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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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gearbeitet hatte.
    Ein Kind war er gewesen. Ein Außenseiter.
    Und nun war er hier, unter Hunderten von jungen Menschen, die seinen Traum von den Sternen teilten.
    »Ich werde es schaffen«, murmelte er.
    Die junge Frau, die neben ihm stand, warf ihm einen amüsierten Blick zu. »Wir werden es alle schaffen«, flüsterte sie.
    Sids Lächeln geriet nicht allzu souverän. Anna Dahlin war der Hingucker gewesen, als er zusammen mit Maurice den Schlafraum bezogen hatte. Weizenblondes, fingerlang geschnittenes Haar und tiefblaue Augen, die zum samtbraunen Teint aufregend kontrastierten. Groß, schlank, durchtrainiert, eine ehemalige Fechterin des schwedischen Junioren-Nationalkaders.
    Sollte er etwas sagen? Nun wäre die Gelegenheit, um sich bei ihr in eine gute Position zu bringen.
    Maurice blickte erneut über die Schulter. Diesmal sah er an Sid vorbei und zwinkerte Dahlin zu. »Seid ihr bereits am Schäkern?«, flüsterte er.
    »Klar«, erwiderte sie. »Deswegen sind wir ja schließlich hier. Wozu auch sonst?«
    Hollander zuckte die Achseln und sah wieder nach vorne.
    Eins zu null für Dahlin, dachte Sid zufrieden.
    Dann fiel ihm ein, womit er die Konversation beginnen konnte. »Weißt du, weshalb der Platz ›Komarowplatz‹ heißt?«, fragte er leise.
    »Hm«, machte Dahlin. »Da es wahrscheinlich nicht um den Hockeyspieler Sergej Komarow geht, nehme ich an, dass der Platz nach Wladimir Michailowitsch Komarow benannt wurde, dem Kosmonauten.«
    »Genau«, bestätigte Sid. »Wladimir Komarow war der erste Mensch, der bei einer Weltraummission starb.«
    »Das tragische Ende von Sojus-1«, sagte Dahlin nachdenklich. »Der Fallschirm öffnete sich nicht, und die Landekapsel mit Komarow an Bord schlug ungebremst auf dem Boden auf.«
    Sid nickte beeindruckt. »Du kennst dich aus.«
    »Selbstverständlich«, sagte Dahlin. »Die Frage ist aber, ob sie uns mit Absicht hier versammelt haben. Um uns an das Risiko zu erinnern, mit dem Weltraumpioniere leben müssen.«
    Sid schluckte. Daran hatte er nicht gedacht. »Sieht fast so aus.«
    »Ruhe!«, rief in diesem Augenblick der Ferrone Rinkhel.
    Das Gemurmel erstarb sofort.
    Ein leises Knacken wies darauf hin, dass die Lautsprecher auf dem Platz eingeschaltet wurden.
    »Kadetten der zweiten Ausbildungseinheit«, erscholl eine laute Stimme über den Platz. »Achtung!«
    Sid und die restlichen Kadetten schlugen die Hacken zusammen und standen stramm.
    Musik wurde eingespielt. Sid kannte die Melodie. »Ad astra« war nicht nur die offizielle Hymne der Raumakademie Baikonur, sondern auch das geflügelte Wort, das ihnen hier immer wieder begegnete.
    Per aspera ad astra, dachte Sid. Durch Mühen zu den Sternen.
    Mit starr geradeaus gerichtetem Blick wartete er ab. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Nun ging es endlich los!
    Ein untersetzter Mann in militärischer Uniform schritt über den Platz und erklomm die vier Stufen zum Podest. Dann trat er an das Rednerpult und ließ seinen Blick über die Kadetten schweifen.
    Sid, der die Augen bis zur Schmerzgrenze verdrehte, hielt die Luft an. Die Stille über dem Komarowplatz vermittelte einen geradezu unrealen Eindruck.
    »Rührt euch!«, erklang die Stimme von Oberst Ilja Kowaltschuk. »Ich begrüße euch in der terranischen Raumakademie Baikonur. Wenn ihr nun hier vor mir steht, bedeutet das, dass ihr alle körperlichen und geistigen Eignungstests bestanden habt. Ihr seid nun offiziell Kadetten der Raumakademie!«
    Er machte eine kurze Pause, um das Gesagte wirken zu lassen.
    Sid vergegenwärtigte sich, dass dank der faszinierenden Translatortechnik alle Anwesenden den russischen Oberst ohne Mühe verstanden – egal, von welchem Kontinent, aus welchem Land oder sogar von welchem Planeten sie kamen.
    Die injizierten Translatoren waren zwar offiziell immer noch im »Beta-Stadium«, aber gerade in Baikonur schienen die Wissenschaftler und Ausbilder von deren Technik überzeugt zu sein. Und Sid konnte sich nur schwer vorstellen, wie gewaltig der Aufwand wäre, wenn sie für jede Sprache einen Dolmetscher hätten anstellen müssen. Oder wenn alle Russisch, Englisch und Ferronisch hätten lernen müssen, damit sie die Ausbilder verstanden.
    Sein bereits eingesetzter Translator hätte ihn um ein Haar in die Bredouille gebracht. Da er seine Existenz unmöglich mit der erfundenen Herkunftsgeschichte in Einklang hätte bringen können, hatte er sich wohl oder übel ein zweites Gerät injizieren lassen müssen.
    Zuerst hatte er Bedenken gehabt, ob

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