PR NEO 0041 – Zu den Sternen
im Reinen zu sein. Erst als er die Lerneinheit über Weltraumphysik erneut durchgearbeitet und den Zwischentest für sich allein erfolgreich bestanden hatte, fühlte er sich wieder als ganzer Kadett.
Dazu kam, dass ihm Rinkhel langsam sympathischer wurde. Die Achtung schien beidseitig. Der Ferrone erteilte ihm sogar die Erlaubnis, anstelle der täglichen Fitnessübungen die Zentrifuge zu besuchen, falls sie nicht durch andere Kadetten benutzt wurde.
Seine Werte verbesserten sich praktisch bei jedem Versuch. Bei den Übungen im Wassertank und auf dem Antigravparcours begann er langsam zu brillieren.
Auch seine Freunde konnten sich mit guten Leistungen für die nächste Phase der Ausbildung empfehlen.
Juri lernte bis spät in die Nacht hinein, um seine Wissenslücken zu verkleinern. Hollander schummelte zwar weiterhin bei den Zwischentests, aber er tat es zumindest erfolgreich, und Sid achtete darauf, dass er ihn nicht erneut in seine Mogeleien einspannte.
Anna Dahlin gehörte bei allen Prüfungen stets zu den besten zehn Prozent der Kadetten. Sie führte mit Hollander eine On-off-Beziehung. Sie konnte ihm nie lange böse sein, wenn der Kalifornier wieder einmal sein Temperament nicht im Griff hatte.
Caster Brubakers außergewöhnliche Fähigkeiten kamen bei den ersten Flugsimulationen mit den arkonidischen Leka-Disken zum Vorschein. Schon nach kurzer Zeit konnten weder Sid noch Hollander ihm beim Manövrieren der Lekas das Wasser reichen.
Einzig Adham Hammadis Leistungskurve flachte langsam ab. Brubaker kümmerte sich aufopfernd um seinen Freund, half ihm, wo und wann er konnte, aber der Ägypter schien sich langsam immer mehr aufzugeben. Er hatte mit dem meist rauen Tonfall in der Akademie Probleme und schien seine Familie und das Leben in Alexandria immer stärker zu vermissen.
Vor dem Mittagessen des 14. April erwartete Rinkhel die Kompanie vier in einem Schulungsraum des Mussabajew-Zentrums.
Sid blickte sich um.
Von den anfänglich vierzig Kadetten hatten nur 28 die ersten Wochen überstanden. Drei von ihnen hatten bereits nach der Überlebensübung aufgegeben, die anderen neun waren entweder wegen ihrer physischen Leistungen oder nicht bestandener Theorietests zurückgestuft worden. Sie würden sich frühestens in einem halben Jahr wieder bei der Akademie einschreiben dürfen.
»Ich bin grundsätzlich zufrieden mit euren bisherigen Leistungen«, begann der ferronische Major. »Insbesondere will ich die Teamleistungen in den Vordergrund stellen. Ihr scheint verstanden zu haben, dass ein Team mehr ist als nur die Summe seiner Mitglieder. Bei einem gut funktionierenden Team multiplizieren sich die Fähigkeiten jedes Einzelnen. Das sollte für euch eine wichtige Erkenntnis darstellen! Ab morgen werdet ihr dies umso stärker erfahren, wenn das gemeinsame Flugtraining an den Simulatoren beginnt. Falls ihr es erfolgreich absolviert und die Gelegenheit erhaltet, mit Leka-Disken euren ersten Weltraumflug anzutreten, werdet ihr merken, dass in einer Raumschiffszentrale Teamplay genauso wichtig ist wie in einem Schneesturm, einem Wassertank, in der Lerngruppe oder auf dem Antigravparcours.«
Er ließ den Blick über die Köpfe der Kadetten schweifen. Sid saß in der hintersten Reihe zwischen Juri und Hammadi. Seit Tagen freute er sich auf das erweiterte Leka-Training. Er wusste, dass er dabei gut abschneiden würde. Und dann war es nur noch eine Frage von einer oder vielleicht zwei Wochen, bis er endlich wieder in den Weltraum vorstoßen durfte.
Wie oft hatte er in den vergangenen Wochen und Monaten an sein Abenteuer gedacht, als er an Bord eines Fantanraumschiffes gesprungen war und wegen des Energieschirms nicht mehr hatte zurückteleportieren können.
Als er zu ihrem Besun geworden war und – endlich, endlich – das Gefühl kennengelernt hatte, wie es war, zwischen den Sternen zu reisen.
»Für die nächsten Ausbildungseinheiten habe ich einen Kollegen von mir eingeladen, der das Training leiten wird.«
Auf das Stichwort hin öffnete sich die Tür, und ein anderer Ferrone kam herein. Er nickte kurz grüßend in die Runde und stellte sich neben Rinkhel.
Sid war, als wuchte ihm jemand ein Knie in die Magengrube.
Er kannte den untersetzten, äußerst kräftig aussehenden Mann mit der blauen Haut und dem kupferfarbenen Haar gut.
Zu gut.
Nicht Chaktor!, dachte er verzweifelt.
Von allen Ferronen, die etwas von Raumfahrt verstanden – weshalb musste ausgerechnet Chaktor nun für die Raumakademie
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