PR NEO 0041 – Zu den Sternen
obwohl wir es noch gestern problemlos im Schlaf hätten durchspielen können!«
»Also meinetwegen läuft alles schief?« Sid blickte in die Runde.
Wenn er gemeint hatte, dass Dahlin, Hammadi oder Hollander ihm zu Hilfe kommen würden, sah er sich getäuscht. In ihren Gesichtern stand der gleiche Vorwurf, den ihm der Kanadier an den Kopf geworfen hatte.
Zornig ballte Sid die Hände. »Verflucht!« Er schlug gegen die Verschalung des Terminals.
Augenblicklich zuckte ein stechender Schmerz durch sein linkes Handgelenk. Mit verkniffenem Gesicht wartete er darauf, dass der Schmerz verebbte, aber er blieb hartnäckig bestehen, verwandelte sich in ein dumpfes Pochen.
»Cabrón! Jetzt kann ich mich auch noch bei der Krankenstation melden. Was ist das heute für ein beschissener Tag!«
Anna Dahlin drehte sich in ihrem Schalensitz und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. »Willst du uns nicht langsam erzählen, was dich seit zwei Tagen bedrückt? Du erscheinst mir wie ausgewechselt. Ist irgendetwas geschehen?«
Sid verschränkte die Arme vor der Brust – und stieß einen kurzen Schmerzenslaut aus, als er zu viel Druck auf das lädierte Handgelenk ausübte.
»Es ist nichts«, sagte er trotzig. »Jeder kann einmal eine Phase haben, bei der es nicht so läuft.«
Dahlin sah ihn mit einem »Was du nicht sagst«-Gesichtsausdruck an. »Das mag sein«, räumte sie ein. »Aber was absolut gar nicht geht, ist, seinen Freunden etwas zu verheimlichen, was auch für sie relevant ist!«
Sid presste die Lippen aufeinander.
»Merkst du denn nicht, dass du uns langsam in Schwierigkeiten bringst?«, fasste die Schwedin nach. »Die letzten zwei Versuche werden in unseren Leistungsdossiers vermerkt – und wir haben beide mit Pauken und Trompeten in den Sand gesetzt.«
»Wenn ihr meinen Platz jemand anderem geben wollt, nur zu! Ich werde mir ein neues Leka-Team suchen, mit dem ich die Simulator-Programme erfolgreich hinter mich bringe.«
Hollander schlug mit der flachen Hand auf sein Terminal. »Sag mal – haben sie dir heute Morgen Froschpillen unter das Essen gemischt? So kenne ich dich ja gar nicht!«
»Jetzt siehst du mal, wie es ist, wenn einer auf schlechte Laune macht!«, sagte Sid grob.
Mehrere Herzschläge lang herrschte betretene Stille in der nachgebauten Leka-Zentrale.
»Kommt, wir machen zehn Minuten Pause, dann gehen wir die Sache nochmals an«, schlug Hammadi mit halblauter Stimme vor.
Sid verschränkte die Arme. Am meisten regte er sich über sich selbst auf. Am Morgen war er nach der zweiten fast schlaflosen Nacht beim Joggen fast in Chaktor hineingelaufen. Erst im letzten Moment hatte er den Ferronen erkannt und es gerade noch geschafft, ihm ausweichen.
In der Messe hatte Sid erneut kurz vor der Entlarvung gestanden, als Chaktor überraschenderweise das Mittagessen zusammen mit den Kadetten statt mit den Offizieren zu sich nehmen wollte.
Und falls der Ferrone beschließen sollte, sie in der Simulatorkammer aufzusuchen, würde es noch an diesem Nachmittag mit ihm zu Ende gehen – oder zumindest mit Rodrigo de Vivar, dem Lügner.
Die Kammertür wurde aufgerissen, und ein Ferrone kam herein. Sids Herz machte einen Sprung.
Aber es war nicht Chaktor, der mit wütendem Gesichtsausdruck vor ihnen stand, sondern Major Rinkhel.
»Ich war zufälligerweise im Kontrollzentrum, als ihr euren ersten missratenen Flug absolviert habt. Ich ging von einem einmaligen Ausrutscher aus und habe abgewartet, wie ihr auf die Fehler reagieren würdet.« Er atmete tief ein. »Nie hätte ich gedacht, dass ihr denselben Fehler nicht nur zwei-, sondern gleich dreimal hintereinander wiederholen würdet! Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?«
Niemand sagte etwas. Sid sah sich um. So offen ihre Kritik vor zwei Minuten noch gewesen war – vor Wrinkle wollten sie ihn dann doch nicht in die Pfanne hauen.
»De Vivar?«, fragte Rinkhel mit schneidender Stimme. »Was hast du zu deinen Fehlern zu sagen?«
Sid senkte den Kopf. Besser nichts sagen, als sich noch tiefer in den Schlamassel hineinzureden.
»Das bleiche Gesicht und die tiefen Ringe unter den Augen deuten nach meinen Kenntnissen der terranischen Physiologie darauf hin, dass jemand zu wenig geschlafen hat und deswegen signifikante Konzentrationslücken aufweist.« Wrinkle zeigte auf Sids Stirn. »Ich verordne dir zwei Stunden Bettruhe. Dein Team wird währenddessen ohne dich weitertrainieren. Dein Part wird vom Simulationsrechner übernommen. In zwei Stunden kehrst du
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