PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats
erkennen konnte. Aber glücklicherweise fand er nichts, was auf gröbere Nachwirkungen der Transition schließen ließ. Nur die Orientierungslosigkeit machte ihm zu schaffen. Selbst wenn er aus dieser Zelle ausbrechen konnte, hätte er nicht einmal gewusst, wohin er flüchten sollte.
Hinter ihm rumorte die Lüftungsklappe, aber sosehr er sich bemühte, er konnte keine sinnvolle Abfolge von Buchstaben aus dem zufälligen Geklapper herauslesen. Es hatte keine Gemeinsamkeit mit dem Morsekode, auch wenn er hin und wieder ein »I« oder ein »S« zu vernehmen glaubte, wenn die Klappe kurz hintereinander mehrmals anschlug und ein Klapp oder Klappklapp hervorbrachte.
Doch seit dem abrupt unterbrochenen Mahl mit Toreead hatte er nichts mehr von den beiden terranischen Mutantinnen gehört, die sich die Klappenkommunikation ausgedacht hatten. Die Telepathin Tatjana Michalowna hatte Rhodans Gedanken gelesen, während die Telekinetin Anne Sloane die Lüftungsklappe in Rhodans Zelle bewegte. Die Länge des gurgelnden Luftstroms zwischen den klappernden Geräuschen bestimmte den Morsekode: kurz oder lang, Punkt oder Strich. Schon die Apollo-Astronauten hatten diesen Kode lernen müssen, weil er wenig Ausrüstung zum Senden und Empfangen benötigte und auch bei einem schlechten Signal-Rausch-Verhältnis noch funktionierte. Selbst als Bull und Rhodan ihre Ausbildung unter NASA-Flight Director Pounder genossen hatten, war noch niemand auf die Idee gekommen, den Kode einzumotten.
Allan D. Mercant kannte den Morsekode sicher ebenfalls und hatte es sich bestimmt nicht nehmen lassen, ihn den Mutanten bei ihrem Training in der Gobi beizubringen. So hatte Rhodan erfahren, dass die beiden Mutantinnen und Crest sich in Novaals Flaggschiff versteckt hielten, aber plötzlich war die Kommunikation mit den beiden Frauen abgebrochen. Sosehr er sich bemüht hatte, den Kontakt nach Toreeads überhastetem Abgang wieder aufzunehmen, es war ihm nicht gelungen.
Da die drei immer wieder ihr Versteck wechseln mussten, wäre das eine Erklärung gewesen, aber Rhodan fielen hundert andere Gründe ein. Sie konnten entdeckt worden sein, und ihre Gefangennahme wäre noch das Mildeste. Oder die beiden Frauen waren zu erschöpft, um mit ihm zu kommunizieren. Rhodan wusste, dass die Anwendung ihrer Paragaben den Mutanten große Kraftanstrengungen abverlangte und sie oft Pausen benötigten. Oder man hatte sie von der KEAT'ARK weggebracht. Oder ... Seine Gedanken drehten sich nur noch im Kreis.
Rhodan legte sich wieder auf die Pritsche und hielt die Arme seitlich neben den Körper. Für einen Außenstehenden wie Novaal, der ihn sicher über versteckte Kameras beobachtete, musste es aussehen, als meditierte er. Oder er ahmte ein Fiktivspiel nach, wenngleich sich über Rhodans Kopf keine leuchtende Holowolke entfaltete wie bei den spielsüchtigen Arkoniden, die er auf der AETRON zu Gesicht bekommen hatte.
Er bemühte sich, intensiv zu denken wie schon zuvor, nachdem Toreead ihn verlassen hatte. Über eine Stunde hatte er so laut wie möglich seine Gedanken hinauszusenden versucht, mit dem einzigen Ergebnis, dass er erschöpft in einen unerquicklichen Schlaf gefallen war, bis ihn die Transition unsanft geweckt hatte.
Tatjana! In Gedanken rief er die Telepathin, den Blick starr auf die Lüftungsklappe gerichtet. Doch sosehr er es sich auch anders wünschte, das Klappern ergab kein Muster, schon gar keinen Morsekode.
Tatjana! Wieder und wieder versuchte er es. Konzentriert stellte er sich die dunkelhaarige Mutantin vor, schickte ihr gedankliche Bilder seiner Gefängniszelle mit sich selbst in der Mitte, doch die Reaktion blieb aus. Er dachte an das vereinbarte Signal zum Ausbruch – wieder nichts. Rhodan wusste zwar von ihrem früheren Gedankenaustausch, dass sich Kakuta, Tschubai und Marshall unter den Überlebenden befanden, aber das besagte noch lange nicht, dass sie an Bord waren. Genauso gut konnte Novaal sie mit einem anderen Schiff nach Arkon verbracht haben.
John! Auch Marshall reagierte nicht auf seine eindringlich formulierten mentalen Rufe. Rhodan gewöhnte sich langsam an den Gedanken, dass er für die Flucht aus seiner Zelle nicht auf die Unterstützung eines Teleporters hoffen konnte. Er war ganz auf sich gestellt.
Aber Rhodan gab nicht auf. Er musste etwas tun.
Seine Blicke streiften das Regal mit dem Essgeschirr. Daraus ließ sich womöglich eine Waffe bauen oder wenigstens ein Werkzeug, um das Schott aufzubekommen.
Rhodan stand auf und
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