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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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hatte sich von einem Moment auf den anderen in ein Flammenmeer verwandelt. Der Webstahl löste sich großflächig auf, schlug Blasen und stieß gleißende blaue Stichflammen aus. Kleine, heiße Tropfen fielen auf die darunter liegende Straße hinab.
    Und Gruppe A war vom Wegknoten abgeschnitten.
    »Die Zielpersonen!«, sagte Kaprisi. »Sie rennen los.«
    Oktor fluchte. Er hatte keine Erklärung, wie die waffenlosen Fremden sich eine solche Ablenkung hatten verschaffen können, noch dazu über diese Distanz – aber offensichtlich waren sie nicht gewillt, die Gelegenheit zur Flucht ungenutzt verstreichen zu lassen. Vereinzelt nahmen die Einheiten auf den umliegenden Dächern sie unter Beschuss, verfehlten sie aber auf die Entfernung.
    Die Fremden waren schon fast beim Wegknoten.
    »Wohin können sie von dort flüchten?«, fragte Oktor. »Schnell!«
    Kaprisi wandte den Kopf ab. Oktor wusste, sie kommunizierte lautlos mit sämtlichen Terminals und der Positronik, dennoch war es befremdlich, die Geräte und das Personal ihre Befehle befolgen zu sehen, ohne dass ein einziges Wort in der Zentrale gewechselt wurde. Manchmal vergaß er, dass Kaprisi nur eine Maschine war.
    »Alle Freiwege, die von dem Knoten abzweigen, sind unter unserer Kontrolle«, sagte sie. Dann fuhr der Ausschnitt im zentralen Hologramm um einen weiteren Vergrößerungsfaktor zurück, sodass ein neues Stück des Netzwerks aus Hochstraßen und Brücken ins Bild rückte.
    »Bis auf diese Abzweigung hier«, korrigierte sich Kaprisi und markierte die entsprechende Stelle im Holo.
    »Und wohin führt die?«
    »Richtung der Webfabriken.«
    Oktor kniff die Lippen zusammen. Es war ein Versäumnis gewesen, diesen Seidenweg zu übersehen. Allerdings befand sich die fragliche Abzweigung auf der rückwärtigen Seite des Panoptikums und war von der Position der Flüchtigen aus nicht einsehbar. Wie wahrscheinlich war es also, dass sie sich am Wegknoten ausgerechnet für die eine Richtung entschieden, die ...
    »Sie fliehen Richtung der Abzweigung«, stellte Kaprisi fest.
    Wie war das möglich? Sie überwachten die gesamte Kommunikation des Viertels. Weder standen die Fremden in Funkkontakt mit jemand, noch waren sie aktuell ins öffentliche Netz der Stadt eingeklinkt ...
    Im selben Moment hüllte eine weitere Explosion, ebenso unvermittelt und unerklärlich wie die vorherige, den Wegknoten hinter ihnen in Flammen.
    Alle Gruppen waren abgeschnitten.
    Es war genug.
    »Gib eine Beschreibung der Flüchtigen an alle Sicherheitskräfte in der Stadt heraus«, sagte Oktor. Er wollte keine Welle von Massenverhaftungen auslösen – es hielten sich Dutzende, wenn nicht Hunderte humanoider Besucher in der Hauptstadt auf.
    »Aus dem Gedächtnis «, fügte er hinzu, als Kaprisi etwas erwidern wollte. Dass er das Bildmaterial der Gesuchten selbst hatte löschen lassen, war ihm bewusst. »So viel wie nötig. « Doch er wollte auch auf keinen Fall riskieren, dass die Fremden entkamen. »Und schick den Schwebepanzer!«

13.
    Perry Rhodan
     
    Die fremdartige Hochstraße stieg stetig an. Der Boden war leicht gewölbt, und obwohl ihre Stiefel eine überraschend gute Traktion darauf besaßen, war der Weg doch so schmal, dass sie es nicht wagten, nebeneinander zu laufen. So flüchteten sie einer nach dem anderen im Gänsemarsch, und immer höher in die Leere zwischen den Dächern hinaus. Zum Glück waren sie alle schwindelfrei.
    Die Schönheit der Stadt unter ihnen war im Licht der untergehenden Sonne atemberaubend. Die Spitzen und Schrägen schimmerten blau wie eine Eislandschaft. Sie hatten aber keine Zeit, sich in den Anblick zu vertiefen.
    Matsu und Goratschin waren erschöpft. Beide hatten ihnen die Flucht ermöglicht: Matsu, indem sie ihnen den einzig verbliebenen Fluchtweg gewiesen, und Goratschin, indem er ihnen den Rücken freigehalten hatte. Seit den Geschehnissen auf Isinglass hatte der Zünder seine Gabe besser im Griff und musste nicht mehr fürchten, durch einen unbedachten Fehler gleich ein Höllenfeuer zu entfesseln, das eine unüberschaubare Zahl von Opfern forderte. Er hatte nur die Kohlenstoffatome in der Oberfläche der Brückenstruktur zur Reaktion angeregt, doch es hatte ihn eine Menge Kraft gekostet – auch, nahm Rhodan an, weil es sich um eine ihm bislang unbekannte Verbindung handelte.
    Sie rannten in einem Bogen um das Panoptikum und nahmen eine Abzweigung, die sie wieder nach unten führte und bald ein steiles Gefälle aufwies. Rhodan und Chabalh waren die

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