PR NEO 0042 – Welt aus Seide

war.
    »Ich habe keine Ahnung«, lallte er ärgerlich. »Aber Sie haben damit eine Nachricht abgespielt ... also wird es wohl eine Art Empfänger sein ... oder nicht? Irgendein Speicher.«
    Bravo, höhnte sein Extrasinn. Eine schlagende Beweisführung in kritischem Zustand!
    »Ich habe gar nichts abgespielt«, widersprach der Trebolaner. »Im Gegenteil.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    Wieder schienen sich die roten Augen des Trebolaners in ihn zu bohren, auch wenn sie sich weder regten noch blinzelten.
    »Ich nahm an, dass das Artefakt auf Sie reagierte.«
    Crest stockte der Atem. Konnte es sein, dass ...? »Erklären Sie das!«
    Vielleicht hatte er es sich doch nicht nur eingebildet ...
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Arkonide es zum Leben erweckt.«
    »Von wem reden Sie?«
    Der Trebolaner vollführte eine Geste, die einem Schulterzucken überraschend nahekam. »Einer der Wissenschaftler im Sternennetz. In der Orbitalstation«, fügte er hinzu, als er Crests verständnisloses Gesicht richtig deutete. »Ich nahm an, dass Arkoniden wie Sie den Goldenen einfach näherstehen als wir – ihnen vielleicht schon einmal begegnet sind.« Er klackerte. »Ril-Omh-Er würde mich für diese Worte strafen ... aber das wird er ohnehin.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, gestand Crest und versuchte wieder, sich zu konzentrieren. Sein Kopf schwamm vor lauter Fragen. »Die Goldenen? Die kenne ich nicht.«
    »Das haben Sie schon im Panoptikum behauptet.«
    »Weil es stimmt.«
    »Wenn das wirklich so ist«, sagte der Trebolaner und hob den Zylinder vor Crests Augen, »weshalb haben Sie dann derart impulsiv auf diese ... Nachricht reagiert?«
    Nun war es an Crest zu zögern. »Weil ich vielleicht ... den Absender kenne.«
    »Den Absender?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Wie auch? Sie haben mich erst überrascht, dann niedergeschlagen, vergiftet ...«
    Befriedigt stellte Crest fest, dass er den Arachnoiden in die Defensive drängte. Konnte es ihm ernsthaft peinlich sein, was er getan hatte? »Sie wollen Antworten, also gut!«, setzte er nach. »Können Sie das Artefakt denn nun bedienen, oder nicht?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube, dass ich mittlerweile ...«
    »Nun, dann tun Sie es doch! Spielen Sie die Nachricht ein weiteres Mal ab!«
    »Ich weiß nicht ...«
    »Nur zu.« Crest nickte herausfordernd. »Oder machen Sie mich los, wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe.«
    Der Trebolaner nahm das Artefakt und hielt es in einem eigenartigen Winkel in die Luft. Dann presste er mit seinem sekundären Armpaar auf zwei Stellen an beiden Enden des Zylinders. Nichts regte sich.
    »Dachte ich's mir doch«, sagte Crest zufrieden. »Sie schaffen es nicht allein. Machen Sie mich los!«
    »Erst wenn Sie mir verraten haben ...«
    »Lassen Sie die albernen Spiele«, unterbrach ihn Crest, und der Trebolaner zuckte zusammen. Vorsicht, mahnte ihn sein Extrasinn, doch Crest, betrunken wie er war, hörte nicht auf ihn. »Sie interessieren sich doch weder für Transitionstriebwerke noch Schutzschirmgeneratoren. Letztlich geht es Ihnen nur hierum. Sie haben hoch gespielt, aber nichts in der Hand.«
    Der Trebolaner wiegte bekümmert den Kopf. »Ich brauche irgendetwas, um wiedergutzumachen, was ich getan habe. Sonst gibt es keine Zukunft für mich in der Netzgemeinschaft.«
    Crest ahnte, dass bei der Tat, von der er sprach, nicht seine Entführung gemeint war, doch die Probleme des Trebolaners interessierten ihn im Moment nicht.
    »Binden Sie mich los!«, sagte er wieder. »Dann finden wir vielleicht mehr heraus.«
    Der Trebolaner legte das Artefakt vor ihm ab und ging zu einem anderen Tisch. Als er wiederkam, hielt er ein kleines gebogenes Messer in einer Klaue. In der anderen hatte er etwas, das für Crest wie eine Fernbedienung aussah.
    »In der Bodenplatte, auf der Sie sitzen, ist ein Schutzschirmgenerator eingelassen. Es handelt sich um einen alten Prototyp, nicht besonders stark – aber für Sie reicht es. Wenn Sie versuchen, die Platte zu verlassen ...«
    »Ich werde Sie schon nicht angreifen«, versicherte Crest. »Wie heißen Sie überhaupt?«
    Die dunkelroten Augen starrten ihn an. »Je-Ron-Tia«, sagte der Trebolaner.
    »Vertrauen Sie mir, Je-Ron-Tia. Mein Name ist Crest.«
    Der Trebolaner trat auf ihn zu, schnitt ihn los, entfernte sich rasch und drückte einen Knopf auf der Fernbedienung, worauf Crest ein leichtes Sirren unter der Platte wahrnahm.
    Er kümmerte sich nicht weiter darum und strich sich mit einer