PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
ein Quintett aufbauen?, fragte ich begierig. Ich sehnte mich nach all diesen Abfuhren umso mehr, die Nähe anderer Santor zu spüren.
Ich gehöre bereits zu einem Quintett. Ianis rückte wieder von mir ab, ging fort.
Warte!, rief ich. Bitte, nehmt mich auf in euer Quintett! Kannst du ein gutes Wort für mich einlegen?
Das Rotblatt reagierte vollkommen anders als erwartet: Warum sollten wir? Was kannst du uns anbieten?
Ich blieb ihm eine Antwort schuldig. Wie hätte ich ihm sagen sollen, was mich bewegte? Dass ich fürchtete, nur ein Außenseiter zu sein? Ich spürte, wie mir meine letzte Chance entglitt.
Warte!, rief ich erneut, aber Ianis verschwand zwischen all den anderen Santor. Er kehrte heim zu seinem Quintett, während ich allein zurückblieb.
Abendliche Kühle wehte heran, und ich grub meine Wurzeln tiefer in den Sumpf. Ich sonderte sofort Exsudate ab, um den Boden aufzubereiten, das Gift daraus zu entfernen und nutzbar zu machen.
Ich spürte, wie die anderen Santor, alle in Quintetten, ihre Arbeit längst aufgenommen hatten. Es war beeindruckend, das Tempo mitzuerleben, aber es frustrierte mich noch mehr.
Ich war nicht nur vollkommen durchschnittlich in meinen Begabungen, ich fand auch keinen Anschluss, wurde gemieden und benötigte das Vielfache an Zeit wie alle anderen.
Paal'chck blieb treu und unermüdlich an meiner Seite. Er grub mich aus und setzte mich an einem anderen Punkt des Terrains wieder ein, wo ich erneut versuchte, Kontakt zu den anderen Santor aufzunehmen. Aber wieder wurde ich gemieden.
So ging es mehrere Tage, und mein Kummer wuchs zusehends. Er wurde auch nicht besser, als mir tatsächlich jemand die Aufnahme in sein Quintett anbot: Es war ein Blaublatt, dem eines der Blütenblätter fehlte, und sein Quintett bestand bisher einzig aus ihm selbst und seinen drei Wurzelknollenablegern, wie er mir begeistert berichtete.
Ich lehnte sein Angebot ab und ließ mir von Paal'chck möglichst weit entfernt von diesem … Verrückten einen neuen Platz anlegen. Ich würde mich auf meine Arbeit konzentrieren und den Boden aufbereiten, das war alles, was zählte.
Wir zogen mehrere Wochen über den Planeten, reinigten ihn, und selbst als einzelner Santor fand ich eine tiefe Befriedigung in dem, was ich tat. Irgendwann in diesen Tagen entdeckte ich auch, dass ich sehr wohl zu einer jener Emotionen fähig war, die ich bisher nur den Tierhaften zugesprochen hatte: Wahrscheinlich hatte sie die ganze Zeit über in meiner Wurzelknolle gelagert, und mein Werk auf Kaschla setzte sie frei. Liebe.
Nein, Betty Toufry, nicht diese Art. Nicht so, wie du sie kennst. Das, was ich Liebe nenne, kommt eurem Begriff nur nahe. Die Liebe, von der ich spreche, ist langmütig und freundlich, sie lässt sich nicht erbitten, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Das kommt dir bekannt vor? Nun, vielleicht seid ihr Menschen doch für die Weite des Alls geboren. Die Liebe, von der ich spreche, entspricht einer umfassenden Sympathie für das Leben. Sie ist vollkommen rein und klar, ohne die lästigen Emotionen der Tierischen.
Wir zogen über den Planeten, und egal, was die anderen taten, wie sie Paal'chck und mich auch schnitten, ich fühlte mich den anderen Santor innig verbunden. Eines Tages gerieten wir an eine Installation aus einem Material, das ich nicht kannte. Es war wohl Metall, aber eines, wie es mir nie begegnet war: Paal'chck wollte es analysieren, ebenso wie die anderen Chi'quan, aber es gelang nur bruchstückweise. Dieses seltsame Metall war zinngrau mit silbernen Einschlüssen und viel weicher als die meisten anderen Metalle. Und dennoch vermochten wir es nicht aufzulösen, egal, wie sehr unsere Wurzelhärchen nach Rissen suchten, welche Exsudate wir abgaben. Hinzu kam, dass wir in seiner Nähe welkten, als entziehe uns jemand unsere Kraft. Als wir das erkannten, zogen wir weiter.
Die anderen zogen weiter. Ich wollte mithalten, aber meine Laufwurzeln waren zu schwach, zu ungeübt. Und dann verlor ich sogar den Kontakt zu Paal'chck – ich hatte keine Ahnung, wo er abgeblieben war.
Die anderen Santor achteten nicht auf mein Leid, ließen mich einfach zurück. Ich war überzeugt davon, an diesem furchtbaren Ort für alle Zeiten bleiben zu müssen.
Wie überrascht war ich daher, als schließlich doch jemand mit mir sprach. Ich hätte nie damit gerechnet: Es war einer der Lazan, die unsere Mission von oben begleiteten. Ich hatte sie auf der WELTENSAAT nie bewusst erlebt, hatte mich
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