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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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gekommen waren, hatten sie feststellen müssen, dass selbst die Ruinen ihrer einstigen Zivilisation gefährlich waren. Als Zeichen der Hoffnung werden dreißigtausend Santor dort abgesetzt, um eine Insel der Zuversicht zu schaffen.
    »Eine reizvolle Aufgabe und eine große Ehre«, kommentierte Paal'chck.
    Selbstverständlich hatte er recht. Der Wohltäter steuerte uns durch alle Gefahren und mehrte jene, die uns dankbar waren für unsere Hilfe.
    Es gab niemanden an Bord, der ihn nicht verehrte. Pranav Ketar – wir alle würden ihm folgen, wohin auch immer er ginge. Er war das Licht, das uns den Weg wies.
    Für mich war das eindeutig eine positive Beschreibung des Wohltäters. Wäre ich ein Tier, hätte ich gewusst, dass es auch eine negative Folge gab: Licht konnte denjenigen blenden, der hineinschaute.
    Wir schauten alle hinein, und viele wurden blind.
     
    Die WELTENSAAT war nicht geeignet, auf Kaschla zu landen, daher holte uns eine planetare Fähre der Einheimischen ab. Paal'chck und ich flogen gemeinsam mit einem Dutzend Ramani, zwei buckligen, haarigen Semolya und einem schuppenhäutigen Draveter, die zum wissenschaftlichen Team gehörten. Wir waren die Letzten, die eintrafen.
    Ich spürte die Strahlen der Sonne auf meiner Haut und wusste, dass über uns einige Lazan ihre Kreise zogen und das düstere rote Licht in eine freundlichere, bekömmlichere Strahlung umwandelten. Ganz kurz nur spürte ich die sanfte Berührung eines großen, fremdartigen Geistes, der meinen eigenen streifte. Das musste ein Lazan sein, ein Energieschwimmer, von denen ich schon so viel gehört hatte.
    Die Kaschlanen begrüßten uns freundlich und brachten Paal'chck und mich gleich in ein benachbartes Tal: Dort wimmelte es von Santor und Chi'quan, es waren mindestens fünftausend Santor und etwa tausend Chi'quan. Offensichtlich genoss also nicht jeder eine Einzelbetreuung wie ich.
    Paal'chck brachte mich an den Rand der Santorkolonie. Dicht an dicht standen die Pflanzen, und ihre telepathischen Stimmen verwoben sich zu einem großen, bunten, aber unübersichtlichen Klangteppich. Mein Begleiter fand alsbald eine geeignete Stelle und grub mich vorsichtig aus meiner Transportschale. Es war … phantastisch. Meine Wurzeln bohrten sich in den Boden, verteilten sich und fanden die Wurzelenden anderer Santor, sie verbanden sich miteinander – und dann war es vorbei.
    Ich fühlte mich zurückgestoßen. Ich begriff nicht, was ich getan hatte, so eine Behandlung zu verdienen. Waren wir nicht alle Santor? Lag es daran, dass ich die falsche Blütenfarbe hatte?
    Was ist los mit euch?, fragte ich offen und spürte eine Reaktion in der Rhizosphäre, als sich erneut fremde Wurzelfäden an mich herantasteten.
    Wir wollen dich nicht, sagte ein Temlyn, der zusammen mit vier Andersfarbigen ein Quintett bildete.
    Auch beim nächsten Quintett holte ich mir eine Abfuhr und ebenso beim übernächsten und dem danach …
    Und ich begriff: Die anderen Santor taten sich gemäß ihren Farben zusammen – immer einer von jedem Geschlecht, und gemeinsam bildeten sie ein Quintett. Ich musste also versuchen, eine der anderen Farben zu ersetzen oder ein Quintett dazu zu bewegen, sich für die Möglichkeit einer Sechsergruppe zu erwärmen.
    Doch alle meine Versuche waren umsonst, ich wurde abgeblockt oder mit brennenden Exsudaten bestraft. Die Botschaft war eindeutig: Du gehörst nicht zu uns, Grünblatt!
    Aber weshalb? Beinahe glaubte ich, sie fürchteten mich. Nicht einmal mein treuer Begleiter Paal'chck konnte mir helfen. Auf fremde Chi'quan reagierten die Santor nicht. Offenbar hatte jedes Quintett »seinen« Chi'quan.
    Ich bat Paal'chck, bei seinen Artgenossen ein gutes Wort für mich einzulegen, doch auch er wurde nicht gehört. Warum nur grenzten sie uns alle aus?
    Schließlich, als ich bereits aufgeben wollte, hörte ich eine angenehme, offene Gedankenstimme.
    Deine Farbe gefällt mir, sagte die Stimme. Ich spähte umher und fand die Sprecherin: ein Iras. Ein Rotblatt. Der Santor kam näher, bewegte sich tatsächlich auf seinen Wurzeln.
    Das beeindruckte mich über die Maßen, und zum ersten Mal spürte ich die Versuchung, ebenfalls zu gehen und mich nicht länger tragen zu lassen. Ich zögerte. Der Rote hatte mich angesprochen. Was erwartete er nun von mir? Ich hatte doch keine Erfahrung mit anderen Santor.
    Mir deine auch, gab ich vorsichtig zurück.
    Dann sind wir uns ja einig.
    Mein Name ist Phylior.
    Ich bin Ianis. Er schien auf etwas zu warten.
    Wollen wir

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