Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
die beiden Translatoren um die Vorherrschaft in seinem Sprechapparat konkurrieren würden, was dann aber glücklicherweise nicht geschehen war. Das alte Gerät hatte sich selbstständig ausgeschaltet und das Feld dem moderneren Nachfolger überlassen.
    »Ich will, dass ihr diesen Rang mit Stolz tragt«, fuhr Kowaltschuk fort. »Er weist euch aus als Angehörige einer Generation von jungen Menschen mit außergewöhnlichen Privilegien. Aber ich warne euch davor, euch der Eitelkeit hinzugeben! Denn ihr habt noch nichts, noch gar nichts erreicht. Kadett zu sein bedeutet, jeden Tag an eure Leistungsgrenzen zu gehen. Der Weg zu den Sternen ist ein mühevoller. Ihr geht ihn nicht für euch allein, sondern für die gesamte Menschheit. Deshalb ist ein Kadett nicht nur stets bereit, alles für die Mission und seine Kameraden zu geben – er ist dabei auch demütig. Ein Kadett der terranischen Raumakademie ist diszipliniert und aufopfernd. Er lügt nicht, betrügt nicht. Er gibt jeden Tag sein Bestes im Wissen, dass nicht er, sondern die Menschheit Geschichte schreibt. Habt ihr das verstanden?«
    »Verstanden!«, scholl es wie aus einer Kehle über den Platz.
    Sids Lippen zitterten. Das Gefühl der Ehrfurcht wurde beinahe übermächtig.
    »Baikonur ist ein Ort der Geschichte«, fuhr Kowaltschuk fort. »Mit der Ankunft der Ferronen beginnt ein neues, ein weiteres glanzvolles Kapitel. Eure ferronischen Ausbilder haben ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Die nächsten Wochen werden nicht nur die härtesten eures Lebens werden, ihr werdet vieles in kurzer Zeit lernen müssen. Seid sicher, dass wir jeden eurer Erfolge und Misserfolge registrieren werden. Dabei sind es eure Ausbilder, die entscheiden werden, ob ihr die Prüfungen besteht oder nicht. Sie werden in den nächsten Wochen eure wichtigsten Bezugspersonen sein. Ich stelle sie euch der Reihe nach vor!«
    Kowaltschuk straffte sich. »Kompanie eins: Major Sintiak!«
    »Hier!«
    Ein Ferrone in ockergelbem Overall löste sich von der ersten Kompanie, drehte sich um und salutierte.
    »Kompanie zwei: Major Serghan!«
    »Hier!«
    Der Reihe nach traten die aufgerufenen Ferronen vor und präsentierten sich. Dabei hatte Sid den Eindruck, dass sie mit Rinkhel einen der unangenehmsten Ausbilder zugeteilt bekommen hatten. Während einige der anderen Ferronen zumindest den Ansatz eines Lächelns auf den Lippen hatten, zeigte sich Rinkhel mit seinen zackigen, genau bemessenen Bewegungen in militärischer Perfektion.
    Nachdem alle vorgestellt worden waren, sagte Kowaltschuk mit gewichtiger Stimme: »Kadetten! Für die Ausbildung wünsche ich euch nicht viel Glück, sondern viel Einsatzwillen, Disziplin und Hingabe.« Er nahm sich Zeit, den Blick über sie schweifen zu lassen. »Und Demut!«, fügte er hinzu. »Zu den Sternen!«
    »Zu den Sternen!«, wiederholten Sid und die anderen Kadetten im Gleichklang.
    »Achtung!«
    Vierhundertachtzig Hacken wurden zusammengeschlagen. Die Hymne wurde eingespielt, und der Oberst verließ das Podest.
    Nachdem die letzten Takte verklungen waren, trat Rinkhel vor sie.
    »Rührt euch!«, sagte er barsch. »Erste Befehlsausgabe: Ihr werdet geordnet und im Laufschritt zurück zu den Quartieren gehen und dort Jacke, Mütze und Kampfstiefel anziehen. In den Rucksack werdet ihr die Pelerine, Fäustlinge, das Allzweckwerkzeug und die ungefüllte Wasserflasche packen. Um exakt neunzehn Uhr zwanzig meldet ihr euch bei mir in Halle zwölf. Fragen? Keine? Ausführen!«
    Sie quittierten den Befehl mit einem saftigen »Verstanden!« und machten sich auf den Weg zum Schlafsaal.
    Sid bemerkte, wie Juri Blickkontakt mit ihm suchte. In seinen mandelförmigen Augen stand nackte Angst.

4.
    20. März 2037
     
    »Go, go, go!«, rief Hollander. »Wir haben noch drei Minuten!«
    Sid presste die Lippen aufeinander. Der Rucksack fühlte sich wie ein Fremdkörper an. Er hatte es verpasst, die Riemen rechtzeitig einzustellen, und nun hüpfte der Rucksack beim Sprinten wild hin und her. Das Allzweckwerkzeug schlug ständig an die Wasserflasche und verlieh ihrem Hühnerhaufen eine zusätzliche unprofessionelle Note.
    Anna Dahlin fluchte neben ihm. Der Beginn der Mission frustrierte sie ebenso wie Sid.
    Sie hatten bereits beim Packen unnötig Zeit verloren, weil Juri gleich zweimal die Toilette hatte aufsuchen müssen. Zusammen mit der Schwedin hatte Sid ihm dann geholfen, seine Ausrüstung zusammenzutragen, während Hollander sie ununterbrochen angetrieben hatte. Danach

Weitere Kostenlose Bücher