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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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fähig war, zog er beide Beine an den Leib und trat zu. Ein Stück weit schob ihn die Gegenkraft über den Boden, er griff mit dem rechten Arm nach vorn und zog sich weiter. Dabei zappelte er wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Lissos blickte ihm abwartend hinterher. Glaubte der Lemurer wirklich, ihm auf diese Weise entkommen zu können? Mit einer pendelnden Armbewegung griff er zu. Seine Finger schlossen sich um beide Beine Rhodans, und dann zog er ihn langsam zu sich zurück.
    »Du kannst deiner Strafe nicht entkommen, Lemurer. Ich werde dich auch nicht sofort töten, falls du das hoffst. Und ein Zeitparadoxon wird dir schon gar nicht mehr helfen. Keinem in dieser Galaxis.«
    Lange lag der Mann zitternd auf dem Boden, und sein Brustkorb hob und senkte sich unter unregelmäßigen Atemzügen. Mehrmals krümmte er sich hustend zusammen. Schließlich wurde Lissos das Warten zu lang.
    »Die Lemurer sind heute die Beherrscher von Apsuhol?«
    »Verrückt«, ächzte Rhodan endlich. »Völlig verrückt.«
    »Ich warte auf eine Antwort!«
    »Und wenn du mich umbringst, ich kenne kein Apsu... Apsuhol?«
    »Diese Galaxis - wie nennt ihr sie heute?«
    »Milchstraße.«
    Endlich schien der Lemurer eingesehen zu haben, dass sein Widerstand ihm nicht half.
    »Und die Zweite Sterneninsel, Karahol? Lebt dein Volk dort auch noch?«
    »Ich weiß nicht... wovon du sprichst. Wir Menschen...«
    »Vor fünfzigtausend Jahren sind viele von euch über die Sonnentransmitter nach Karahol geflohen. Wir konnten euch nicht folgen, und dann muss etwas geschehen sein... «
    »Du bist krank. Ist dir ein Gleiter auf den Schädel gefallen?«
    »Was ist mit der Nachbargalaxis Karahol? Leben dort noch Lemu-rer?«
    »Nein.« Der Mann zögerte, hustete krampfhaft und spuckte zähen, roten Schleim aus. Zugleich verzerrte sich sein Gesicht. »Du hast mir... Rippen gebrochen. Aber... ich begreife allmählich. Du hast dein Gedächtnis verloren. Ein Haluter während der Drangwäsche, der ... der glaubt, er müsse noch gegen Lemurer kämpfen. Mein Gott ... Mach jetzt bloß nichts Unüberlegtes. Du brauchst Hilfe. Tolot, ja, wir müssen Icho Tolot rufen...« Wieder ein Hustenanfall. Rhodan krümmte sich, rang nach Luft, und für eine Weile sah es sogar so aus, als müsse er ersticken. Totenbleich war sein Gesicht, als der Anfall endlich vorüber war, aber als er sich dann mit dem Handrücken über den Mund fuhr, verwischte er sehr viel Blut.
    »Mein Gedächtnis?« Lissos' Planhirn hatte sofort auf diese Möglichkeit reagiert, die ihm der Lemurer ungewollt einräumte. »Ich weiß nicht... Sollte mir der Name Tolot etwas bedeuten?«
    Rhodans zögernde Kopfbewegung war so viel wie eine Bestätigung, das hatte der Zeitgerechte inzwischen erkannt.
    »Er ist ein Haluter - wie ich?«
    »Was sonst?«
    »Die Lemurer und wir... gibt es noch Krieg?«
    Diesmal schien Rhodan lange nachzudenken. Lissos richtete sich halb auf, um ihm nicht länger das Gefühl zu geben, ihn mit seiner Körpermasse zu erdrücken.
    »Krieg?«, wiederholte der Mann zögernd. »Nein, Halut führt mit niemandem Krieg.«
    »Und Lemuria?«
    »Es gibt kein Lemuria mehr. Das ist ferne Vergangenheit.«
    »Also wurde die Zeit manipuliert?« Impulsiv schnellte Lissos wieder vor, er konnte nicht anders. Rhodan wich ebenso abrupt vor ihm zurück, sein rechter Arm knickte unter dem Körper weg, und er schlug schwer auf.
    »Ein Zeitparadoxon ist entstanden!«, brüllte Lissos unbeherrscht. »Das schlimmste Verbrechen überhaupt.«
    Der Lemurer antwortete ihm nicht mehr. Nach einer Weile, in der er sich wieder beruhigte, stieß Lissos ihn vorsichtig mit zwei Fingern an. Der hagere Körper rutschte dennoch zur Seite, aus dem Mundwinkel des Mannes sickerte ein dünner Blutfaden.
    Diese zweiarmigen Kreaturen hatten keine Widerstandskraft. Dass es so leicht sein würde, sie zu besiegen, hatte der Zeitgerechte nicht erwartet.
    Sie zu töten, berichtigte sein Planhirn den Gedanken.
    Lissos stieß ein angriffslustiges Knurren aus. Er fragte sich kurz, ob es da wirklich einen Unterschied gab.
    In der Tat. Sie starben vielleicht wie die Insekten, aber besiegt hatte sie in über fünfzigtausend Jahren niemand.
    Warum hatte die Erste Schwingungsmacht nicht eingegriffen? Zornig wischte Lissos die Frage beiseite. Sie zu stellen, stand ihm nicht zu. Womöglich gab es die Herren von einst nicht mehr, und sie waren, wie sie es befürchtet hatten, einem Zeitverbrechen zum Opfer gefallen.
    Lissos hob die Waffe und schaltete sie

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