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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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auch nicht, ob die Gefahr wirklich schon alle von uns Lemurern abstammenden Völker in der Milchstraße bedroht, aber ich habe die Mittel, diese Bedrohung ein für alle Mal auszuschalten.« Mit einer knappen Handbewegung unterbrach er den Ma-Techten, der schon zu einer Erwiderung ansetzte. »Ich werde den Regierenden Rat informieren, und das selbstverständlich so schnell wie möglich. Was auf Gorbas-IV geschehen ist, war nur der Anfang... «
     

11
    Sie waren schwach und überaus zerbrechlich.
    Ion Lissos fragte sich, ob diese Wesen einem Verhör wirklich standhalten würden. Seit einem Tag ihrer Zeitrechnung beobachtete er sie. Anfangs nur gelegentlich, weil die Überprüfung der Zuchtanlage seine volle Aufmerksamkeit beansprucht hatte, jetzt aber bereits seit mehr als einer Stunde ohne Unterbrechung.
    Vier hatten den Untergang ihres Raumschiffs überlebt, drei Männer und eine Frau. Der Raum, in dem sie eingesperrt waren, wies keinerlei Mobiliar auf, war aber groß genug, dass sich sogar ein Zeitgerechter darin austoben konnte.
    »Sie wissen von Anfang an, dass wir sie überwachen«, bemerkte Necc Magot.
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, antwortete Lissos gedehnt. »Auf keinen Fall dürfen wir sie unterschätzen.«
    »Das haben wir nie getan«, sagte der Alte zornig.
    »Dennoch existiert die Bedrohung durch sie weiter. Was ist einst geschehen, das uns den Sieg genommen hat?«
    Magot verschränkte beide Armpaare vor der Brust. Deutlicher konnte er kaum zum Ausdruck bringen, dass er nicht darüber sprechen wollte. Einen Moment lang spürte Lissos Zorn in sich aufsteigen und drosch die Fäuste gegeneinander. Abrupt wandte er sich wieder der Überwachung zu.
    Die Lemurer redeten höchst selten. Bislang hatten sie fast nur geschwiegen und nicht einmal nach Gründen für ihre Gefangenschaft gefragt. Ihr Verhalten irritierte Lissos. Wollten sie gar nicht wissen, was geschehen war?
    Mehr oder weniger apathisch lagen sie auf dem Boden, hielten die Augen entweder geschlossen oder starrten blicklos in die Höhe. Die Raumanzüge hatte man ihnen gelassen, weil sie zweifellos mit Nahrungskonzentraten und Flüssigkeit für mehrere Wochen ausgestattet waren und zudem die Verrichtung der körperlichen Notdurft erlaubten.
    »Sie sind trotzig und verstockt«, sagte Magot. »Und oft genug habe ich miterlebt, wie sie im einen Moment in Panik gerieten, aber schon im nächsten wieder kämpften, als wäre ihr eigenes Leben nichts wert. Manchmal ...« Er verstummte abrupt.
    Lissos blickte ihn herausfordernd an. »Was wolltest du sagen?«
    »Manchmal erschien es sogar, als gingen sie lachend in den Tod.«
    Lissos entblößte sein kräftiges Gebiss. Krachend schlug er danach die Kiefer zusammen. »Weil sie wussten, dass ein Zeitverbrechen ihren Tod ungeschehen machen würde?«
    Der Alte zögerte, als falle es ihm schwer, den Gedanken zu Ende zu führen. »So sah es aus«, bestätigte er endlich.
    »Sie haben nichts gelernt.«
    »Das werden sie nie, Lissostos.« Dass Magot die überaus vertrauliche Anrede verwendete, entlockte dem Zeitgerechten ein überraschtes Knurren.
    Einer der Lemurer hatte sich mittlerweile erhoben. Er machte genau zehn Schritte, dann wandte er sich zögernd um und ging in die andere Richtung. Der Vorgang wiederholte sich. Lissos folgte jeder seiner Bewegungen. »Sie kommunizieren auf diese Weise?«, vermutete er.
    »Unsinn«, sagte Magot. »Lemurer sind wie Tiere, das wirst du selbst noch oft genug erkennen. Der hier verhält sich nicht anders als ein gefangenes Tier.«
    Lissos zögerte kurz und aktivierte dann die akustische Übertragung. »Wir wollen alles von euch wissen«, sagte er, und seine ungedämpfte Stimme hallte wohl wie Donner durch den großen Raum. Der Lemurer hielt abrupt in seiner unruhigen Wanderung inne und sah sich hastig um. Zwei der anderen kamen geschmeidig auf die Beine, so schnell, wie Lissos ihnen es angesichts ihrer zur Schau gestellten Apathie nicht zugetraut hätte. Einer fasste sogar blitzschnell an seine Hüfte, ein instinktiver Griff zur Waffe, die ihm allerdings nicht gelassen worden war.
    »Ich verspreche euch einen schnellen Tod, wenn ihr mit uns zusammenarbeitet.«
    Einer der vier - der, den Lissos selbst aus dem brennenden Wrack geholt hatte - sagte etwas, wenige Worte nur, die der Translator aber nicht übersetzte.
    »Ihre Sprache hat sich verändert«, stellte Magot fest. »Vergiss das nicht.«
    Der Mann schaute sich immer noch um. Dann lief er zu der nächsten Wand und fing

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