensystem würde in der Strahlung der nahen Supernova untergehen. Und mit ihm alles, was nicht vorher fliehen konnte.
4
Das Ende der kurzen Überlichtetappe war unspektakulär. Lediglich das gleißende Sternenlicht war aus einem weiten Bereich des Panoramaholos verschwunden, als hätte jemand ein
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