PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
einfach. Dann, als fiel ihr gerade erst auf, dass eine ausführlichere Antwort womöglich höflicher war, fügte sie hinzu: »Ich … werde nun die Paraperlen nutzen, um telepathischen Kontakt zu meinen Helfern auf einer anderen Welt herzustellen.« Sie berührte sanft den Kamm in ihrem Haar. Silberne Blasen bildeten sich dort.
Sie keuchte. »Ja! Ich habe Kontakt! Mein Versteck auf dem vierten Planeten wurde also nicht gefunden. Still! Stört mich jetzt nicht!«, rief sie, als Deringhouse Anstalten machte, auf sie zuzugehen. »Wir sind … gerade dabei, Informationen auszutauschen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange …! Es müssen Jahrtausende gewesen sein.«
Der Himmel flackerte, ein merkwürdiges Summen lag in der Luft. Sie kniff die Augen zusammen wie unter großem Schmerz.
Deringhouse bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Etwas lief nicht ganz so, wie Cyra Abina es sich vorgestellt hatte.
»Kontakt hergestellt«, donnerte in diesem Moment eine körperlose, ihm bisher unbekannte Stimme, der es an jeder Betonung fehlte, deren Lautstärke aber ausreichte, dass selbst der riesenhafte Naat den Kopf einzog. »Zündung eingeleitet.«
Das war eindeutig nichts, was die Goldene erwartet hatte.
»Was soll das?« Cyra Abina griff sich an den Kopf. Sie versuchte, das Schmuckstück, das ihr half, telepathischen Kontakt zu ihren Helfern herzustellen, aus dem Haar zu entfernen.
Vergebens.
Als sie es berührte, blitzte es grell auf, und ihre Finger färbten sich schwarz. Der rechte Arm hing nun ebenso gelähmt wie der linke an ihrem Körper herunter.
Ein Energieschirm leuchtete rings um sie auf und bannte sie auf der Stelle. Woher kam dieser Schirm?
Damit hatte sie sichtlich nicht gerechnet. Pranav Ketar war bei Weitem nicht so sorglos gewesen, wie sie angenommen hatte. Dass das Artefakt so offen herumgelegen hatte, hätte Warnung genug sein müssen. Aber niemand, nicht einmal sie selbst, hatte daran gedacht, dass es sich um einen Teil einer Falle handeln könnte – Toreead und Deringhouse mangels Wissens und die Goldene, weil sie es sich nicht vorstellen konnte.
Die innere Schutzkuppel erlosch. Der Boden bebte. Wind kam auf. Von den riesigen Bäumen erklangen Explosionen, brennende Borkenstücke flogen wie Schrapnellgeschosse durch die Gegend, das Gras verdorrte, die Büsche brannten lichterloh.
Orangerot glühende Augen kamen vom Himmel herab. Die Lazan! Nichts trennte sie nun noch von der üppig blühenden Welt unter ihnen.
Deringhouse richtete den Blick auf die Baumlandschaft dahinter und glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen: Anstelle der Überständer, die so majestätisch und Schutz gebietend ihre Krone über den Urwald gespannt hatten, ragten nun bloß noch deren Skelette in den Himmel. Aber was waren das für Skelette: metallene Röhren wie übergroße Antennen. Deringhouse zweifelte keine Sekunde daran, dass es sich genau darum handelte.
Die riesigen Antennen, die bis vor Kurzem scheinbar noch Bäume gewesen waren, standen in Flammen: Blauweiße, knisternde Energien rasten daran empor und wieder herab, Funkenbögen sprangen zwischen ihnen hin und her. Die Lazan badeten in der ungezügelten Energie, gaben ihrerseits umgeformte Energien wieder ab.
Die Kampfanzüge meldeten ein Bombardement unterschiedlichster Strahlung.
»Was geschieht hier?« Toreeads dreiäugiger Blick flackerte. Eine ganze Welt stürzte ein – und sie waren mittendrin.
Deringhouse begriff, oder zumindest glaubte er, wenigstens ansatzweise zu erkennen, was gerade um ihn geschah: Pranav Ketars Rache war noch perfider, als er geargwöhnt hatte. Er wollte nicht nur Cyra Abina bestrafen, sondern auch all ihrer Helfer habhaft werden. Zu diesem Zweck hatte er Arktur I so hergerichtet … Alles nur, um die Goldene zu einer Dummheit zu verleiten, die sie den Kopf kosten würde.
Er hatte ganz offenbar darauf gesetzt, sie würde telepathischen Kontakt zu ihren Helfern herstellen – und er nutzte diesen Moment, um den Kontakt zu orten und »einzufrieren«. Wie dies technisch zu bewerkstelligen war, wusste Deringhouse nicht. Er wusste, was Telepathie war, aber diese Begabung wirkte auf ihn furchtbar unwissenschaftlich. Von daher war er auf Spekulationen und Analogien angewiesen, um zu verstehen, was Pranav Ketar vorbereitet hatte.
Cyra Abina schien ebenfalls das ganze Ausmaß der Katastrophe zu begreifen, die sie – unwissentlich – ausgelöst hatte. Weil sie ihren Gegner unterschätzte.
»Rettet euch!«, befahl sie Deringhouse
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