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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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angenommen, als weder mein eigenes Volk noch der Wohltäter mich akzeptierte. Sie verdient jedes Vertrauen.
    Ist das alles? Ianis zitterte vor Zorn, ich sah förmlich den Saft durch seinen Stängel pulsieren. War dies nicht ein Beweis dafür, was ich über die Herkunft meines Volkes erfahren hatte? Dass wir eins gewesen waren? Bedurfte es dieses Beweises überhaupt, wo wir doch den Weg nicht mehr zurückgehen konnten?
    Wir hatten nichts zu verlieren.
    Wir werden ihr vertrauen!, sagte ich und legte so viel Kraft in meine Sendung, wie ich konnte. Ich sollte ein Steuerelement sein? Nun, dann wurde es Zeit, diese Erwartung zu erfüllen. So, wie wir einander vertrauen.
    Zu seiner Überraschung beugten sich alle anderen, ohne zu zögern.
    Wir vertrauen ihr. Wir verzichten auf unseren Plan.
    Du staunst, Betty Toufry? Weshalb?
    Weil ich mit dieser Entscheidung bereitwillig den Millionen anderen Santor den Tod brachte? Wieso wundert dich das? Hättest du anders entschieden?
     
    »So ist der Pakt also geschlossen.« Cyra Abina machte eine rasche Handbewegung. Sofort waren drei, vier Chi'quan da, als hätten sie nur darauf gewartet, und warfen etwas, das wie ein engmaschiges Netz aussah, über uns alle.
    Ich spürte, wie meine Verbindung zur Welt schwand, alles wurde blass und schal und faulig, als die anderen Santor plötzlich wie von uns abgeschnitten waren, sogar jeder Wurzelkontakt endete.
    Wir waren isoliert.
    Unsere Gedanken wirbelten umeinander, chaotisch, fragend, sehnsüchtig. Mit unseren eigenen Sinnen vermochten wir nichts mehr wahrzunehmen. Ich zwang mich, meinen Geist auszuschicken. Paal'chck!
    Der Chi'quan stand über uns, neben Cyra Abina, und es fiel mir leicht, in seine Wahrnehmung einzudringen.
    Paal'chck war beschäftigt, das band einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit. Er justierte einen frei vektorierbaren Transfer, ein Begriff, den ich zwar noch nie gehört hatte, bei dem ich aber davon ausging, dass er mit unserer Rettung zusammenhing. Prinzipiell ähnelte es offenbar unserer Fähigkeit des Verschiebens, allerdings gebunden an die gleiche universale Koordinate. Das Netz, das uns umfing, definierte den zu versetzenden Bereich, genau wie bei unseren Pollen. Ich glaubte nicht daran, dass es sich um einen Zufall handelte. Alles, was mich interessierte, waren die Ereignisse ringsum.
    Würde das Verschieben funktionieren? Und was geschah dann mit uns Santor?
    Ich sah durch Paal'chcks Augen, die sich schuldbewusst meinem Willen ergaben, auf das Meer von Blüten, in dessen Zentrum das mittlerweile von den Pollen markierte Watape-Objekt aufragte. Eine gewaltige Projektion des Wohltäters erschien am Himmel, Lazan kreisten um ihn und sandten vielfarbige Schauer intensiven Lichtes zu Boden.
    Und die Nugrani, die sich an ihn klammerten, schickten ihre Pollen.
    Nein. Nicht so.
    Die Santor, die nicht wie wir unter Cyra Abinas Schutz standen, reckten sich in diesem Licht, wuchsen, wurden intensiver in der Farbe, mehr und mehr Saft schoss aus der Erde durch die Wurzeln in den eigentlichen Körper, und schließlich, auf Ketars Geheiß, verschoben sie.
    Das gewaltige Watape-Objekt wurde zuerst von einem goldenen Schimmer umhüllt wie von einer Haut. Innerhalb dieser Hülle wurden seine Konturen immer schwächer, bis nur noch das Licht übrig war.
    Dann fiel es in sich zusammen. Vom Watape-Objekt war nichts mehr zu sehen.
    Ich begriff, dass Ianis uns belogen hatte. Nichts war geschehen. Die Santor hatten überlebt.
    Dachte ich.
    Ich war noch so gefangen von meiner Erkenntnis – der Tod meines Volkes schien abgewendet –, dass ich vollkommen überrascht wurde, als mehrere Dinge gleichzeitig geschahen: Die Welt verschwand, und wir sanken langsam hinab in ein umfassendes Dunkel. Aber das Letzte, was ich durch Paal'chcks Augen wahrnahm, ehe die Dunkelheit uns alle entführte, waren bläuliche Flammen, die aus den Pollen stoben. Sie wüteten wie eine gewaltige Klaue unter den Santor und verbrannten sie alle, egal ob rote Iras, violette Prudab, gelbe Spevii, blaue Temlyn, orangefarbene Folux oder – wie ich – grüne Avitio.
    Alle starben.
    Alle – bis auf uns sechs, gefangen und geschützt durch Cyra Abina.
    Alle verbrannten, verpufften in einer kaum messbaren Zeit durch ein Feuer, das … das …
    Ich wusste nicht, wie Ketar die Nugrani dazu gebracht hatte. Was war das für ein Feuer gewesen? Weshalb sollte uns der Wohltäter derart strafen? Nur weil er Angst vor einem Wiedererstarken der Riofe Rohn hatte? Wohl kaum. Er

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