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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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ausnahm.
    Wir Zuhörer ließen uns von Pranav Ketar bedenkenlos steuern. Unsere Begeisterung, so leicht angefacht, blies uns empor wie heiße Luft, und wenn ich heute zurückschaue, war sie das wohl auch zu großen Teilen. Damals begriffen wir es nicht.
    »Ihr habt euch gefragt«, rief der Wohltäter, »und ihr habt eure Antworten gefunden. Ich freue mich, dass ihr euch so einig seid. Wenn wir je an den Sieg über den Feind haben glauben dürfen, dann in dieser Stunde der Besinnung und inneren Aufrichtung. Wir sind ihm greifbar nahe; wir müssen nur zufassen und alles andere seinem Dienst unterordnen!«
    Ich spürte, wie ich in einen Strudel der Begeisterung geriet. Pranav Ketar, der Wohltäter, hatte ausgesprochen, was uns allen auf der Seele lag, und auf einmal kam ich mir mit meiner Forderung nach einer Rückkehr der Santor in ihre Heimat sehr schäbig vor, während ich geradezu darauf brannte, eine neue Aufgabe übertragen zu bekommen.
    »Und daher«, dröhnte Ketars Stimme, »habe ich noch eine letzte Bitte an die kleinen Gräber: Wir alle verzehren uns nach Harmonie. Ihr seht selbst, dass die hässlichen Reste des Krieges dieses Sonnensystem noch immer dominieren. Könnt ihr der Allianz ein letztes Mal beistehen, ehe ihr die Heimreise antretet? Ein allerletzter Dienst an den Idealen der Freiheit?«
    Ja!, riefen wir alle, und die Chi'quan wiederholten es laut und ernsthaft: »Ja!«
    Pranav Ketar schien noch weiter zu wachsen. Rings um ihn standen Lazan in der Luft und verbreiteten goldenes Licht, in dem der Wohltäter aufzugehen schien.
    »Verschiebt die hässlichen Reste des Krieges, die diesen Ort verseuchen, damit hier eine gute Zukunft entstehen kann! Dies sei euer Großes Projekt, ein letzter Dienst an der Galaxis, kleine Gräber!«
    Und mit diesen Worten löste er sich vollkommen im goldenen Licht auf, und die Lazan verschwanden wieder, drifteten unsichtbar in die Unauffälligkeit.
    Dämmerung senkte sich über eine Welt, die für den Krieg stand und die nun mit unserer Hilfe untergehen und aus diesem Untergang neu entstehen sollte.
    Ich war zutiefst beeindruckt, spürte die Zustimmung der anderen wie heftige Vibrationen.
    Und dann war Ianis an meiner Seite.
     
    Wurzel fand Wurzel, Blatt streifte Blatt, und eine dunkle Ahnung überkam mich wie ein Echo, das aus der Verschlossenheit des Rotblatts herüberwehte. Es gelang mir nicht, diesen finsteren Gedankensplitter zu erhaschen, obwohl ich mir Mühe gab. Aber als Avitio war ich in dieser Hinsicht den meisten Iras unterlegen, erst recht einem so begabten wie Ianis.
    Glaubst du ihm?, fragte er.
    Selbstverständlich. Du hast ihn doch gehört. Glaubst du ihm etwa nicht?
    Zorn schüttelte sie, aggressive Exsudate brannten an meinen Wurzelhärchen. Nein, ich glaube ihm nicht! Und du solltest es auch nicht. Keiner von uns!
    Beruhige dich. Wir alle sind die Allianz, es gibt keinen Grund, einem anderen zu misstrauen, sei er Santor, Ramani, Goldener, Lazan …
    Sein Zorn wich nicht.
    Du hast es nicht GEHÖRT! Ich hingegen schon.
    Gehört?
    Ich bitte dich: Vertrau mir! Du hast die Kraft, mein Wissen umzusetzen und uns alle zu retten – ich selbst bin dazu nicht geeignet, ich kann gerade einmal mein Quintett steuern, wenn sich alle mir öffnen. Aber du – du konntest sogar mich überzeugen! Ich weiß nicht genau, wie du das machst, aber ich habe begriffen, dass du aus reinen Beweggründen handelst, also habe ich beschlossen, dir zu vertrauen.
    Ich zögerte, aber nur kurz. Ianis hatte mich mit einem wahren Schwall von Worten und Bildern eingedeckt. Das war mehr, als ich je von ihm gehört hatte. Also schön – ich höre dir zu.
    Ich kann die wahren Gedanken des Wohltäters lesen, wenn er sehr angespannt ist wie eben bei dieser Rede. Sie schimmern dann hinter seinen Worten durch wie … wie …
    Wie eine zweite Wirklichkeit? Ein anderes Universum?
    Ja! Ianis wirkte überrascht. Woher weißt du das? Kannst du seine Gedanken etwa auch …?
    Nein, natürlich konnte ich die Gedanken eines Goldenen nicht lesen. Aber durfte ich Ianis die Geschichte der Riofe Rohn erzählen? Es war unwahrscheinlich, dass er damit umgehen konnte. Niemand erinnerte sich daran, dass wir aus einem anderen Universum stammten, diese Erinnerung hatten uns die Mediziner der Allianz genommen, um uns vor uns selbst zu schützen. Würde er mir überhaupt glauben, wenn ich von dem anderen Universum sprach?
    Bist du dir sicher?
    Ja. Ja, ich bin absolut sicher. Etwas Furchtbares wird geschehen, wenn wir

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