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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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ich erschrocken. Keine Sekunde kam mir der Gedanke, Paal'chck anzulügen.
    Mir kannst du nichts vormachen, kleiner Gräber. Ich bin dein Freund, und deswegen musste ich handeln. Deine Gedanken waren in den letzten Tagen derart in Aufruhr, dass ich parataub sein müsste, um nichts zu bemerken.
    »Phylior, Ianis! Ich flehe euch an: Lasst ab von eurem Plan! Ihr dürft das Verschieben nicht hintertreiben! Die Folgen …«
    Die Folgen?, rief Ianis. Die Folgen für uns wären fürchterlich – ist dir das nicht bewusst, Goldene? Er klang zornig, als saugten seine Wurzeln fauliges Wasser.
    »Hört mich an!«
    Anhören? Jetzt willst du reden? Jetzt? Im Augenblick unseres Siegs über die Lügen? Ich kenne die ganze Wahrheit!, erregte sich Ianis.
    Ich schämte mich in diesem Moment, dass ich ihm nichts über unsere wahre Herkunft verraten hatte. Womöglich könnte er dann alles besser begreifen. Ich hatte es ihm sagen wollen, sobald wir uns in die Heimat versetzt hätten. Dort hätte ich ihm und den anderen allen verraten, was ich über die Riofe Rohn erfahren hatte. Über uns.
    Aber was, wenn es auch in der Gegenwart Riofe Rohn der alten Art gab? Würden sie uns erkennen oder töten? Ich begriff, dass ich zu eilig gewesen war, als ich Ianis' Plan zugestimmt hatte. Seine ganze Unzulänglichkeit schimmerte in mir auf. Es war möglich, dass ich unser ganzes Volk in den Untergang führte, wenn wir es tatsächlich schafften, uns selbst zu verschieben.
    Die Goldene beugte sich über uns, nicht drohend, sondern besorgt. »Jeder, der behauptet, die ganze Wahrheit zu kennen, lügt. Niemand kann die ganze Wahrheit kennen, nicht einmal seine eigene. Dafür ist die Wahrheit zu groß, zu vielfältig wie jede andere Urkraft des Kosmos.« Sie streichelte sanft über meinen Blütenkopf. »Verstehst du die Gravitation? Begreifst du die Entropie? Kennst du die Geheimnisse des Lichts? Nein, kleiner Gräber, du hast nur einen Splitter von einer solchen Urkraft erhascht. Aber ich zeige dir eine weitere Facette der Wahrheit: Falls ihr den Wunsch des Wohltäters nicht erfüllt, werdet ihr sterben. Begreift das! Ketars Zorn ist grenzenlos.«
    Wir schwiegen.
    Paal'chck sagte: »Sie hat recht. Es wartet so oder so der Tod. Aber die Verschiebung muss geschehen.«
    Ianis und ich verschränkten unsere Wurzeln, so fest, dass es schmerzte, als würgten sie einander. Alle aus unserem Sextett wollten das Gleiche wissen, aber wir ließen Ianis wieder den Vortritt. Ianis – der Rote, der Iras, der nach Gerechtigkeit Strebende, dessen Zorn sich in jeder Zelle zeigte.
    Wieso? Was ist an dieser Verschiebung so wichtig, dass ihr alle bereit seid, uns sterben zu lassen?
    Cyra Abina stellte sich wieder auf, sodass wir es alle in den Wurzeln spürten.
    Der Blütenstaub schwebte noch immer nieder. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    »Ich darf es euch nicht sagen. Aber ich missbillige die Vernichtung einer ganzen Art. Wenn ihr darauf verzichtet, die Verschiebung zu sabotieren, werde ich dafür sorgen, dass ihr überlebt – und damit die Santor an sich. Ihr seid nicht eure Vorfahren.«
    Den Begriff »Riofe Rohn« mied sie. Es war besser, wenn dieser Name endgültig vergessen würde.
    Ich spürte Ianis' Misstrauen. Aber er spürte mein Einverständnis, und das schien ihm für den Moment zu genügen. Er wandte sich an die anderen.
    Der Prudab schwieg, seine violette Blüte schloss sich langsam und hochmütig.
    Ich würde ihr gern glauben.
    Der blaue Temlyn drehte sich der Folux zu, die neben ihm wuchs und ihre orangegelben Blütenblätter aufregend aufklappte und offenbar nicht daran dachte, Position zu beziehen.
    Ich spüre die Wahrhaftigkeit, signalisierte der Spevii.
    Damit fehlt nur noch unser Avitio. Phylior?, erkundigte sich Ianis. Was ist deine Meinung?
    Ich schwieg und suchte nach dem Bild in mir, das ich von Cyra Abina gewonnen hatte. Nicht das, was andere sahen, nicht das, was die Goldene sagte oder tat, nicht meine Meinung, sondern die Essenz ihres Wesens, die ich zu erspüren versuchte.
    Zugleich dachte ich an den Wohltäter und dessen Wut gegen die andere Goldene, seinen Hass auf alles, was sich nicht zum perfekten Werkzeug eignete. Ich kannte den Wohltäter vielleicht nicht so lange wie die anderen, aber ich verstand, wie er handelte. Cyra Abina hatte recht: Wenn wir versagten, würde er uns auslöschen, ohne einen weiteren Gedanken an uns zu verschwenden.
    Wir sollten ihr vertrauen, empfahl ich schließlich. Ich jedenfalls glaube ihr. Sie hat sich meiner

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