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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Nerven, die seiner Wahrnehmung einen Streich spielten.
    »Und jetzt?«, fragte Belinkhar.
    »Jetzt warten wir«, gab Crest zurück.
    »Großartig.« Iwan Goratschin seufzte. »Hat jemand Karten dabei?«
    Rhodan musste unwillkürlich schmunzeln. Tatsächlich gab es an Bord der HIS-KEM-IR nicht viel, mit dem sich humanoide Lebewesen die Zeit vertreiben konnten. Vielleicht sollte er in seine Kabine zurückkehren und ...
    Der Ruck, der durch das Netzschiff fuhr, war nicht besonders heftig, aber Rhodan registrierte irritiert, dass die beiden Trebolaner aufgeregt ihre Steuerpulte bearbeiteten.
    »Was war das?«, stellte Atlan die auf der Hand liegende Frage.
    »Sonnenwinde«, erwiderte Je-Ron-Tia knapp.
    »So tief unten?« Crest drängte sich zwischen die Spinnenwesen, um die Anzeigen besser betrachten zu können. »Das ist nicht möglich. Außerdem hätten uns die Verzerrungen im Magnetfeld warnen müssen.«
    »Würde irgendjemand auch uns Normalsterbliche aufklären?«, rief Rhodan in das Pfeifen des Alarms.
    »Sonnenwinde sind Ströme geladener Teilchen, hauptsächlich Protonen, Elektronen und Heliumkerne, die durch das physikalische Ungleichgewicht entstehen, das die Kernfusion innerhalb der Sonnenatmosphäre auslöst ...«, setzte Atlan an.
    Er wurde von Rhodan unterbrochen. »Verdammt, ich weiß, was Sonnenwinde sind!«, schimpfte er wütend. »Ich will wissen, was ...«
    Der Boden der Zentrale vibrierte. Mehrere Bildschirme zersprangen mit lautem Knall. Die HIS-KEM-IR bäumte sich plötzlich auf wie ein störrisches Pferd. Rhodan wurde von den Beinen gerissen und gegen ein Steuerpult geschleudert. Er schrie, als sich etwas Spitzes, Hartes in seine Seite bohrte.
    »Hochfahren!«, brüllte Crest gegen den Lärm an, der sich wie ein Flächenbrand in der Zentrale ausbreitete. »Wir müssen sofort die Energieerzeuger wieder hochfahren!«
    »Die Positronik reagiert nicht.« Hörte Rhodan da Panik aus Je-Ron-Tias Stimme? War der implantierte Translator überhaupt in der Lage, so etwas entsprechend zu extrapolieren?
    »Wir stürzen ab«, meldete Ril-Omh-Er. »Der Partikelstrom hat die Zentraleinheit getroffen. Sämtliche Systeme sind tot! Wir stürzen in die Sonne!«
    So endet also mein kurzer Traum von den Sternen , dachte Rhodan noch. Dann setzte die künstliche Schwerkraft endgültig aus, und die HIS-KEM-IR neigte sich langsam nach vorn.

2.
     
    Es ist stets der Augenblick, in dem sich Zeit und Ewigkeit berühren. Anstatt seine Bedeutung in Zweifel zu ziehen, sollten wir uns seiner Wirkung in jeder Sekunde unseres Lebens bewusst sein.
    Die Worte des berühmten arkonidischen Philosophen Mohrat da Them gingen Sergh da Teffron seit den frühen Morgenstunden nicht mehr aus dem Sinn. Die Hand des Regenten war mitten in der Nacht aufgewacht und danach nicht mehr eingeschlafen. Nach längerer ruheloser Wanderung durch seine Privaträume im Orbitalgeflecht hatte er schließlich die Schriften da Thems in der Hoffnung aufgerufen, dass sie ihm die verlorene innere Ruhe zurückgaben.
    Während seiner Zeit als Gouverneur von Naat hatten ihm dessen Bücher häufig Trost gespendet und ihn mehr als einmal davor bewahrt, in Lethargie und Selbstmitleid zu versinken. Mohrat da Them galt als einer der einflussreichsten Denker des frühen Imperiums, und das, obwohl er seinem Leben mit nur 29 Jahren selbst ein frühes Ende gesetzt hatte. Seitdem versuchten sich Wissenschaftler zahlreicher Disziplinen an der Deutung seiner erstaunlich umfangreichen Hinterlassenschaft.
    Da Thems zentrales Motiv war der Widerspruch zwischen Wissen und Erkenntnis – zumindest soweit es Sergh da Teffron betraf. Die Hand des Regenten war kein weltfremder Ideologe, kein Theoretiker der Macht, sondern ein Mann mit strengen Prinzipien und einer klaren Vorstellung, welche Handlungen aus ihnen abzuleiten waren. Dennoch gab ihm die Lektüre der alten Texte ein schwer in Worte zu fassendes Gefühl von Freiheit, ein Gefühl, das er nicht festzuhalten vermochte, das ihn jedoch an eine Zeit erinnerte, in der sein Leben noch einfach und unkompliziert gewesen war.
    Sergh da Teffron stand mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor dem großen Panoramafenster und starrte blicklos auf die viele Kilometer unter ihm liegende Planetenoberfläche. Vor wenigen Minuten war die dichte Wolkendecke über dem einzigen Kontinent der Wasserwelt an einer Stelle aufgerissen. Durch die entstandene Lücke waren die Lichter der Fabrikanlagen und Industriekomplexe als winzige Punkte in einem

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