PR NEO 0041 – Zu den Sternen
ausbrach. Hollander riskierte nichts weniger, als in hohem Bogen von der Akademie zu fliegen. Wenn er beim Schummeln erwischt wurde, hatte er den Zwischentest automatisch nicht bestanden und wurde aus der Ausbildungseinheit ausgeschlossen.
Sid blickte seinen Freund an und schüttelte bittend den Kopf, aber Hollander hatte für seine verzweifelte Geste nur ein dünnes Lächeln übrig.
Ruhig wanderten seine Fingerkuppen über die Folie. Sid sah, wie sich darunter auf dem Prüfungspod wie von Zauberhand die Antwortfelder mit Formeln und Wörtern füllten.
Alles stumme Betteln half nichts. Hollander ließ sich von seinem Treiben nicht abhalten. Sid konzentrierte sich mit klopfendem Herzen auf seine eigenen Testfragen.
In der Aufregung musste er sie mehrmals durchlesen, bis er sie verstand. Schon bei der fünften Frage stieß er an seine Grenzen. Er übersprang sie und las die Fragen sechs bis zehn durch.
Panik stieg in ihm auf. Die Ausbildungseinheit, die sie anstelle des Abendessens genossen hatten, war viel zu kurz gewesen. Zudem hatte er sich nach dem anstrengenden Tauchgang ausgelaugt und erschöpft gefühlt, sodass kaum etwas von den Lernbildern hängen geblieben war.
Er presste die Hände vor das Gesicht. Nach dem erfolgreichen Abschneiden im Wassertank hatte er sich stolz und glücklich gefühlt. Nun hatte er bereits wieder das Gefühl, vor einem tiefen Abgrund zu stehen.
»Psst!«, machte Hollander.
Sid blickte auf. Der Kalifornier löste die Folie vom Bildschirm, griff blitzschnell nach Sids Prüfungspod und tauschte die beiden aus.
Mit offenem Mund und unfähig, etwas zu unternehmen, sah Sid zu, wie Hollander das Prozedere mit der Folie an seinem Prüfungspod wiederholte.
Abwechselnde heiße und kalte Wogen rasten über seinen Körper. Immer wieder blickte er zu der Zeitanzeige an der Wand. Die Minuten vergingen gnadenlos, und Hollander tippte immer noch auf dem Folienpod herum. Falls die Manipulation nicht funktionierte, hatte Sid keine Chance mehr, die Prüfung aus eigener Kraft zu schaffen.
Plötzlich erklangen Schritte. Die Tür ging auf, und Captain Nobs trat herein.
»Noch zwölf Minuten«, sagte er, während er sich keine fünf Meter vor ihnen auf die Kante eines Pultes setzte. »Wie weit sind die Herrschaften?«
»Fast fertig, Sir!«, sagte Hollander seelenruhig.
Verzweifelt blickte Sid auf den Prüfungspod, der vor ihm lag. Hollanders Name stand in dicken schwarzen Lettern zuoberst am Bildschirm.
Nobs würde auf den ersten Blick erkennen, dass sie die Pods ausgetauscht hatten.
Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und rann in großen Tropfen über das Gesicht. Er dachte an die Schmach, die ihn erwartete, wenn er vor Adams und Mercant treten und ihnen erklären musste, dass er wegen Schummelns von der Akademie geflogen war.
»Noch fünf Minuten«, sagte Nobs.
Hollander blickte zu Sid herüber. »Bist du fertig, de Vivar?«, fragte er wie beiläufig.
»Ja, ich glaube schon«, sagte Sid mit dünner Stimme.
Hollander erhob sich, ergriff rasch seinen Prüfungspod und brachte beide Geräte zu Captain Nobs. Dabei wischte er wie beiläufig über den Bildschirm, rollte den Folienpod ein und schob ihn in den Ärmel seines Overalls.
Darius Nobs sah Hollander prüfend an. »Ich hätte die Pods schon selbst eingesammelt«, sagte er gefährlich leise.
Sid hielt die Luft an. Hatte der Captain gesehen, wie Hollander die Folie gelöst hatte?
Gleich fliegt alles auf!, dachte Sid.
Der Captain ergriff die Geräte und scheuchte Hollander zurück an sein Pult.
»Die Auswertung wird automatisch vorgenommen«, erklärte Nobs. »Die Herrschaften können so lange warten.«
Hollander blinzelte Sid aufmunternd zu, während dieser die Jungfrau Maria bat, ihm in dieser ungewollten Notlage zu helfen.
»Kadett Hollander«, sagte Nobs gleich darauf mit scharfer Stimme.
Der Kalifornier erhob sich.
»Erfolgsquote: dreiundneunzig Prozent«, las der Captain vom Pod ab. »Eine Hilfestellung durch Kadett de Vivar. Endresultat: einundneunzig Prozent. Ich gratuliere.«
»Danke, Sir!«
Ungläubig blickte Sid von Nobs zu Hollander. Hatte er sich eben verhört?
»Kadett de Vivar!«
Sids Knie zitterten erbärmlich, als er sich erhob.
»Erfolgsquote: vierundneunzig Prozent. Keine Hilfestellung. Endresultat: vierundneunzig Prozent. Ich gratuliere.«
Schwarze Flecken bildeten sich vor seinen Augen. Dann erst drang die Information bis zu Sid durch.
»Ich habe bestanden?«, fragte er.
»Mit einem ordentlichen
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