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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Ungewisse stapfte, war der Ältere, mit den Sternenarchen aus der Vergangenheit zurückgekehrt.
    Benommen schüttelte der Terraner den Kopf. Die kleine Narbe an seinem Nasenflügel juckte und reizte zum Kratzen, aber dazu hätte er den Raumhelm abnehmen müssen. Vielleicht half es auch, wenn er sich endlich von dem Gedanken frei machte, dass ausgerechnet Icho Tolot zweimal existierte.
    Es gab den Haluter nur einmal - zumindest solange niemand ein Klonexemplar heranwachsen ließ. Aber selbst dann würden es zwei grundverschiedene Wesen sein, identisch zwar im biologischen Aufbau, in jeder Zelle ihres massigen Körpers, aber nicht in ihren Erfahrungen, im Wissensschatz und schon gar nicht im Alter.
    Tolot hatte rund fünfundfünfzigtausend Jahre hinter sich gebracht, für ihn eine Ewigkeit, auch wenn er einen Teil davon, wie er sagte, im Kryogenschlaf verbracht hatte. Für alle anderen, auch für ihn, Rhodan, hatte diese Zeitspanne hier und heute keine praktische Bedeutung. Obwohl Tolot eher aus der Vergangenheit zurückgekehrt war, als er durch den Zeittransmitter in eben diese Vergangenheit gegangen war.
    Einen Denkfehler fand Rhodan aber doch in seinen Überlegungen. Tolot hatte sehr viel länger doppelt existiert, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte, nämlich seit seiner Geburt. Während er herangewachsen war, die ersten Schritte hinaus in die Galaxis gemacht und die ersten Drangwäschen erlebt hatte, bis er schließlich im Jahr 2400 alter Zeitrechnung den Terranern begegnet war, hatte sich sein älteres Ich längst schon im Tiefschlaf auf der Sternenarche LEMCHA OVIR befunden.
    Rhodan war im Begriff, sich in seinen eigenen Überlegungen zu verfangen. Wie Fallstricke erschienen sie ihm, die sich umso mehr verknoteten, je energischer er versuchte, sie zu entwirren. Es gab eben Dinge, die sich nicht erzwingen ließen.
    »Tolotos«, sagte er leise, »woher kommen die Bestien?«
    »Aus der Vergangenheit.«
    »Du weißt, wie ich es meine.«
    »Du willst wissen, Rhodanos, ob es meine Schuld ist, dass die uralte Bedrohung wiedererwacht? Ich fürchte, du hast recht. Meine Kinder werden mich verfluchen... «
    Wenn Icho Tolot von »seinen Kindern« sprach, meinte er damit die Menschen. Zu ihnen hatte er von Anfang an ein besonderes Verhältnis gehabt. Vielleicht war es wirklich ein Eltern-Instinkt, wie oft behauptet wurde.
    »Niemand macht dir Vorwürfe.«
    »Niemand außer mir selbst, Rhodanos. Ohne mich hätten die Bestien nie herausgefunden, dass wir Haluter weit in ihrer Zukunft ausgesprochen friedfertig und Freunde der Menschheit sind. Und dass es Völker lemurischer Abstammung gibt, die diese Galaxis nahezu vollständig beherrschen.«
    »Das einzige Erbe der Bestien ist der Drang, sich hin und wieder auszutoben«, sagte Hartich van Küspert. »Gott sei Dank nicht mehr.«
    Nach wie vor lag die Rampe in völliger Finsternis. Die Scheinwerfer verbreiteten das einzige Licht.
    Tolot, Rhodan und die anderen näherten sich bereits dem Ende des Schachts, ohne dass sich auch nur entfernt eine Bedrohung abgezeichnet hätte. Matt schimmerndes Metall hatte schon weiter oben den nackten, offenbar mit Desintegratoren ausgehöhlten Fels ersetzt.
    »Du hast keine Schuld, Tolotos«, sagte Rhodan nachdenklich.
    »Doch.« Der Haluter blieb abrupt stehen und wandte sich um. Sein Gesicht hatte sich, soweit das überhaupt von einem Menschen beurteilt werden konnte, zur Grimasse verzerrt. »Ich hätte den Zeittransmitter sofort zerstören sollen. Mit den Waffen der Space-Jet wäre es mir ein Leichtes gewesen ... «
    Sie gingen weiter.
    »Warum hast du es nicht getan?«, drängte Hayden Norwell Augenblicke später. »Warum hast du den Transmitter nicht vernichtet?«
    Tolot schwieg.
    »Weil er fürchtet, die Zeit zu verändern«, antwortete Rhodan anstelle des Haluters.
    Jetzt hielt Norwell inne. Ihm war anzusehen, wie sehr es in ihm arbeitete.
    »Was wäre geschehen, wenn Tolot die Bordwaffen eingesetzt hätte? Der andere wäre nicht in die Vergangenheit geschleudert worden, die Schleife hätte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Folglich gäbe es keine Bestien, die sich veranlasst sehen, auch die Zukunft zu erobern.«
    »Falsch!«, protestierte van Küspert. »Völlig falsch.«
    »Lass hören«, sagte Norwell zu dem Physiker, »wenn du alles besser weißt.«
    »Paronn wäre weiterhin ein lemurischer Wissenschaftler, der am Ende des Bestienkriegs gelebt hat. Das Wort Generationenschiffe hätte er vermutlich nie in den Mund genommen,

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