PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
und blieb damit bei diesem beunruhigend neugierigen Verhalten, das dem Naat schon mehrfach aufgefallen war.
Streit unter Kommandanten ist nicht vorbildhaft. Und wir sind ohnehin auf dem Weg zu diesem Planeten, dachte Toreead. Mag er dem Funkspruch nachgehen, vorausgesetzt, es kostet uns keine zusätzliche Zeit.
»Einverstanden. Sie untersuchen den Funkspruch, ich kümmere mich um die Installation unserer Boje«, schlug er dem Major vor. Dessen nächstes Wort bewies, dass er lernfähig war und sein eigenes Verhalten sowie Toreeads Reaktion darauf besser einschätzen konnte.
»Danke!«
Die Funkboje hatte die AL'EOLD verlassen. Nun wandte sich Toreead wieder Deringhouse zu, der gemeinsam mit Lansky an den Sensordaten arbeitete. »Und? Konnten Sie die Sprache des Normalfunkspruchs entschlüsseln?«
Deringhouse und Lansky wechselten einen düsteren Blick.
»Das brauchten wir nicht«, sagte Deringhouse. »Nachdem wir die Störgeräusche ausgefiltert hatten, war die Botschaft klar verständlich.«
Toreead war verblüfft. »Präzisieren Sie!«
Deringhouse stand auf und bat den Naat zu seinem Holoterminal. »Ich spiele es Ihnen vor.«
Sekunden darauf erklang eine erkennbar künstliche Stimme: »Wer ewiges Leben sucht, findet endloses Sterben!«
Es war Arkonidisch. So altertümlich es klang, es war zweifellos eine Form, wie sie vielleicht vor langer Zeit einmal gesprochen worden war – oder in einem Gebiet des Reiches, das lange vom Rest abgeschnitten gewesen war? Handelte es sich bei Arktur I um eine der vergessenen Kolonien?
Und was wusste der Absender vom ewigen Leben? Hatte diese Welt dort unten auf irgendeine Weise mit ES zu tun?
Toreead nahm sich die Datenauswertung vor. Der Funkspruch kroch von Arktur I los. Schnell zoomte er den Planeten heran. Eine so vollkommen tote Welt hatte er noch nie gesehen, nicht an einer so lebensfreundlichen Stelle eines Sonnensystems. Er wandte sich zu Deringhouse um und winkte ihn heran. Er deutete auf das Holobild von Arktur I. »Hochinteressant. Was meinen Sie?«
»Sie denken, was ich denke«, sagte Deringhouse. Auf seinen Zügen stand dieser halb lächelnde, halb fragende Ausdruck, den er noch immer nicht richtig zu interpretieren gelernt hatte.
Toreeads Muskelmagen schlug Kapriolen. Dort unten war wirklich ein Geheimnis, das gelüftet werden musste.
Das er lüften musste.
Und sie beide wussten es.
Für einen kurzen Moment rang in ihm sein Pflichtbewusstsein mit der Verlockung dieses Systems. Es war vollkommener Wahnsinn, die beiden Kommandanten gemeinsam auf eine Mission zu schicken und eine nahezu unerfahrene Besatzung allein zurückzulassen.
Aber es gab weit und breit nichts, was gefährlich erschienen wäre. Wer immer diese Welt dort unten in den gegenwärtigen Zustand versetzt hatte, er musste schon vor sehr, sehr langer Zeit abgezogen sein.
Der Naat richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Beiboot klarmachen! Major Deringhouse und ich sehen uns diesen Planeten einmal aus der Nähe an, das Kommando hat der Erste Offizier. Die AL'EOLD wartet am Rand des Systems und hält weiterhin nach unserem geheimnisvollen Projektor Ausschau!«
6.
Phylior: Ianis
Ich besuchte ein – wie ich glaubte – letztes Mal Korian Lafesh Hurimun Skarrat, um mich bei ihm zu bedanken. Paal'chck würde mich begleiten; Santor reisten, wie er mir verraten hatte, immer mit Chi'quan.
»Viel Glück!«, wünschte mir der Ramani. »Wir haben einige Lazan außerhalb der WELTENSAAT stationieren müssen, um für euch die bestmögliche Lichtstimulierung zu erzielen. Es sollte nicht allzu lange dauern, auf Kaschla bessere Bedingungen hervorzurufen.«
Ich betrachtete unser Ziel: Eine gigantische rote Sonne hing wie ein Geschwür am Himmel einer durchschnittlichen Welt, der ersten von insgesamt zwei.
Darf ich erfahren, womit wir es zu tun haben?, fragte ich Paal'chck, der sofort eine entsprechende Suchangabe machte.
Die Ergebnisse waren dürftig, aber aussagekräftig genug, um zu verstehen, warum unsere Dienste dort so dringend gebraucht wurden: Kaschla war ein postapokalyptischer Sumpfplanet, dessen eingeborene Einwohner vor der Verseuchung ihrer Zivilisation durch Strahlung und Gifte und aufgrund einer Fehlfunktion ihrer Klimakontrolle in den Untergrund geflohen waren. Drei Jahrhunderte ihrer Zeitrechnung war das nun her, und bis vor Kurzem waren überwucherte Ruinen das einzige Zeugnis der einst blühenden Kaschla-Zivilisation gewesen. Als die Kaschlanen wieder an die Oberfläche
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