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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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offenkundig war es derzeit außer Funktion.
    Was Pranav Ketar nervös machte, war der Umstand, dass wir keine Ahnung hatten, wie dieses Artefakt aktiviert werden konnte.
    Paal'chck und ich prüften das Objekt vorläufig nur aus der Ferne. Zu präsent war mir die abnormale Schwächung noch, unter der ich gelitten hatte. Rasch wurde mir klar, dass es wirklich einer enormen Menge Santor bedurfte, um das Objekt lückenlos zu erfassen.
    Und es musste schnell gehen, ehe das Watape-Objekt unsere Leben fraß.
    Wir mussten es verschieben. Der Feind durfte keinen Zugriff mehr darauf gewinnen, Watape war ein so seltener Stoff – das glaubte ich damals, und das glaube ich heute –, dass Dinge, die daraus gefertigt wurden, wichtig sein mussten. Besonders große Watape-Artefakte waren also automatisch auch besonders wichtig.
    Und das zu verschiebende Objekt auf der Feindwelt war gigantisch.
     
    Es war ein erhabener Moment, die Abermillionen Santor zu spüren, sich mit ihnen in der Rhizosphäre zu vereinen und etwas zu tun, was keinem Einzelnen jemals gelungen wäre. Es könnte die Stunde unserer Macht werden, und die meisten sahen es wohl so.
    Wir würden das Watape-Objekt verschieben, und wir würden zugleich uns einen Weg in die Heimat öffnen. Wir wollten zurück. Uns war egal, wo dieses Zurück lag und was uns dort erwartete. Wir wollten nach Hause, selbst wenn sich nicht jeder dieses Wunsches so bewusst war wie ich.
    Vielleicht war ich zu besessen davon.
    Wahrscheinlich hätte ich es Pranav Ketar nie sagen dürfen. Dann wäre vieles anders gelaufen, vermute ich.
    Aber die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, und jedes Mal, wenn ich auf meinen Erinnerungen rückwärts reise, begreife ich das Konzept des Schmerzes ein wenig besser.
    Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es zwar unsere Meisterleistung werden würde, aber zugleich auch unser Verderben … Aber ich wusste es.
    Wissen kennt keine Gnade, Betty Toufry. Daher muss es angereichert werden durch das, was uns zu empfindenden Geschöpfen macht – ob Pflanze oder Tier, es ist einerlei. Das habe ich von Cyra Abina gelernt, und das bewegte mich schließlich zu tun, was getan werden musste und kein anderer konnte.
    An diesem Tag würde es enden. Der Wohltäter verlöre seine Maske und entblößte die Stempelgefäße. Es gab nur eine winzige Möglichkeit, dem Verderben für alle Zeiten zu entgehen: Wenn alle Santor gemeinsam ihre Kräfte aktivierten, mussten wir eingreifen und sie so steuern, dass sie nicht nur das Watape-Objekt erfassten, sondern auch alle einander gegenseitig und dabei den Nullstan anpeilten. An mir würde es liegen, die universale Nullstelle anzusteuern – zumindest, wenn die Aufzeichnungen recht hatten und diese Gabe nur einem Grünblatt zu eigen war. Wenn wir uns jedoch irrten …
    Mir war bewusst, dass es noch kein Santor geschafft hatte, aber bisher hatte ein entscheidender Faktor gefehlt: Avitio, Grünblätter. Das sechste Geschlecht, ohne das alle anderen nicht zueinanderfanden.
    Paal'chck trug mich zu Ianis' Quintett. Er fragte nichts, obwohl er etwas ahnte, das spürte ich. War er schon immer so verschlossen gewesen?
    Ich bemühte mich, in seinen Gedanken zu lesen, aber alles, was mir entgegenwölkte, war Schwärze, ein Blick auf die dunklen Nebulae, aus denen er stammte.
    Ianis und seine vier Getreuen erwarteten mich. Sie hatten sich eine Stelle ausgesucht, die in einer Mulde lag, sodass genügend Platz zu anderen Santor blieb, die nicht in ihren Plan eingeweiht waren.
    Ihr wisst, dass von uns das Überleben unserer Art abhängt? , stellte Ianis die entscheidende Frage. Die Vertreter der Prudab, Folux, Temlyn und Spevii bejahten, ebenso wie ich.
    Wenn wir verschoben, würden wir alle sterben. Das stand fest. Jeder einzelne Santor, der sich daran beteiligte, würde untergehen.
    Unsere einzige Chance bestand darin, das Verschieben zu unterlaufen, es zu sabotieren. Wenn das Unterfangen scheiterte, war die Bedingung für unseren Tod nicht mehr erfüllt. Aber durften wir uns schuldig daran machen, ein Ding wie das Watape-Objekt nicht beseitigt zu haben?
    Eine sanfte Brise strich über die Millionen Santor, die sich rings um das Watape-Objekt aufgebaut hatten. Ich wusste, dass sie künstlich erzeugt wurde. Der Wohltäter überließ nichts dem Zufall. Der Wind hatte zwei Funktionen: Er stimulierte unseren Blütenbereich, und er würde unsere Pollen an ihr Ziel tragen.
    Ich spürte, wie sich meine Staubgefäße regten, wie sie Pollenkorn um Pollenkorn

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