Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
und Physik habe, sollte ich gemäß ihren Aussagen in den Griff bekommen. Und auch die Papiere seien in Ordnung. Ruy – wie hast du sie überhaupt aufgetrieben?«
    Sid lächelte. »Kasachstan mag nun offiziell ein terranischer Bundesstaat sein, aber du solltest wissen, dass sich die Menschen nicht so schnell verändern. Mit ein paar Dollar öffnen sich auch heute noch Türen und festgeklemmte Schreibtischschubladen.«
    »Ich werde dir alles zurückzahlen, was du für mich ausgegeben hast.«
    Sid winkte ab. »Das ist keine Rede wert. Es ist ja nicht wirklich mein Geld. Auch ich habe Gönner, die mir diesen Traum ermöglichen wollen. Aber du scheinst nicht wirklich glücklich zu sein, Juri.«
    Der Junge presste die Lippen aufeinander und sah schuldbewusst zu seinen Füßen, die in den leichten Trainingsschuhen der Akademie steckten.
    Sid betrachtete Juris Namensschild auf dem Overall. SARIPOV, stand in großen Lettern darin. Inzwischen kannte er auch Juris echten Vornamen, Mardam. Aber er würde ihn weiterhin Juri nennen, nach seinem Vorbild Juri Gagarin.
    »Was ist denn?«, fragte Sid mit sanfter Stimme.
    Juri seufzte. »Es war immer mein Traum, Raumfahrer zu werden«, erklärte er. »Aber nach der Katastrophe im letzten Herbst hatte ich mit Baikonur eigentlich abgeschlossen.«
    »Und weshalb?«, fragte Sid, als Juri erneut schwieg.
    Der junge Kasache blickte ihn an. Seine dunklen Augen glänzten. »Mein Dorf war nur wenige Kilometer von hier entfernt. Meine Eltern sind früh gestorben. Wegen der giftigen Dämpfe von den herunterfallenden Trümmern, wie man sagt.«
    »Hm«, machte Sid. »Das musst du mir erklären: Was für Trümmer?«
    Juri zeigte nach oben. »Na, von den ausgebrannten Raketenstufen, die heruntergefallen sind. Mein ganzes Dorf hat davon gelebt, sie mithilfe von Eseln, Pferden und meinem Kamel Amur einzusammeln und sie nach Baikonur zurückzubringen.«
    »Und das haben sie getan, obwohl die Teile giftig waren?«
    Juri machte eine hilflose Geste. »Wir haben gut davon gelebt. Besser als die Schafhirten der Gegend. Wir wussten nicht genau, wie giftig sie sind. Nicht viele sterben daran, nur wenige. Mein Großvater ist weit über sechzig ...«
    Sid wusste nicht so recht, was er darauf sagen sollte. »Okay ...«, meinte er. »Und das war die Katastrophe, von der du sprachst? Dass deine Eltern gestorben sind?«
    Juri schüttelte den Kopf. »Die Katastrophe war, dass sie aufgehört haben, mit Raketenstufen zu arbeiten. Schon in den letzten Jahren kamen nur noch vereinzelt Raketen mit Brennmodulen zum Einsatz. Aber nachdem sich Kasachstan der Terranischen Union angeschlossen hat und zum offiziellen Ausbildungszentrum wurde, kamen überhaupt keine alten Raketen mehr zum Einsatz. Mein Dorf hatte keine Arbeit mehr. Es wurde aufgegeben, und wir mussten in den Städten nach Arbeit suchen. Plötzlich war alles anders. Wir waren arm, hatten kaum etwas zu essen. Ich habe mit Amur Kurierdienste ausgeführt, bis ... bis ...«
    Tränen kullerten aus seinen Augen. Sid gab sich einen Ruck und nahm Juri in den Arm. »Ich verstehe«, sagte er leise. »Ich verstehe.«
    Nach einer Weile löste sich Juri von ihm. »Ich habe das Gefühl, dass ich alle verrate, wenn ich nun selbst in einem dieser Raumschiffe fliege, die meinem Dorf die Existenz genommen haben.«
    Sid nickte. »Das kann ich gut verstehen«, sagte er. »Aber damit hilfst du deinen Verwandten und deinen Freunden auch nicht. Glaubst du nicht, dass sie stolz darauf wären, wenn du es schaffen würdest, Raumfahrer zu werden?«
    Juri blickte ihn aus tränenverklebten Augen an. »Vielleicht«, murmelte er nach einer Weile.
    »Wenn wir als Kadetten aufgenommen werden, erhalten wir einen kleinen Sold«, fuhr Sid fort. »Vielleicht kannst du deinem Großvater und den anderen damit helfen, wieder Fuß zu fassen.«
    In Juris Gesicht arbeitete es. »Daran habe ich auch gedacht. Das wäre ein guter Grund, um Raumfahrer zu werden.«
    Sid lächelte. »Der beste Grund«, bestätigte er. »Und ich werde dir ein Freund sein, der dich nie zurücklässt. Ich würde mich sehr darüber freuen, die Sterne mit dir zusammen zu erobern, kleiner Juri Gagarin.«
    Juris Niedergeschlagenheit wich einem breiten Grinsen. »Versprochen?«
    »Versprochen!«
    Juri atmete tief ein. »Dann will ich es machen!«
    »Da ist nur noch ein kleiner, aber für mich sehr wichtiger Punkt«, sagte Sid mit leiser, aber ernster Stimme. »Als ich dich vor vier Tagen in der Steppe aufgelesen habe, da habe ich

Weitere Kostenlose Bücher